rally

Come fly with me, let's fly

gollert19_blog

Nachdem Nick Heilborn und ich im letzten Herbst enttäuscht auf dem Weg zur Hohen Sonne wegen eines zahnlosen Differentials am M3 das Rallye Race Gollert nicht beenden konnten, bot es sich regelrecht an, die diesjährige "Frühlingsausgabe" (die Gänsefüßchen sind an dieser Stelle ganz bewusst gesetzt) und 20. Jubiläumsausgabe unter dem Vorhabenstitel 2.0 erneut anzugehen und gleichzeitig auf Wiedergutmachung zu hoffen.

Das Spannendste im Vorfeld der Rallye war sicherlich der Wetterbericht für die Region rund um Eisenach. Der sagte nämlich für den Morgen der Veranstaltung Regen voraus, der in unregelmäßige Schauer am Nachmittag übergehen würde, die sich in Höhenlagen von bis zu 350 m auch in Schnee verwandeln könnten. Der Gollertskopf, Namenspatron der Rallye und selbiger Wertungsprüfung hoch zum Rennsteig, liegt auf einer Höhe von 560 m... Ich kann es vorweg nehmen: Es lag Schnee. Am Gollert. Im Mai.

Bei solchen Wetterprognosen liegt die quälende Reifenfrage stets auf der Hand. Wenn man jedoch alternativlos (aber effizient) zur Rallye anreist, dann muss man mit dem auskommen, was man dabei hat. Hat aber auch gleichzeitig eine Sorge weniger. Sprich: Ein Satz Trockenreifen der Marke Michelin in der Mischung Soft und ein Reserverad. Wie sich herausstellen sollte, war dies keine ganz schlechte Entscheidung.

Pünktlich zum Start hörte es auf zu regnen. Auf den Straßen stand aber immer noch Wasser. Mit Startnummer 16 waren wir die ersten, die den Klassenkampf eröffnen mussten und damit gegenüber unseren Konkurrenten leicht im Nachteil, die konsequent auf Intermediate oder gar Regenreifen setzten. Es reichte zu unserer Verwunderung trotzdem zu einer Bestzeit in "Krauthausen I".

Doch unsere eigentliche Zeit sollte erst noch kommen, denn jede Minute die es nicht regnete, sollte uns mehr und mehr in Reifenkarte spielen. Die Strecken auf der "Guten Hoffnung I" waren bereits überwiegend trocken, die Asphalttemperatur kühl und wir für diese Bedingungen bestens bereift. Gefühlte 30 Sekunden im ausgedrehten fünften Gang und 6:14 Minuten später, konnten wir auf einmal auch in der Gesamtwertung ein Wörtchen mitspielen, verbesserten uns mit der 4. Gesamtzeit auf den 8. Rang und sorgten bei so manchen Konkurrenten für leichte Kopfschmerzen und Ansätze der Resignation. Den Zuschauern schien es jedoch zu gefallen (Flüster: "Uns auch..." )

Im Regrouping beobachteten wir den Himmel und die sich stets verändernde Wetterlage und diskutierten unsere weitere Vorgehensweise. Solange es trocken bleibt: Attacke. Kontrollierte Defensive, wenn es regnet (hagelt oder schneit).

Was danach folgte, war der schnellste Flug und mächtigste Satz, den ich jemals in "Krauthausen" runterbeten durfte. Da passte einfach alles. Solche Momente hat man nicht oft auf beiden Seiten im Rallyesport, aber wenn sie passieren dann ist es das Größte. Da ist es auch egal, wenn die verdeckte Lichtschranke im Ziel nicht richtig auslöst und man eine 2 Sekunden schlechtere Zeit zugewiesen bekommt. Die innere Freude über die eigene Performance überwiegt.

Nach drei weiteren Eiertänzen bei Hagel, Schnee und Sturm am Rande der Fahrphysik, Sichtbeeinträchtigung durch eine tiefstehende Sonne und aufdampfenden Asphalt inklusive, gelang uns schließlich das Ausmerzen der gollertschen Scharte von 2018 und wir feierten einen klaren Klassensieg und sehr feinen 6. Gesamtrang. Das dies auch noch alles im Rahmen von Nick's 50. Rallye passierte, versüßte das Ganze noch ein bisschen, sollte aber nur am Rande erwähnt sein.


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Trotz unserer Freude über den Sieg waren wir in Gedanken auch bei dem schwer verunfallten Team Schuhej/Kraft. Unsere sorgenvollen Genesungswünsche sollen sie auf diesem Wege erreichen.


Bildquelle: MarXpiX

Ergebnis: Zweitrangig

suew19_blog

Zwei Jahre ist es her, dass Veit und ich das letzte Mal gemeinsam bei einer Rallye starteten. In diesen zwei Jahren hat sich in unser beider Leben vieles getan. Das größere Schicksal hatte dabei aber sicherlich Veit auf seinen Schultern zu tragen. Drei Bypässe mussten an seinem Herz verlegt werden... und auf einmal ändert sich alles. Obwohl die Operationen erfolgreich verliefen, zwang ihn dieser Umstand nicht nur seine generelle Einstellung zum Leben, sondern auch sein Privatleben und Handeln in seiner Firma massiv umzugestalten und einzuschränken. An Rallyefahren war lange nicht zu denken. Körperlich ging es ihm relativ schnell wieder gut, aber die mentale Komponente ließ ihn immer wieder an einem Comeback zweifeln. Der Gedanke ans Aufhören stand immer im Raum. Wer den kleinen Mann aus Zschopau aber kennt, der weiß: Ein König läßt sich nicht so einfach runterkriegen.

