Recovery
“Ride with me along on my palomino
looking in grey skies for the yellow
father, mother, sister are trying to fix you
but sorrow is in the marrow“
Gemma Hayes
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Konnte ich die letzten zwei Jahre noch relativ entspannt ausklingen lassen und mir Gedanken über die vergangenen 12 Monate machen, so gestaltete sich dieses Szenario 2014 als etwas schwieriger. Hauptsächlich, weil mir schlichtweg dazu einfach die Zeit und Muße fehlte.
Dieses Jahr stand ganz klar im Zeichen meine neuen Ideen zur Entwicklung des Ostafrikanischen Plateaus publik zu machen. In der Wissenschaft bedeutet dies in erster Linie Artikel zu schreiben, die von Gutachtern bewertet und mit ein bisschen Glück von Fachzeitschriften publiziert werden. Der wissenschaftlichen Gemeinschaft präsentiert man diese dann schließlich auf Konferenzen. Doch auf Konferenzen geht es nicht nur um die eigene Arbeit. Es bietet sich einem vor allem ein Forum, um neue Kontakte zu knüpfen und die bestehenden zu pflegen. Mitunter findet man auch Momente der Inspiration für neue Ideen. Anstelle mir also in der Heimat Gedanken über mein letztes Jahr zu machen, durfte ich dieses Jahr, dank des freundlichen Steuerzahlers, wieder einmal nach San Francisco fahren. Das "Herbsttreffen" der American Geophysical Union (AGU) ist die größte Konferenz für Geowissenschaftler auf der Welt, und jedes Jahr wird die Konferenz größer. 25000 Wissenschaftler fanden diesmal ihren Weg an die Westküste der USA. Ich sehe diese Entwicklung eher kritisch, denn wie effektiv kann eine Konferenz dieser Größe für einen einzelnen Wissenschaftler noch sein...?
Und dennoch wird die AGU 2014 mir wohl mein Leben lang in Erinnerung bleiben. Der Grund dafür lag weniger im wissenschaftlichen Output, sondern vielmehr an meinem eigenen Gesundheitszustand. Eine Blinddarmentzündung raffte mich innerhalb eines halben Tages dahin und bescherte mir meine erste Operation in meinem Leben. Für meine Kollegen und auch für mich war es überraschend, wie schnell sich mein Körper von dem Stress wieder erholte. 11 Stunden nach der OP konnte ich bereits das Krankenhaus verlassen, um eine Stunde später meine Arbeit auf der Konferenz zu präsentieren. Mangelnden Einsatz kann mir der freundliche Steuerzahler zumindest nicht vorwerfen. An dieser stelle gilt mein Dank meinen aufopferungsvollen Kollegen für ihren Einsatz und ihre seelische und moralische Unterstützung vor Ort. Bedanken möchte ich mich auch für die zahlreichen Genesungswünsche, die mich während der letzten Woche erreichten.
Ich wünsche Euch allen ein frohes und besinnliches Weihnachtsfest im Kreise Eurer Lieben und erholsame Feiertage. Möget Ihr gesund und munter ins neue Jahr rutschen. Wir sehen uns, auch ohne Blinddarm...
Mein Fehler und seine Folgen
Im Motorsport basiert jede Kalkulation auf zwei unberechenbaren Parametern:
#1 Keine technischen Probleme
#2 Keine menschlichen Fehler
Im Vorfeld der Lausitz Rallye habe ich alle anderen Eventualitäten durchgerechnet. Mit ein bisschen Glück hätten Veit König und ich nach 2011 wieder ADMV Meister werden können. Laut meinen Berechnungen würde es zwar extrem schwer werden, aber solange man rechnerische Chancen hat, sollte man sie nutzen.
Das Wetter war das ganze Wochenende herrlich - zu herrlich für eine Schotter Rallye. Durch den fehlenden Wind konnte sich der aufgewirbelte Staub der vorausfahrenden Fahrzeuge nicht setzen und so wurde es für alle Teilnehmer eine Nebelfahrt mit unbekanntem Ausgang. Ein perfekter Aufschrieb mit markanten Anhaltspunkten war ein absolutes Muss. Wir fühlten uns gut gerüstet und waren relativ entspannt, doch der Veranstalter entschied die beiden Nachtprüfungen am Freitag aus Sicherheitsgründen abzusagen.
