Begleitetes Fahren mit 17

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Vor zwei Monaten stellte mir Dennis Zenz (Profi-Beifahrer und Instrukteur beim DSK) zwei kurze Fragen. Diese waren: "Wie alt?" und "Wie viele Punkte in Flensburg?". Meine entsprechende Antwort: "36 und 0." Die Frage zielte darauf ab, ob ich die Grundvoraussetzungen zum "Begleiteten Fahren" mitbringen würde, um einem 17-jährigen Nachwuchstalent bei seiner ersten Rallye in Wertung zu unterstützen. Hatte ich…

Roman Schwedt ist Saarländer und wollte schon immer Rallyefahrer werden. Mit dem Rallyevirus wurde er bereits in frühester Kindheit infiziert, denn aufgewachsen ist er in den Serviceparks und auf den Kartstrecken Europas. Es dauerte nicht lange bis alle möglichen Hebel im Gang gesetzt wurden, um ihm diesen Wunsch zu erfüllen... und zwar, so schnell wie möglich. Dafür mussten zu allererst viele bürokratische Hürden beim DMSB und den Verwaltungsämtern bewältigt werden. In der Zwischenzeit gewann er souverän das DSK Rallye-Scouting von Armin Schwarz und wir testeten gemeinsam mit AUDEX Motorsport unser geplantes Einsatzfahrzeug, den Opel Adam Cup, auf dem Fliegerhorst in Diepholz. Vor einer Woche flatterten schließlich alle Bestätigungen und die Internationale C-Lizenz ins Haus. Grünes Licht für Roman's Rallyepremiere zum Finale der Deutschen Rallye Meisterschaft als Gaststarter im ADAC Opel Cup bei der 3-Städte-Rallye.

Ich war gespannt, wie Roman sich in Deutschlands härtestem Rallye-Cup schlagen würde und wo wir im Vergleich zu den anderen 21 Nachwuchstalenten und Gaststartern stehen würden. Dass diese Standortbestimmung gleich bei vier Wertungsprüfungen (WP) in der Nacht am Freitag und bei leichtem Regen erfolgen sollte, erhöhte das Spannungsmoment bei mir zusätzlich (von meiner Erkältung einmal abgesehen). Von seiner großartigen Fahrzeugbeherrschung konnte er mich bereits beim Test in Diepholz überzeugen, ob er diese jedoch auch auf echten WPs umsetzen kann, blieb er mir noch schuldig.

Die WP "Eglsee" und "Reutern" mussten jeweils direkt hintereinander zweimal absolviert werden. Obwohl wir den ersten Durchgang "Eglsee I" relativ ruhig angingen, zerstörten wir uns beim Ausgang einer Schikane die vordere linke Felge. Das sollte uns jedoch nicht daran hindern beim zweiten Mal 9 Sekunden schneller zu fahren und die ersten guten Cup Teilnehmer hinter uns zu lassen. 1,4 Sekunden pro Kilometer verloren wir auf die Führenden.

Auf "Reutern I" verabschiedete sich dann ein vor uns gestartetes Team heftigts in die Botanik. Als wir an die Unfallstelle kamen, sahen wir nur noch Zuschauer, die halb auf der Strecke standen und uns mit wild wedelnden "Taschenlampenapps" zum Langsamfahren zwangen. Ich sah das "OK" Zeichen an der Unfallstelle und veranlasste Roman danach weiter Gas zu geben. Am Ende der WP, auf einem bergrennstreckenähnlichen Abschnitt, hatten wir zwar noch richtig Freude, die Zeit konnten wir aber nach dem unverschuldeten Mißgeschick vergessen. Der zweite Durchgang "Reutern II" verlief problemlos. Ungeachtet der extrem nachlassenden weichen Reifen, konnten wir am Ende noch eine achtbare 11. Zeit setzen.

Mein Fazit nach Tag 1:
Zwischenmenschlich - wunderbar; WPs - ausbaufähig; Lernkurve - erwartungsgemäß. Nur die Verbindungsetappen waren für meinen Geschmack etwas zu hektisch. Unsere Aufgabenverteilung war noch nicht optimiert und sorgte manchmal für unnötigen Stress.

Der zweite Tag fand zum großen Teil auf dem langen Rundkurs "St. Salvador" statt. Mehr als 65 km mussten in der Summe auf den schnellen und flüssigen Abschnitten rund um Thierbach bewältig werden. Am Morgen schien Roman jedoch etwas übermotiviert zu sein. Einen Rechtsabzweig, auf den wir in der ausgedrehten 5. Welle ankamen, bremste er viel zu spät an, so dass wir den Notausgang nutzen mussten. 4 Kilometer weiter bei einer Linkskehre übertrieb er es etwas mit dem Griff zur Handbremse und zwang uns in einen halben Dreher. Kleinigkeiten, die ihm verziehen werden sollten, denn was er auf den folgenden Abschnitten und am Nachmittag ablieferte, war allererste Sahne. Im Laufe des Tages fuhren wir noch drei Top 10 Zeiten und reduzierten unseren Rückstand auf unter 0,7 Sekunden pro Kilometer auf den Führenden.

Im Ziel waren wir alle glücklich. Über eine erfolgreiche Zielankunft, eine beeindruckende Leistungssteigerung und einen tollen 12. Platz. Was Roman abgeliefert hat, war in meinen, und ich hoffe in vielen anderen Augen auch, ein absolut starker Einstand in der deutschen Rallyeszene (für einen 17-jährigen Waldorfschüler)...

Ein großes Dankeschön geht an das Team von AUDEX Motorsport und unsere drei Mechaniker Jörg, Rico und Norbert, die uns ein top vorbereitetes Auto hinstellten und für einen absolut reibungslosen Auftritt während der gesamten Veranstaltung sorgten.


Bildquelle: Sascha Dörrenbacher