Und so fragte er mich völlig überraschend, was ich am Wochenende der SÜW Rallye vor hätte. Ich erwiderte kurz und knapp: "Bisher nüscht!" Andreas Schwalie vom MSC Ramberg würde sich freuen, wenn wir bei der Rallye seines Vereins an den Start gehen würden. Ich sagte zu und bereitete alles vor, während Veit sich erst einmal nach Schweden und ich mich nach Frankreich verabschiedete.

Zwei Wochen später durften wir uns dann als "Exoten" im pfälzischen Edenkoben vom Veranstalter begrüßen lassen. Auf der Hinfahrt hatten wir viel Zeit, um uns über seine Motivation zu unterhalten. Veit wollte lediglich herauszufinden, ob er noch Spass und Befriedigung beim vorbereiten und absolvieren von Wertungsprüfungen (WP's) empfindet und auch, ob sein Kopf und Körper das Fahren am Limit noch verarbeiten kann. Eine kleine Rallye mit 2 unterschiedlichen WP's, die jeweils dreimal beziehungsweise zweimal zu fahren waren, sollten dafür als Standortbestimmung herhalten. Auch, um eine mögliche finale Entscheidung zu treffen.

Erster Durchgang: die kurze Version der anspruchsvollen "Totenkopf" WP durch den Pfälzer Wald. Ein Aufschriebfehler in einer Spitzkehre resultierte in einem kleinen Kurzausflug und der Entwurzelung eines Begrenzungspfahls. Ansonsten war es so als wäre die Zeit still geblieben. Rückstand auf die Gruppenbestzeit: 2.1 Sekunden. Kein schlechter Beginn, zumal uns nach der WP auffiel, dass die Räder an der Vorderachse vertauscht montiert waren. Wir entschieden jedoch erst einmal so weiterzufahren und erst später die Räder wieder richtig zu montieren.

Auf dem anschließenden Rundkurses "Großfischlingen I" sah ich mich eigentlich schon Bratwurst essend und das ganze Spektakel von außen betrachtend. Was war passiert? Nach verhaltenem Beginn in der ersten Runde, ließen sich nach und nach die Gänge im Swift nicht mehr einlegen. Während ich dachte: 'Das war es jetzt!', schien Veit jedoch zu ahnen, wo das Problem begraben lag und fuhr langsam auf der letzten übrig gebliebenen Welle ins Ziel der WP. Ein kurzer Blick unter die Motorhaube zum Getriebe offenbarte, dass die Schaltseile nicht zusätzlich gesichert waren. Zwei Kabelbinder reichten und das Problem war behoben.

Nach einem zweistündigen Regrouping nutzten wir die anschließende Verbindungsetappe zum Wechseln der Räder an der Vorderachse und freuten uns auf die 8 Kilometer lange Version des "Totenkopfes". Diesmal lief alles rund auch Veits Versuche die schnellen Kurven mit links anzubremsen (ein Novum) funktionierte tadellos und schwungverlustfrei. 2.5 Sekunden Rückstand auf die Gruppenbestzeit zauberte ein kleines Grinsen der Zufriedenheit auf unsere Gesichter.

"Großfischlingen II", und diesmal wollten wir es besser machen. Doch beim harten Anbremsen des ersten Abzweiges in der zweiten Runde, kamen wir leicht auf die rechte Grasnabe. An ein "ordnungsgemäßes" Durchfahren des Abzweiges war ziemlich schnell nicht mehr zu denken. Veit zwang den Swift zwar noch mit der Handbremse in einen Gegenpendler und drehte uns rückwärts in die Büsche im Kurvenausgang; wir blieben aber trotzdem mitten auf der Strecke stehen. Dann war erst einmal Ruhe. Der Motor sprang nicht mehr an. Immer wieder versuchten wir das Herz zum Leben zu erwecken. Ich animierte die Zuschauer uns von der Strecke zu schieben. Glücklicherweise reichte dieser Impuls und der Swift jaulte wieder auf. Unser Verlust betrug knapp eine Minute und wir machten uns keine Illusionen mehr auf eine fordere Platzierung.

Während des zweiten Regroupings teilte ich Veit mit, dass wir uns nach unseren mißglückten Aktionen in "Großfischlingen" nun auf dem 6. Gruppenplatz befanden. Veit war es egal und entschied für den letzten Durchgang "Totenkopf by night" nichts mehr riskieren und uns nur noch nach Hause schaukeln zu wollen. Inwiefern man bei einer 16. Gesamtzeit von ruhig sprechen kann, obliegt wohl seinem Geheimnis. Und somit wurde nach diesem Husarenritt das Ergebnis im wahrsten Sinne des Wortes doch noch "zweitrangig".

Veit freute sich, wie ein König - und ich mich mit ihm. Wie sich alles nach zwei Jahren Kampf schließlich für ihn ausging, wie er noch immer Freude empfindet, sich mit den Jungen nicht nur messen zu wollen sondern auch zu können und wie er noch immer an sich selbst arbeitet, um noch besser zu werden. Mit 55 Jahren und drei Bypässen. Mein tiefster Respekt dafür, mein Freund.

To be continued...


Bildquelle: Mathias Kaiser

War mal wieder alles dabei

havelland18_blog

Nick Heilborn und seinen BMW traf ich das erste Mal im Rahmen der Osterburgrallye 2015. Damals war es erst sein zweiter Einsatz überhaupt gewesen und er fiel vor allem durch seine spektakuläre denn schnelle Fahrweise auf. Innerhalb von zwei Jahren änderte sich dies. Aus dem Grundsatzmotto “Nur quer biste wer” wurde “Manchmal quer biste mehr”. 3 Titel im Rahmen der ADMV Meisterschaften 2017 sollten ihm recht geben.