Die Rallye begann für uns daher erst am nächsten Morgen bei Tageslicht. Doch der Staub blieb, genauso wie unsere Probleme mit der Gegensprechanlage, die sich schon über das ganze Jahr hinwegziehen. Und so verloren wir bereits auf der ersten Wertungsprüfung (WP) 30 Sekunden auf den extrem schnellen Stephan Dammaschke im Mitsubishi Colt.
Wir wechselten daraufhin die Helme, um für die 30 km lange Königsprüfung "Reichwalde" besser gerüstet zu sein. Veit konnte mich nun laut und deutlich verstehen. Ich dagegen hörte nur noch ein leises Sächseln. Aber das sollte uns nicht daran hindern voll anzugreifen. Nach 2 km kamen wir auf eine lange Gerade. Ich las vor: "300 voll zu Kuppe bei Tonne zu Kuppe hebt bei Tonne". Alles war gut. Weiterlesen: "in Senke zu Tonne Brems Brems Abzweig Rechts Zwo". Da die Senke für mich nicht spürbar war und die markante Tonne im Staub verschwand dachte ich, sie würde erst noch kommen. Doch meine Ansage war zu spät. Wir rutschten über den Abzweig hinaus, drehten uns und versuchten auf dem schnellsten Weg wieder zurück auf die Strecke zu finden. Veit sah die Spuren im Sand von Stephan Dammaschke, der vor uns ebenfalls den Abzweig verpasste und es durch den tiefen Sand gerade noch so zurück auf die Schotterstraße schaffte. Wir fuhren uns jedoch in seiner Spur fest. Nach sieben Minuten konnten wir uns durch die Hilfe zahlreicher Zuschauer wieder aus dem Sand befreien. An dieser Stelle vielen Dank an den Rallyefahrer Bernd Knüpfer, der als Zuschauer unsere Rettungsaktion "koordinierte". Nachdem wir wieder auf der Strecke waren hingen wir zu unserem Übel allerdings auch noch im Staub von Lars Uhlmann im Citroen Saxo fest. Wir verloren in der Summe 8 Minuten, alle Meisterschaftshoffnungen und irgendwie auch die Lust weiterzufahren. Im Service war ich untröstlich, denn es war mein Fehler, der zu allem führte. MEIN Fehler. Beifahrer machen keine Fehler... (Notiz an mich selbst: Auch Beifahrer sind Menschen).
Wir fuhren die Rallye im "Schongang" weiter, profitierten von ein paar Ausfällen vor uns und konnten uns wieder ein bisschen im Klassement vorarbeiten. Nachdem der Veranstalter aber auch die beiden letzten WPs am Sonnabend annullierte, fehlten uns zwei Möglichkeiten, um den 3. Platz in der Meisterschaft zu halten. Am Ende sollten es ein enttäuschender 11. Platz in der Division und 4. Platz in der Meisterschaft werden. Herzlichen Glückwunsch an Peter Corazza und Christoph Gerlich, die mit einer fehlerfreien Fahrt die ADMV Meisterschaft 2014 gewinnen konnten.
Erfolg zum Jubiläum
Es musste wieder einmal alles ganz schnell gehen. Veit rief mich aus seinem Sommerurlaub an und meinte er wolle die Wartburg Rallye in zwei Wochen fahren. Ein Einsatzauto hatten wir zwar noch nicht, aber in Aussicht. Und zwar den fast jungfräulichen Gruppe N Suzuki Swift Sport im Ausstellungsraum des Autohauses Melter in der Nähe von Karlsruhe. Der wurde ursprünglich als VIP und Gastfahrzeug für den Suzuki Rallye Cup aufgebaut und stand sich lange Zeit die Dämpfer in die Dome. Veit holte das Auto am Montag vor der Veranstaltung ab, während unsere Mechaniker in Zschopau bereits warteten. Ein Getriebewechsel und viele kleine Anpassungen standen auf dem Zettel. Nach drei Arbeitsnächten hatten wir ein einsatzbereites Fahrzeug auf den Hänger. An dieser Stelle vielen Dank für den Einsatz unserer Jungs (Ronny, Thomas und Andreas).
