Die Erze im Herze

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Kurz vor dem Nennschluss zur 54. Erzgebirgsrallye meldete sich Veit König bei mir. Dieser hatte eine Woche vorher in der italienischen Suzuki Rally Trophy einen feinen 2. Platz erkämpft, war scheinbar noch im totalen Fahrrausch und fragte mich, ob ich Lust und Zeit hätte mit ihm seine Heimveranstaltung zu bestreiten. Ich erbat mir etwas Bedenk- und Planungszeit, konnte ihm aber schließlich zur unserer 5. gemeinsamen "Erze" zusagen.

Es war ein langer rallyeloser Winter. Ich wollte die Veranstaltung als persönliche Vorbereitung für die anstehende Rallye Vogelsberg mit Roman Schwedt nutzen, um meinen Rost abzuschleifen und meine Routine für die Abläufe und das Timing zurückzugewinnen. Auf der anderen Seite durfte und wollte ich mir keinen Fehler erlauben, um auch Veit die Möglichkeit zu geben, sich mit einem guten Resultat in seiner Heimat zu präsentieren. Aus beiden Zuständen erwuchs in mir eine ungewohnte Vorstartnervosität und -angespanntheit. Veit ging es ähnlich.

Drei klassische Wertungsprüfungen (WP) standen auf dem Programm: "Oberdorf", "Grünhain" und "Gelenau". Alle drei WPs sind Veit und ich bereits in der Vergangenheit in verschiedensten Versionen gefahren. Zur Vorbereitung bedeutete das für mich: Abtauchen ins Aufschriebsarchiv... Ich zauberte 2 "fertige" Aufschriebe aus den Jahren 2011, 2012 und eine Korrektur aus 2014 hervor. In der Summe sollte dieser Mix eine gute Ausgangsbasis für eine erfolgreiche Rallye sein.

Bei perfektem Frühlingswetter zogen wir eine weiche Reifenmischung auf. Die falsche Wahl. Veit haderte die ganze Zeit mit der schmierigen Vorderachse und dem schlechtem Einlenkverhalten unseres "Swiftl's". Trotzdem sollte es für ansprechende Top10 Zeiten in "Oberdorf I" und "Grünhain I" reichen. Dann kam "Gelenau"...

Gelenau liegt nur einen Steinwurf von Veits Heimatstadt Zschopau entfernt. Es ist quasi seine Heimprüfung, die Männer von Bübchen trennt und bei der er immer ganz besonders glänzen möchte. Beim Anbremsen einer "Links Zwo" war er jedoch etwas zu optimistisch. Wir rutschten kurz seitlich ins Feld, fanden schnell auf die Straße zurück und konnten trotzdem noch die 5. Gesamtzeit fahren.

Für die zweite Runde stellten wir etwas die Spur und das Fahrwerk nach. Beides hatte positive Auswirkungen auf das Fahrverhalten des weißen Suzuki's. Besonders in "Grünhain II" lief es jetzt viel runder und damit auch besser. Zum Abschluss in "Gelenau II" zauberte Veit noch einmal. Schneller und sauberer haben wir den Plattenwegabschnitt noch nie bewältigt. Nach 4 Minuten und 31 Sekunden drückte ich auf die Stoppuhr, nahm meinen Helm ab, schaute rüber und vernahm ein stilles, breites Grinsen in Veits Gesicht. Mit der 4. Gesamtzeit bewies er, wieder einmal, dass er noch lange nicht zum alten Eisen gehört.

Am Abend feierten wir eine gelungene Heimrallye im Erzgebirge, einen nie gefährdeten Klassensieg und einen feinen 6. Gesamtplatz.

Ich war froh, dass mein Auftakt in die Rallyesaison 2017 so erfolgreich verlief. Trotz meiner Erkältung hatte ich immer ein gutes Gefühl beim Ansagen und auch alles Andere stets unter Kontrolle. Ich denke ich fahre bestens vorbereitet am nächsten Wochenende nach Schlitz und bin mehr als gespannt auf meine Wiedervereiningung mit Roman und dem Opel Adam R2.


Bildquelle: Jan Stimpel