Nick ist ein selfmade Rallyefahrer vom alten Schlag und mit einer naturgegebenen Fahrzeugbeherrschung beseelt. Ob Asphalt, Sonne, Schotter, Regen, Dunkelheit. Er mag alles. Hauptsache Heckantrieb und improvisieren. Nicht familiär und beruflich vorbelastet, gehört er zu den klassischen Quereinsteigern und musste sich alles zu der komplexen Rallyethemanik selbst erarbeiten. Von der Fahrzeugtechnik bis zum Reglement, von der Finanzierung bis zur Einsatzplanung. All das machte er lange Zeit in Personalunion. Beeindruckend ist dabei seine Besessenheit Dinge zu er- und hinterfragen, nicht nachzulassen, gut zuzuhören und alle Informationen aus der Szene aufzusaugen wie ein Schwamm. Mitunter zerlöcherte er auch mich bei so mancher Veranstaltung…

Ich zögerte nicht lange, als er für die Havellandrallye 2018 einen Beifahrer brauchte, seinen Mut fasste und bei mir anfragte. Im Vorfeld erzählte ich ihm nicht, dass meine Erfahrung in einem heckangetriebenen Rallye KFZ bei 0.86% lag und so war ich selbst auch gespannt, wie viele Fliegen ihr Leben wohl an den Seitenscheiben lassen würden und wie sich das Ganze für mich gefühlstechnisch bei meiner Heimveranstaltung darstellt.

Die Wertungsprüfungen (WPs) rund um die Spargelhochburg Beelitz bestehen zur Hälfte aus Plattenwegen und feinem Sand und sind subjektiv eingeschätzt von Jahr zu Jahr in einem schlechteren Zustand und damit gleichzeitig für Mensch und Technik herausfordernder. Im Übrigen genauso wie der Zeitplan beim Abfahren. Hier sollte der Veranstalter generell etwas nachbessern.

Pech hatten wir bereits auf der ersten von sieben WPs. Nach der dritten echten Kurve, entsendete unser Lampenbaum ein undankbares: “Tschüssikowski”. Und ich meine nicht das Licht das er im Vollbetrieb abstrahlt, sondern den Lampenbaum in seiner Gänze riss es aus der Halterung an der Motorhaube und verabschiedete sich in Richtung flämische Sander. Nick war danach etwas unkonzentriert. Überraschenderweise sollte es dennoch für eine Klassenbestzeit reichen. Sorgenfalten machte uns nur das fehlende Zusatzlicht, das wir hundertprozentig auf der letzten WP des Tages in kompletter Dunkelheit benötigen würden. Und bei den Zeitabständen zu unserer Konkurrenz könnte dieser Umstand tatsächlich am Ende von entscheidender Bedeutung sein.

Vor der zweiten WP kam es zu einer zeitlichen Verzögerung von 15 Minuten. Ich nutzte die Zeit und organisierte über diverse Umwege den Rücktransport des Lampenbaums aus der Walachei zum Start an WP4 des übernächsten Durchlaufes. Wir büßten inzwischen unsere Führung ein und lagen an zweiter Stelle - 4.5 Sekunden hinter dem Volvo Team Rodewald/Eichenauer und 5.3 Sekunden vor unseren BMW M3 Markenkollegen Klein/Kaiser.

Ich wies Nick an, die Verbindungstappe zum Start der WP4, etwas zügiger zu fahren, damit wir genügend Zeit hatten um den Lampenbaum (Randnotiz I: Ich hatte keine Ahnung, ob er da sein würde) im Kofferraum sicher zu verstauen. Während Nick alles vorbereitete, rannte ich Richtung Startlinie und WP-Leiter. Dieser winkte nur kurz zu einem Pfahl am Zaun und übergab mir das verlorene Stück Fracht. Es folgte eine weitere Bestzeit und der Angriff auf die Spitze für die zweite Schleife wurde eingeleitet. Neuer Rückstand auf Rodewald: 3.1 Sekunden.

Auch auf der WP “Alt Bork” lief es sehr gut für uns. Bis wir kurz vor dem Ziel auf den vor uns fahrenden Volvo von Werner Lösecke aufliefen und in dessen Staubwolke feststeckten. Auf einer langen Geraden zum Ziel verpassten wir schließlich den Anbremspunkt für eine Schikane und konnten die Geschwindigkeit nicht genügend reduzieren um sie zu durchfahren. Die Stimmung war danach im Keller, denn wir beide wußten, dass dies eine 30 Sekunden Zeitstrafe nach sich ziehen würde und wir damit jede Chance auf den Sieg verspielten.

Glück im Unglück. Die bis dato führenden Rodewald/Eichenauer fielen auf eben dieser WP mit technischen Defekt aus und brachte uns unverhofft die erneute Führung ein. Wir hatten nun einen Vorsprung von 30.3 Sekunden auf Klein/Kaiser. Zogen wir 30 Strafsekunden ab, blieben 0.3 Sekunden übrig. Alles noch offen für den finalen Showdown im Dunkeln.

Wir testeten, montierten und fixierten den Lampenbaum mit Kabelbindern und Panzertape in allerbester MacGyver Manier und wußten: jetzt muss alles passen. Stille, Konzentration, Ente oder Trente. Wir fuhren die WP lediglich 7 Sekunden langsamer als im Hellen, würgten dabei sogar noch in der bereits oben erwähnten Schicksalsschikane den Motor ab und konnten schlußendlich einen Vorsprung von 47 Sekunden herausfahren. Ob 30 Strafsekunden oder nicht, spielte nun keine Rolle mehr. Der Klassensieg und 6. Gesamtplatz war uns damit nicht mehr zu nehmen und wir feierten einen kleinen aber feinen Erfolg bei unserer Rückkehr zu den Jacobshöfen.