Die Wartburg Rallye gilt seit Jahren als meine absolute Lieblingsveranstaltung in Deutschland. Gründe dafür sind nicht nur die drei Klassensiege bei drei Starts in den letzten Jahren oder die anspruchsvollen Wertungsprüfungen (WP), sondern auch die gesamte Geschichte der Rallye, die mich seit den 80ern in ihren Bann zog. Umso schöner, dass ich auch noch ein kleines Jubiläum feiern konnte, denn sie war gleichzeitig die 75. Rallye an der ich teilnehmen durfte.
Vor dem Start war ich ungewohnt nervös. Glücklicherweise ging es Veit nicht anders. Vielleicht lag es an unserer 13. gemeinsamen Ausfahrt, die für unsere innere Unruhe sorgte, vielleicht aber auch die tragischen Vorkommnisse des letzten Jahres...
Unsere Anspannung legte sich jedoch schon nach der ersten WP. Den schönen Rundkurs im Cosmodrom mit der langen Ausfahrt über Krauthausen konnten wir mit 10 Sekunden Vorsprung als schnellstes Team bewältigen. Der Swift lief einwandfrei und wir nach all den Jahren scheinbar auch. Die schnellen Bergrennstrecken im Thüringer Wald liegen Veit besonders. Mit seiner Erfahrung und seinem runden Fahrstil hat er immer noch das Potential gegen die aufstrebende Jugend zu bestehen. Und die biss sich den ganzen Tag die Zähne an uns aus. Alle weiteren Wertungsprüfungen des ersten Tages konnten wir gewinnen und uns einen schönen Vorsprung von über einer Minute herausfahren.
Ein weiteres Highlight konnten wir noch einmal am nächsten Morgen auf der WP über die Hohe Sonne setzen - und zwar wieder einmal im Nassen. Trotz eines Verbremsers mit Zurücksetzen vor dem Abzweig nach Ruhla waren wir 15 Sekunden schneller als der Zweitplatzierte unserer Division und freuten uns über die 17. Gesamtzeit. Die Messe war damit gesungen. Kontrolliert und konzentriert fuhren wir problemlos die Rallye zu Ende und feierten im Ziel nach 11 von 16 gewonnenen WPs mit über 1:40 Minute Vorsprung einen klaren Sieg.
In der ADMV Rallye Meisterschaft konnten wir uns mit dem Erfolg wieder auf den dritten Platz verbessern, allerdings wird es dabei bis zum Jahresende nicht bleiben, denn wir werden höchstwahrscheinlich den letzten Lauf die Lausitz Rallye auslassen und damit der Konkurrenz das Feld kampflos überlassen. Wo wir dieses Jahr noch an den Start gehen werden, müssen wir uns in den nächsten Wochen überlegen. Immerhin haben wir jetzt ein Auto, das jederzeit zuverlässig einsetzbar ist und können in der Zwischenzeit in Ruhe die Probleme am anderen Swift aussortieren.
Für mich geht es in drei Wochen weiter bei der Doppelveranstaltung in Wedemark und dem Schotter-Cup. Diesmal wieder mit Dark Liebehenschel im Citroen C2R2.
Platz 2 zur Miete
Waren wir nach unserem Erfolg bei der Erzgebirgsrallye noch voller Vorfreude für die kommenden Veranstaltungen, so folgte die Ernüchterung auf dem Fuße. Zurück in den heiligen Hallen in Zschopau, wurde erneut ein Motorschaden am "Swiftl" diagnostiziert. An einen Einsatz bei der Sachsen Rallye in zwei Wochen war nicht zu denken. Ein Alternativplan musste her, um unsere Chancen in der ADMV Meisterschaft zu wahren. Die beste Adresse in so einem Fall: Schmack Motorsport, bei denen wir uns kurzerhand einen Gruppe N Suzuki Swift mieteten. Kurioserweise wurde dieser ursprünglich von unserem eigenen Team aufgebaut. Es konnte also nur gut gehen.
Vor der Qualifikation zur Bestimmung der Startreihenfolge passten wir den Suzuki, so weit möglich, an unsere Bedürfnisse an. Alles was in der Kürze der Zeit nicht ging, mussten wir so hinnehmen und sorgte im Team mitunter für viel Gelächter. Die Fußstütze auf meiner Seite war so weit vorne, dass ich mir die ganze Zeit vorkam, wie auf einer etwas längeren Sitzung auf dem WC - insbesondere mit dem Gebetbuch in den Händen. Die Gegensprechanlage ging auch nur in eine Richtung, aber glücklicherweise in die richtige. Veit konnte mich verstehen, ich ihn aber nicht. Machte aber alles nichts, weil das Auto sowieso unglaublich leise war. Jedenfalls im Vergleich zu dem, was wir inzwischen gewohnt waren.
