Fremdgänger Part I

Zur Rallye-Vogelsberg, dem 3. Lauf zur Deutschen Rallye Meisterschaft, ergab sich für mich die Möglichkeit dem Zahnarzt Dr. Marius Klein in einem von Gassner-Motosport betreuten Mitsubishi Lancer Evo 7 den Weg zu weisen, da Marius’ angestammter Beifahrer Jörn Limbach bei Herrmann Gassner Jr. im neuentwickelten Mitsubishi Lancer EVO 10 R4 als Vorrausfahrzeug eingeplant war.

Schon im Vorfeld wurde ich darauf hingewiesen, nicht mit allzu großen Erwartungen anzureisen. Als Spät- und Quereinsteiger geht es Marius beim Rallyefahren vorrangig ums Sammeln praktischer Erfahrungen und dem Fahrspass im Allgemeinen. Dies waren ganz wichtige Informationen für mich. Ein Grundprinzip im Rallyesport besagt nämlich: Die Stimmung im Auto muss gut sein. Wenn Fahrer und Beifahrer mit unterschiedlichen Einstellungen und Zielen bei einer Rallye starten, sich dazu noch nie im Leben vorher gesehen haben, dann ist das nicht nur hinderlich für das gemeinsame Verständnis sondern auch lebensgefährlich. Speziell bei so anspruchsvollen Wertungs-prüfungen (WP), wie bei der diesjährigen Ausgabe der Rallye-Vogelsberg rund um Alsfeld und Schlitz. Von daher fiel es mir nicht schwer meinen Ehrgeiz zu zügeln und um ein paar Stufen zurückzuschrauben.

Nachdem es während der Besichtigung vereinzelt noch regnete, präsentierte sich das Wetter während der perfekt organisierten Veranstaltung von seiner besten Seite. Die Reifenwahl war damit gelöst: weiche Trockenreifen für die gesamte Rallye. Und so ging es für uns am Freitag Abend auf die Nachtprüfungen. Verhalten und kontrolliert fuhren wir unseren Stiefel runter. Eine kleine Überraschung gab es für mich an der Stoppstelle der ersten WP, als sich mein rechtes Brillenglas verselbständigte und ohne Gestell zwischen meinen Dokumenten wiederfand. Vor dem Start zum Schlitzer Stadtrundkurs konnte ich jedoch das Glas mit ein bisschen Tape wieder fixieren - wenn auch nur provisorisch. Mein Sichtfeld war zwar dadurch etwas eingeschränkt, den Aufschreibe konnte ich aber trotzdem problemlos vorlesen. Von den gefahrenen Zeiten ordneten wir uns im Mittelfeld der 85 gestarteten Teilnehmer ein.

Am Sonnabend und mit zunehmender Dauer der Rallye erhöhte Marius naturgemäß seine Schlagzahl, setzte spätere Bremspunkte und fuhr generell entspannter und runder. Er verbesserte sich von WP zu WP und tastete sich immer mehr an sein persönliches Limit heran. Dass auch der Spass dabei nicht auf der Strecke blieb, liegt bekanntlich in der Sache an sich. Insbesondere die letzten zwei WPs konnte man als ordentlich bezeichnen.

Am Ende landeten wir ohne technische Probeme auf einem guten 25. Gesamtplatz und 4. Platz in der Division. Nachdem das Team Schuhej/Reith, die einzigen Gegner in unserer Fahrzeugklasse, auf der letzten WP aufgeben mussten, konnten wir unverhofft sogar noch einen kleinen Klassensieg feiern, allerdings ohne sportlichen Wert - aber das interessiert die Statistik ja nicht.

Bedanken möchte ich mich beim ganzen Team von
Gassner-Motorsport für den tollen Service und im speziellen bei Jörn Limbach, dass er in erster Linie an mich als Ersatzbeifahrer für die „Doktor-Kutsche“ gedacht hat.