Wir philosophierten noch die ganze Nacht über den Rallyesport an sich und waren fasziniert von der Tatsache, wie schnell eine spontane Zweckgemeinschaft zu einem vertrauenswürdigen Verhältnis werden kann, bei man das Gefühl hat, als hätte man schon viele gemeinsame Jahre nebeneinander in den Knochen. Das war auch für mich eine spezielle Erfahrung (Randnotiz II: neben einem Muskelkater im Allerwertesten).


Bildquelle: Klaus Richter

Die Erze im Herze

erzgebirge17_blog

Kurz vor dem Nennschluss zur 54. Erzgebirgsrallye meldete sich Veit König bei mir. Dieser hatte eine Woche vorher in der italienischen Suzuki Rally Trophy einen feinen 2. Platz erkämpft, war scheinbar noch im totalen Fahrrausch und fragte mich, ob ich Lust und Zeit hätte mit ihm seine Heimveranstaltung zu bestreiten. Ich erbat mir etwas Bedenk- und Planungszeit, konnte ihm aber schließlich zur unserer 5. gemeinsamen "Erze" zusagen.

Es war ein langer rallyeloser Winter. Ich wollte die Veranstaltung als persönliche Vorbereitung für die anstehende Rallye Vogelsberg mit Roman Schwedt nutzen, um meinen Rost abzuschleifen und meine Routine für die Abläufe und das Timing zurückzugewinnen. Auf der anderen Seite durfte und wollte ich mir keinen Fehler erlauben, um auch Veit die Möglichkeit zu geben, sich mit einem guten Resultat in seiner Heimat zu präsentieren. Aus beiden Zuständen erwuchs in mir eine ungewohnte Vorstartnervosität und -angespanntheit. Veit ging es ähnlich.

Drei klassische Wertungsprüfungen (WP) standen auf dem Programm: "Oberdorf", "Grünhain" und "Gelenau". Alle drei WPs sind Veit und ich bereits in der Vergangenheit in verschiedensten Versionen gefahren. Zur Vorbereitung bedeutete das für mich: Abtauchen ins Aufschriebsarchiv... Ich zauberte 2 "fertige" Aufschriebe aus den Jahren 2011, 2012 und eine Korrektur aus 2014 hervor. In der Summe sollte dieser Mix eine gute Ausgangsbasis für eine erfolgreiche Rallye sein.

Bei perfektem Frühlingswetter zogen wir eine weiche Reifenmischung auf. Die falsche Wahl. Veit haderte die ganze Zeit mit der schmierigen Vorderachse und dem schlechtem Einlenkverhalten unseres "Swiftl's". Trotzdem sollte es für ansprechende Top10 Zeiten in "Oberdorf I" und "Grünhain I" reichen. Dann kam "Gelenau"...

Gelenau liegt nur einen Steinwurf von Veits Heimatstadt Zschopau entfernt. Es ist quasi seine Heimprüfung, die Männer von Bübchen trennt und bei der er immer ganz besonders glänzen möchte. Beim Anbremsen einer "Links Zwo" war er jedoch etwas zu optimistisch. Wir rutschten kurz seitlich ins Feld, fanden schnell auf die Straße zurück und konnten trotzdem noch die 5. Gesamtzeit fahren.

Für die zweite Runde stellten wir etwas die Spur und das Fahrwerk nach. Beides hatte positive Auswirkungen auf das Fahrverhalten des weißen Suzuki's. Besonders in "Grünhain II" lief es jetzt viel runder und damit auch besser. Zum Abschluss in "Gelenau II" zauberte Veit noch einmal. Schneller und sauberer haben wir den Plattenwegabschnitt noch nie bewältigt. Nach 4 Minuten und 31 Sekunden drückte ich auf die Stoppuhr, nahm meinen Helm ab, schaute rüber und vernahm ein stilles, breites Grinsen in Veits Gesicht. Mit der 4. Gesamtzeit bewies er, wieder einmal, dass er noch lange nicht zum alten Eisen gehört.

Am Abend feierten wir eine gelungene Heimrallye im Erzgebirge, einen nie gefährdeten Klassensieg und einen feinen 6. Gesamtplatz.

Ich war froh, dass mein Auftakt in die Rallyesaison 2017 so erfolgreich verlief. Trotz meiner Erkältung hatte ich immer ein gutes Gefühl beim Ansagen und auch alles Andere stets unter Kontrolle. Ich denke ich fahre bestens vorbereitet am nächsten Wochenende nach Schlitz und bin mehr als gespannt auf meine Wiedervereiningung mit Roman und dem Opel Adam R2.


Bildquelle: Jan Stimpel

Reifeprüfung bestanden

saarland16_blog

"Wann war das letzte Mal, dass Du etwas zum ersten Mal gemacht hast?" – Je älter man wird, umso schwieriger wird es diese Frage ad hoc zu beantworten. Doch manchmal passieren einem Dinge im Leben, die verändern auf einen Schlag Alles, bringen frischen Wind ins fehlende Haupthaar und mich zu folgender Antwort: Ich habe am letzten Wochenende das erste Mal einen Rallyefahrer von der Schule abgeholt, um anschließend mit ihm rund um Merzig im Saarland auf Zeitenjagd zu gehen. Klingt komisch, ist aber so...