Unsere Klasse war, Dank der Citroen DS3 R1 Trophy, mit 15 Teams gut gefüllt. Im Kampf mit den jungen Talenten rechneten wir uns unter den gegebenen Bedingungen eine Platzierung unter den Top 5 aus. Nach den zwei Durchläufen der Qualifikation reihten wir uns zu unserer eigenen Überraschung auf Platz 4 ein und verloren auf dem 3 km langen Stück etwa eine Sekunde pro Kilometer auf den Führenden Rigo Sonntag, der mit seinem leistungsstärkeren Honda als Favorit gehandelt wurde.
Nach dem starken Gewitter von Freitag auf Samstag konnte man davon ausgehen, dass die Passagen in den Wäldern um "Hirschfeld" und dem Rundkurs "Neuschönburg" noch immer feucht waren. Wir wählten für diese Wertungsprüfungen (WP) weiche Intermediate Reifen. Die absolut richtige Entscheidung. Veit fand gleich Vertrauen, war frei im Kopf und ließ vor allem in "Neuschönburg" den Swift richtig fliegen. Nach unserer ersten Bestzeit reihten uns mit einem Rückstand von 3 Sekunden hinter dem Team Knof/Stein im Citroen und 10 Sekunden hinter Sonntag/Roggow im Honda auf dem dritten Platz ein.
Auf dem Rundkursklassiker "Glück auf Brücke" in Zwickau fiel der Führende Sonntag mit technischem Defekt aus. Wir nutzen unseren technischen Vorteil aus den Spitzkehren (im Gegensatz zu den Citroens verfügt der Swift über eine Getriebesperre) und übernahmen die Führung, die wir auf der WP "Fraureuth" mit einem Vorsprung von 0,8 Sekunden verteidigen konnten. Auf der anspruchsvollen WP "Plohn" verloren wir allerdings satte 9 Sekunden auf Knof. Während wir bereits ziemlich am Limit gefahren sind, musste Philipp Knof vom Teufel besessen gewesen sein. Nach dieser Packung wollten wir den zweiten Platz nur noch halten, unseren Stiefel konzentriert weiter fahren und natürlich Spaß haben.
Morgenluft schnupperten wir allerdings noch einmal, als wir mit einer weiteren Bestzeit auf der "Glück auf Brücke" wieder eine Chance auf den Sieg hatten. Das Wetter sollte unseren Angriff jedoch vereiteln. Während Knof/Stein die WP "Fraureuth" im Trockenen meistern konnten, wurden wir durch den einsetzenden Regen etwas behindert. Trotz einer finalen Bestzeit auf dem letzten Abschnitt blieb es bei unserem Rückstand von 7,7 Sekunden. Wir mussten neidlos anerkennen, dass Phillipp und seine Beifahrerin Anne Katharina Stein mit ihrem Husarenritt in "Plohn" die Rallye verdient gewonnen haben und waren am Ende mit dem zweiten Platz mehr als zufrieden. Positiv stimmt uns auch, dass wir, mit vergleichbarer Technik, noch immer mit den jungen Wilden mithalten können. Wat willste mehr...
Heimsieg trotz Schulterbruch
Nachdem ich mit Veit König und dem neuen "Swiftl" im letzten Jahr nur zwei Testeinsatze gefahren bin und wir danach immer wieder von Motorenproblemen zurückgeworfen wurden, sollte nach der Komplettüberholung des Motors über den Winter dieses Problem endlich der Vergangenheit angehören. Trotzdem war es wieder einmal aufregend vor dem Start bei unserer Heimrallye im Erzgebirge, wie immer eigentlich.