Dankbar folgten wir dem Angebot von Sven Langenfeld Racing, der uns für Romans Heimveranstaltung seinen Ford Fiesta R2 zur Verfügung stellte. Während Roman schon des Öfteren die Möglichkeit hatte, das Fahrzeug zu testen, lagen meine Erfahrungen mit dem R2 bei Null. Sitze und Gurte anpassen, kleine technische Hinweise des Besitzers - das musste reichen. Nachdem wir anschließend den administrativen und technischen Teil der Rallye hinter uns gebracht hatten, wurde ich am Abend in die saarländische Lebenskultur im Hause Schwedt eingeweiht. Gute Musik, Hauswein und "Verheiratete" inbegriffen.

Am nächsten Morgen ging es zur Besichtigung der Wertungsprüfungen (WP). Hier offenbarte sich Romans derzeitige größte Schwäche: Wie beschreibe ich den Streckenverlauf mit meinen eigenen Worten und transformiere sie schnell und effektiv in eine einprägsame Kodierung. Es ist vermessen zu erwarten, dass er dies bereits nach einer gefahrenen Rallye können müsse. Dazu fehlt es ihm erstens an der Erfahrung und zweitens am passenden Vokabular. Deshalb erarbeiteten wir gemeinsam eine saubere Notation und brachten einen schönen Fluss in die Sache rein. Außerdem waren Vorausahnungen und Details zur Entwicklung der Straßenoberfläche unabdingbar, denn nach einer regenreichen Herbstwoche verwandelten sich die Strecken in einen schmierigen Mix aus Laub und Schlamm. "Slip" in den Kurven, "Slip" beim Anbremsen, "Slip" überall...

Wie würde Roman mit den schw(m)ierigen Bedingungen klar kommen? Nach außen war ich cool, aber diese Frage beschäftigte mich vor dem Start am Meisten und trieb meine Nervosität in die Höhe, je näher wir an den Start der ersten WP "Kewelsberg" kamen... Die Uhr tickte runter 40, 30, 20, 15, 10, 5, 4, 3, 2, 1... alle Bedenken verflogen.

Roman fuhr eine blitzsaubere Rallye - als hätte er seit 17 Jahren nichts anderes gemacht. Abgeklärt, mit Kopf und Übersicht, immer mit dem Ohr am Aufschrieb. Vorsichtig an den Stellen, wo man die Rallye nur verlieren konnte. Attacke, da wo es die Bedingungen zuließen. Roman lässt sich toll führen und setzt die Dinge, die man ihm vorschlägt so unglaublich schnell in die Tat um. Teamwork, wie es sein soll. Dass alles zeugt von einer Reife, die mich oft vergessen lässt, wie jung der Bursche eigentlich erst noch ist und wieviel Freude er mir im tiefsten Innern eigentlich bereitet.

Im Ziel feierten wir einen großartigen 9. Gesamtrang, gewannen unsere Klasse und waren bestes Fahrzeug mit Frontantrieb. Abschließendes Zeugnis: Reifeprüfung mit Auszeichnung bestanden - aber jetzt zurück in die Waldorfschule und pauken. Diese Woche steht eine Musikarbeit an...


Bildquelle: RallyeActionSaar

Begleitetes Fahren mit 17

3staedte16_blog

Vor zwei Monaten stellte mir Dennis Zenz (Profi-Beifahrer und Instrukteur beim DSK) zwei kurze Fragen. Diese waren: "Wie alt?" und "Wie viele Punkte in Flensburg?". Meine entsprechende Antwort: "36 und 0." Die Frage zielte darauf ab, ob ich die Grundvoraussetzungen zum "Begleiteten Fahren" mitbringen würde, um einem 17-jährigen Nachwuchstalent bei seiner ersten Rallye in Wertung zu unterstützen. Hatte ich…

Roman Schwedt ist Saarländer und wollte schon immer Rallyefahrer werden. Mit dem Rallyevirus wurde er bereits in frühester Kindheit infiziert, denn aufgewachsen ist er in den Serviceparks und auf den Kartstrecken Europas. Es dauerte nicht lange bis alle möglichen Hebel im Gang gesetzt wurden, um ihm diesen Wunsch zu erfüllen... und zwar, so schnell wie möglich. Dafür mussten zu allererst viele bürokratische Hürden beim DMSB und den Verwaltungsämtern bewältigt werden. In der Zwischenzeit gewann er souverän das DSK Rallye-Scouting von Armin Schwarz und wir testeten gemeinsam mit AUDEX Motorsport unser geplantes Einsatzfahrzeug, den Opel Adam Cup, auf dem Fliegerhorst in Diepholz. Vor einer Woche flatterten schließlich alle Bestätigungen und die Internationale C-Lizenz ins Haus. Grünes Licht für Roman's Rallyepremiere zum Finale der Deutschen Rallye Meisterschaft als Gaststarter im ADAC Opel Cup bei der 3-Städte-Rallye.

Ich war gespannt, wie Roman sich in Deutschlands härtestem Rallye-Cup schlagen würde und wo wir im Vergleich zu den anderen 21 Nachwuchstalenten und Gaststartern stehen würden. Dass diese Standortbestimmung gleich bei vier Wertungsprüfungen (WP) in der Nacht am Freitag und bei leichtem Regen erfolgen sollte, erhöhte das Spannungsmoment bei mir zusätzlich (von meiner Erkältung einmal abgesehen). Von seiner großartigen Fahrzeugbeherrschung konnte er mich bereits beim Test in Diepholz überzeugen, ob er diese jedoch auch auf echten WPs umsetzen kann, blieb er mir noch schuldig.

Die WP "Eglsee" und "Reutern" mussten jeweils direkt hintereinander zweimal absolviert werden. Obwohl wir den ersten Durchgang "Eglsee I" relativ ruhig angingen, zerstörten wir uns beim Ausgang einer Schikane die vordere linke Felge. Das sollte uns jedoch nicht daran hindern beim zweiten Mal 9 Sekunden schneller zu fahren und die ersten guten Cup Teilnehmer hinter uns zu lassen. 1,4 Sekunden pro Kilometer verloren wir auf die Führenden.

Auf "Reutern I" verabschiedete sich dann ein vor uns gestartetes Team heftigts in die Botanik. Als wir an die Unfallstelle kamen, sahen wir nur noch Zuschauer, die halb auf der Strecke standen und uns mit wild wedelnden "Taschenlampenapps" zum Langsamfahren zwangen. Ich sah das "OK" Zeichen an der Unfallstelle und veranlasste Roman danach weiter Gas zu geben. Am Ende der WP, auf einem bergrennstreckenähnlichen Abschnitt, hatten wir zwar noch richtig Freude, die Zeit konnten wir aber nach dem unverschuldeten Mißgeschick vergessen. Der zweite Durchgang "Reutern II" verlief problemlos. Ungeachtet der extrem nachlassenden weichen Reifen, konnten wir am Ende noch eine achtbare 11. Zeit setzen.

Mein Fazit nach Tag 1:
Zwischenmenschlich - wunderbar; WPs - ausbaufähig; Lernkurve - erwartungsgemäß. Nur die Verbindungsetappen waren für meinen Geschmack etwas zu hektisch. Unsere Aufgabenverteilung war noch nicht optimiert und sorgte manchmal für unnötigen Stress.

Der zweite Tag fand zum großen Teil auf dem langen Rundkurs "St. Salvador" statt. Mehr als 65 km mussten in der Summe auf den schnellen und flüssigen Abschnitten rund um Thierbach bewältig werden. Am Morgen schien Roman jedoch etwas übermotiviert zu sein. Einen Rechtsabzweig, auf den wir in der ausgedrehten 5. Welle ankamen, bremste er viel zu spät an, so dass wir den Notausgang nutzen mussten. 4 Kilometer weiter bei einer Linkskehre übertrieb er es etwas mit dem Griff zur Handbremse und zwang uns in einen halben Dreher. Kleinigkeiten, die ihm verziehen werden sollten, denn was er auf den folgenden Abschnitten und am Nachmittag ablieferte, war allererste Sahne. Im Laufe des Tages fuhren wir noch drei Top 10 Zeiten und reduzierten unseren Rückstand auf unter 0,7 Sekunden pro Kilometer auf den Führenden.

Im Ziel waren wir alle glücklich. Über eine erfolgreiche Zielankunft, eine beeindruckende Leistungssteigerung und einen tollen 12. Platz. Was Roman abgeliefert hat, war in meinen, und ich hoffe in vielen anderen Augen auch, ein absolut starker Einstand in der deutschen Rallyeszene (für einen 17-jährigen Waldorfschüler)...

Ein großes Dankeschön geht an das Team von AUDEX Motorsport und unsere drei Mechaniker Jörg, Rico und Norbert, die uns ein top vorbereitetes Auto hinstellten und für einen absolut reibungslosen Auftritt während der gesamten Veranstaltung sorgten.


Bildquelle: Sascha Dörrenbacher

Ölsardinen in der Dose

zwickauerland16_blog

Am letzten Dienstag fügten sich die Umstände des Weltenplans und boten mir die Möglichkeit, mich zur Rallye Zwickauer Land neben den Rößner Jan und seiner 23 Jahre alten Suzuki Dame zu setzen und ihm den Weg zu weisen. Ich zögerte keine Sekunde und sagte kurzentschlossen zu. Als ich in Zwickau mit Sack und Pack aufschlug und mich die Leute fragten, mit wem ich denn das "Tänzchen" dieses Wochenende wagen würde, gingen die Meinungen weit auseinander. Von "hast-du-dir-das-auch-gut-überlegt" bis "du-wirst-richtig-spass-haben" war eigentlich alles dabei. Ich kenne den Zschopauer schon relativ lange und war als Zuschauer immer Fan seines spektakulären Fahrstils. Dass Jan zudem in 10 Jahren Rallyesport noch nie einen schweren Unfall hatte, bestärkte mich in meiner Entscheidung.

Am Freitag Abend tauschten wir uns über sein Konzept des Aufschriebmachens aus, definierten alle anderen Parameter, die diese "Kurzehe" so erfolgreich, wie möglich machen sollte und setzten dies während der Besichtigung der Wertungsprüfungen (WP) am nächsten Morgen ohne Hektik in die Realität um. In einigen Passagen, bei denen Jan sich unsicher war, wie er sie notieren sollte, stieß ich mit meinen Tipps und Hinweisen auf offene Ohren. Alles in allem war es eine runde Sache. Was uns jedoch etwas Kopfzerbrechen bereitete war die Reifenwahl (Schotter vs. Asphalt) und wie wir uns zwei langen Kerle in das kleine Auto falten würden, ohne den Arbeitsbereich des Anderen zu behindern. Sagen wir es so: Ölsardinen in der Dose schlafen komfortabler...

Wegen des hohen Schotteranteils von 45% und des brüchigen Asphalts entschieden wir uns, im Gegensatz zu vielen anderen Konkurrenten unserer Klasse, für die Schotterbereifung. Auch um auf Nummer Sicher zu gehen und keine Schäden zu riskieren.