Veit hatte sich während eines Sturzes beim Schneewandern die Schulter gebrochen und litt unter den nächtlichen Schmerzen und dem Schlafentzug der letzten Wochen. Ich hingegen hatte meine klassische Frühjahrserkältung. Hinzu kam, dass bei unserer Ankunft in Stollberg der Anlasser des Suzukis einfach seinen Geist quittierte. Und nun? Unsere Mechaniker würden erst am Abend nach Stollberg kommen. Glücklicherweise hatte Veit in seinem Autohaus noch ein neues und stärkeres Ersatzteil auf Lager, das wir, dank unseres Heimvorteils, schnell "einfliegen" lassen konnten. Zudem hatten die Suzuki Mechaniker des benachbarten Teams Petto/Rauber auf dem Serviceplatz nichts zu tun und boten uns beim Einbau des Anlassers freundlicherweise ihre Hilfe an. Während die Jungs schraubten, machten wir unseren Aufschrieb fertig und verfeinerten die Passagen aus 2011 - unserem letzten gemeinsamen Auftritt bei der "Erze".
Bei unserer Rückkehr dann das bange Warten. Springt er an, springt er an? -- Aufatmen: er tat es! Unserem Start stand jetzt nichts mehr im Wege. Aber für einen echten Funktionstest war keine Zeit mehr. Es ging direkt zum Start der Rallye und auf den engen Stadtrundkurs durch die Gassen Stollbergs. Mit der zweitbesten Zeit, waren wir zufrieden. Alle Systeme liefen einwandfrei.
Am Samstagmorgen zeigte sich das Wetter im Erzgebirge von seiner launischen Seite. Im ersten Service zogen wir Intermediatereifen auf, da wir hofften, das der Regen aufhören und die Straßen abtrocknen würden. Eine gute Wahl. Wir fuhren alle Bestzeiten des Morgens. Obwohl wir auf dem Rundkursklassiker "Grünhain" drei Fahrzeuge überholen mussten und sich Veits Schulter beim schnellen Reagieren und Zurücklenken immer wieder bemerkbar machte ("Dis ziehd risch nei!"). Höhepunkt war unsere 15. Gesamtzeit auf der WP "Gelenau 1". Aber nicht nur auf den Wertungsprüfungen hatten wir unseren Spaß - auch auf den Verbindungsetappen war es mitunter sehr lustig. Wir lachten über kreative Passagen in unserem Aufschrieb ("danach ab in Bus und zurück") und Veit brachte mir die arzgebirgsche Aussprache der Dörfer bei, die wir gerade passierten.
Im Service wechselten wir auf weiche Trockenreifen, da es trotz dunkler Wolken nicht mehr regnete. Allerdings waren die Straßen teilweise noch immer feucht. Vor allem beim zweiten Durchgang in "Grünhain". Aus einer schlammigen und schmierigen Rechtskurve zog es uns untersteuernd in Richtung massiver Baumreihe im Kurvenausgang. Veit konnte zwar gerade noch so einen größeren Unfall verhindern, aber das Herz hing trotzdem für einen Augenblick auf Höhe des Gurtschlosses. Und auch danach ging es nicht ganz problemlos weiter. Auf dem Plattenweg der WP "Gelenau 2" bekam die vordere rechte Radaufhängung zwei heftige Schläge ab. Die Spur war danach nicht mehr einwandfrei und das subjektive Fahrverhalten des Suzukis abenteuerlich. Dennoch setzten wir drei Bestzeiten in Folge, festigten unsere Führung und bauten unseren Vorsprung auf den VW Polo von Lars Keller und Arndt Komorek auf über eine Minute aus. Die Messe war danach mehr oder weniger gesungen. Schlagen konnten uns an diesem Tag eigentlich nur die Swift-Technik und wir uns selbst.
Am Nachmittag fuhren wir die Prüfungen nur noch kontrolliert zu Ende. Veit bekämpfte die Schmerzen in seiner Schulter und ich meine erkältungsgeplagte Stimme. So feierten wir nach drei Jahren wieder einmal einen überlegenen Heimsieg. Dachten wir. Auf Verlangen des Veranstalters mussten wir nach dem Ziel noch einmal zur technischen Schlusskontrolle des Fahrzeugs, bei der die Sportkommissare noch einmal ganz genau die Reglementtauglichkeit des Suzukis überprüfen wollten. Nach über eine Stunde warten, ging der Daumen endlich hoch. Alles in Ordnung. Nur wir waren fertig... aber glücklich.