Von Nervösität oder Unruhe keine Spur. Ich war vorfreudig gespannt, wie sich das, was ich all die Jahre von Jan immer nur von außen bewundern dufte, nun in der "Liveshow" anfühlt. Und ich kann es vorweg nehmen: Es war großartig. Nicht nur die fahrerische Klasse, sondern auch, wie Jan Dinge umsetzt, die man ihm sagt. Unwohl oder unsicher fühlte ich mich zu keinen Zeitpunkt. Er beherrscht einfach die alte schwachbrustige Dame mit all ihrer Gutmütigkeit und weiß genau, was er in welcher Situation zu machen hat. Leuten, die meinen er wäre verrückt, kann ich hiermit den Zahn ziehen. Verrückte hören nicht darauf, was man ihnen sagt und setzen es erst recht nicht um. Jan tut dies und zwar in überlegter Art und Weise, die sich mit einer tollen Fahrzeugbeherrschung paart. Und das macht meiner Meinung nach einen richtig guten Rallyefahrer aus.

Wir fuhren die ersten beiden WPs Bestzeit und bauten schrittweise unsere Führung aus. Sicherlich profitierten wir, vor allem im Kieswerk, von unserer Bereifung und von den technischen Problemen Ulf Grünert's im 30 PS stärkeren Opel Corsa GSI. Das sollte uns aber nicht daran hindern den Swift trotzdem wie eine gelbe Orangenfrucht auszuquetschen. Zur dritten WP konnte Grünert alle Vorteile seines Fahrzeuges ausspielen und den Rundkurs "Vielau" 18 Sekunden schneller als wir absolvieren. Auf dem Weg ins Regoruping, fragte mich Jan nach meiner Meinung und wir diskutierten, wo und vor allem wie wir es beim zweiten Durchgang besser machen könnten.

Gesagt getan.
WP4 "Zschocken": 9 Sekunden schneller.
WP 5 "Normkies": 6 Sekunden schneller.

Vor dem abschließenden Rundkurs führten wir bereits mit 41 Sekunden unsere Klasse an und fuhren das Ding konzentriert auf dem 12. Gesamtrang nach Hause. Auf dem Weg ins Ziel erzählte ich Jan, wie sehr ich den letzten Wertungsabschnitt immer wieder hasse, insbesondere, wenn man weit in Führung liegt. Im Hintergund säuselte derweil der Swift ohne ein einziges Klappern und ohne den geringsten Schaden vor sich hin und wir beendeten die Rallye im ersehnten Heimathafen und mit einen zufriedenen Grinsen von der Gesichtsmitte bis zu den Ohren. Es war mir ein Fest, Herr Rößner.


Bildquelle: S & S pictures

Home Sweet Home

gruenhain16_blog

Was ist, wenn Freunde, Familie, Förderer und Fans einen schönen Tag genießen und gemeinsam bunte Autos bejubeln. Richtig: Heimrallye!

Im Fall von Tina Wiegand ist dies die Rallye Grünhain, die in diesem Jahr zum 13. mal ausgetragen wurde. Meine letzte Teilnahme lag bereits 10 Jahre zurück und so freute es mich besonders, an diesem Volksfest im rallyeverrückten Erzgebirge wieder einmal aktiv dabei sein zu dürfen.

Heimrallye bedeutet aber auch: (A) mehr Druck, es ganz besonders gut machen zu wollen und (B) mehr Verpflichtungen zu haben, als man es sonst gewohnt ist. Doch Tina wirkte in ihrer vertrautem Umgebung die ganze Zeit relativ entspannt und war voller Vorfreude. Auch wenn sie sich nicht nur um ihre eigenen Probleme, sondern zur gefühlten Hälfte auch um die ihres Vaters Carsten Wiegand (kurz der "Vat") kümmern musste. Dass dieser zusätzlich in der selben Klasse an den Start ging, machte die ganze Sache umso interessanter. Es war quasi ein Treffen der Generationen: Oder "Schlechte Augen gegen Kampfgeist".

Die knackigen Wertungsprüfungen (WP) hatten es richtig in sich. Kurz, eng und schön anspruchsvoll. Und zwar nicht nur für den Fahrer, sondern auch für den "Ballast" daneben. Wir arbeiteten weiter an der Verfeinerung unseres Aufschriebes und führten selbst für die kleine Rallye neue Begriffe ein, die genauer und präziser als vorher waren. Tina hat stets ein offenes Ohr für Verbesserungen und das macht es so angenehm mit ihr zu arbeiten. Insbesondere für einen wie mich, der immer wieder mit neuen Ideen und Vorschlägen ankommt. Wenn man ihr jedoch die Sachen genau und verständlich erklärt, dann kann sie dies für gewöhnlich sehr schnell umsetzen...

Erste WP. Eine Sekunde schneller als der "Vat"!


(Ich lasse das mal kurz wirken...)


Vielleicht wollte Tina auf der anschließenden WP in Raschau dann etwas zu viel. In Ihrer Aggressivität passierten kleine vermeidbare Fehler. Ihren Ärger darüber trug sie fluchend und schnaubend in die nächsten Kurven weiter. Doch wer flucht und schnaubt, hört nicht mehr richtig zu und ist damit auch nicht mehr schnell. Den Beweis dafür lieferte die Uhr. Ich riet ihr auf der folgenden Verbindungsetappe, dass sie beim nächsten Mal ihren Fehler akzeptieren, aber sofort abhaken und sich auf den nächsten Abschnitt konzentrieren müsse. Gesagt, getan. Ab dann lief es wieder.