Schotter zum Auftakt
Manchmal ergeben sich im Leben Situationen, in denen man nicht lange überlegen muss, weil man von Beginn an ein gutes Gefühl hat. Bei mir war es eine Anfrage von Dark Liebehenschel zum Schotter-Cup Auftakt in Wittenberg. Es gibt gewisse Fahrer in Deutschland, bei denen ich ohne zu zögern ins Auto steigen würde - Dark ist einer davon. Der ADAC Junior Cup Gewinner von 2000 ist international erfahren und ein ausgewiesener Schotterspezialist. Da seine Frau und Stammbeifahrerin Daniela Busch, den Ausbau des Geschäftes im heimischen Betrieb überwacht, brauchte er Ersatz. Glücklicherweise hatte ich Zeit, so dass wir schnell Nägel mit Köpfen machen konnten.
Die große Herausforderung bei solchen spontanen Fahrer/Beifahrer Zusammenführungen ist es, sich schnellstmöglich aufeinander einzuspielen. Dark und ich lernten uns bereits letztes Jahr in der Citroen DS3 R1 Trophy kennen. Das vereinfachte die Sache bei unserem ersten gemeinsamen Einsatz erheblich. Dazu kam eine "gewisse" Erfahrung und Anpassungsfähigkeit von beiden Seiten. Eine 200er hat nämlich nur 35 Wertungsprüfungskilometer und dieser Umstand erlaubt keine Fehler oder Experimente. Weder beim Erarbeiten des Aufschriebes noch bei der eigentlichen Umsetzung gegen die Zeit. Speziell Darks detaillierte Kurven- und Streckenangaben sollten mir beim Ansagen nur wenig Luft zum Atmen lassen. Das war mir ziemlich schnell klar und machte die Sache äußerst interessant. Vor allem, wenn es mit 140 km/h auf den engen Schotterwegen durch Wittenbergs Wälder geht.
Bei sonnigem Frühlingswetter und mit gebrauchten Schotterreifen, starteten wir mittags Richtung Rundkurs Zörnigall. Ernstzunehmende Konkurrenz in unserer Fahrzeugklasse brauchten wir unter normalen Umständen nicht zu fürchten. Wir konzentrierten uns darauf, das beste frontangetriebene Fahrzeug im Ziel zu sein. Unser Hauptkonkurrent in dieser internen Wertung war der amtierende Schotter-Cup Meister Marc Muschiol im Renault Clio. Allerdings verloren wir bereits auf dem kurvigen Asphaltstück des Rundkurses über 5 Sekunden. Der Drehzahlfreudige C2R2 hatte aus den Ecken heraus eindeutig Nachteile gegen die hubraum- und drehmomentstärkere Konkurrenz. Da konnten wir wenig machen. Wenn wir aber die Drehzahl hatten, dann lief es richtig gut.
Auf der folgenden WP von Reinsdorf nach Mochau waren wir 1 Sekunde schneller als Muschiol, verloren aber auf dem folgenden Abschnitt wieder deren 2. Unser Rückstand nach der ersten Schleife betrug 6 Sekunden. Uns war klar, dass es sehr schwer werden würde, diese wieder aufzuholen. Probieren wollten wir es trotzdem.
Vor dem Regrouping wechselten wir die gebrauchten Reifen der Vorderachse und zogen neue Schotterreifen auf, um noch einmal angreifen zu können. Doch auf dem Rundkurs verloren wir erneut wertvolle Zeit. Wir festigten unseren zweiten Platz bei den Fronttrieblern. Daran änderte auch eine Bestzeit auf der fünften WP nichts mehr. Auf dem abschließenden sechsten Abschnitt hatte Dark noch einmal mächtig Spaß, ließ den Citroen richtig fliegen und fuhr 5 Sekunden schneller als im ersten Durchlauf. Es wäre auch noch schneller gegangen, wenn wir nicht zwei Kurven vor dem Ziel zu weit in den ausgefahrenen Sand gerutscht wären. Im Ziel Meinte Dark nur noch zu mir: "Jetzt bin ich warm... nächste WP bitte!" Doch die gab es leider nicht mehr - 200er eben.
Am Ende gewannen wir mit über 2 Minuten Vorsprung überlegen unsere Klasse und konnten uns über einen feinen 8. Gesamtplatz freuen.
Mein Fazit: super Fahrer, tolles Auto, schöne Rallye und ein rundum gelungenes Wochenende.
Bedanken möchte ich mich bei Patrick Pusch und Valentin Langner für die freundliche Unterstützung vor Ort.