Tina hat sicherlich noch immer Defizite in schnellen und offenen Passagen, aber sobald Häuser und gemauerte Wände den Straßenrand markieren, ist sie wie schmerzbefreit und fühlt sich wie im Paradies. Beherzt ließ sie das "Lupinchen" durch die engen Dorfgassen fliegen, dass ich Ihr Grinsen mit den Ohren sehen konnte. Das entspannte und runde Fahren, das sie nun umsetzte, spiegelte sich dann tatsächlich auch in den Zeiten wieder. Die zweite Schleife absolvierten wir in der Summe 13 Sekunden schneller als die erste.

Zwar konnten wir den "Vat" nicht mehr halten und auch für einen Pokal in unserer stark besetzten Klasse reichte es mit dem 6. Platz leider nicht mehr, aber dafür war die Platzierung in der Gesamtwertung aller Ehren wert. Von 123 gestarteten und 75 gezeiteten Teams, erreichten wir als 34. das Ziel am Kulturhaus in Lauter.


(Ich lasse das mal etwas länger wirken...)


p.s. Ein großes Dankeschön an den Schriftführer der Technischen Abnahme Jörg Trültzsch vom Veranstalter MC Grünhain, der mich freundlichst darum bat, an dieser Stelle und stellvertretend für die Organisatoren und vielen Helfer, die zum Gelingen der Rallye beigetragen haben, namentlich erwähnt zu werden ;)


Bildquelle: rallyefoto.de

Willkommen im Sekundenkampf

wartburg16_blog

Die Wartburg Rallye 2016 war in gewisser Weise eine Blaupause meiner gesammelten Erfahrungen neben Tina Wiegand. In der Summe allerdings auf einem definitiv höheren fahrerischen Niveau, als ich es noch vor 1,5 Jahren bei unserer ersten gemeinsamen Ausfahrt vorfand. Wahrlich ansprechende Zeiten, die den ein oder anderen der 22 Herrenteams in unserer Division teilweise überrascht aufs Smartphone und das Zeitentableau schauen ließen – dann aber auch wieder Phasen der unbegründeten Unsicherheit und Zaghaftigkeit. Doch der Reihe nach...

Rallyesport im Thüringer Wald und unter der alles überwachenden Wartburg ist immer wieder ein ganz großes Volksfest. Insbesondere spürt man dies beim Showstart am Freitagabend auf dem Markt in Eisenach, wo Zuschauer in Fünferreihen die Teilnehmer bejubeln, begrüßen und in der Region willkommen heißen. Da fühlt man sich ganz plötzlich nicht mehr im Schatten anderer Motorsportarten, sondern direkt im Fokus der deutschen Motorsportwelt. So wie es eigentlich auch sein soll.

Dass der Veranstalter den Brennpunkt mehr und mehr auf den Zuschauermagnet "Cosmodrom" verlagert, schmeckt nicht jedem Teilnehmer. Ich bin in dieser Hinsicht geteilter Meinung. Ich liebe die Herausforderung der wahren Wartburg Klassiker wie "Waldhaus", "Gollert" oder "Heldrastein". Wenn die Zeiten jedoch, wie in diesem Fall, für Tina, das Team und das "Cosmodrom" sprechen, ist mir das aber auch ganz recht, denn mit der 9. Zeit hatten wir einen überraschend guten Start in die Rallye.

Dann ging es auf das Waschbrett "Heldrastein". Gerüchte besagen, das Jahr für Jahr losgelöste Zahnfüllungen von Rallyefahrern, für erhöhten Umsatz bei Zahnärzten führen. Die WP Heldrastein soll der Grund dafür sein. Bei uns blieben alle Füllungen drin und wir konnten uns im Mittelfeld der Division festbeißen.

Der bereits oben erwähnte Leistungseinbruch folgte auf den anschließenden Klassikern "Waldhaus" und "Alte Gollert". Wir verloren den Anschluß ans Mittelfeld, wollten diesen beim zweiten Durchgang auf dem "Cosmodrom" aber wieder unbedingt herstellen und die verlorene Zeit wieder gut machen. Doch ein lädierter Rückenwirbel eines Streckenpostens vereitelte unsere Ambitionen. Nachdem wir 25 Minuten am Start warten mussten, wurde die WP wegen Zeitverzögerung abgebrochen. Frustriert räuberten wir über "Heldrastein 2" und erlebten am Ende die berühmte Täuschung zwischen Realität und persönlicher Wahrnehmung. Später und aggressiver auf der Bremse, mutiger in den Kurveneingang, aber am Ende 5 Sekunden langsamer als beim ersten Durchgang...

Es wurde Nacht in Thüringen und unser nur notdürftig leuchtender Lampenbaum war leider keine große Hilfe, um schnell und zügig die 4. Runde zu überstehen. Trotzdem schafften wir es mit Biegen und Brechen auf dem guten 10. Platz in die wohlverdiente Nachtruhe zu gehen.

Am nächsten Morgen dann, ein Déjà-vu. Zeitkontrolle Service OUT. Ich setzte mich ins Auto, ordnete meine Sachen und wunderte mich über den Platz, den ich auf einmal zur Verfügung hatte. Ich schaute mich kurz um: Keine Helme. Ein kurzer Sprint zum Servicebus, Helme schnappen, rechtzeitig stempeln und wieder runter kommen. Dem aufmerksamen Leser dieses Blogs wird auffallen, dass diese Situation vor genau sechs Jahren, zum gleichen Zeitpunkt der Rallye schon einmal beschrieben wurde...

Was die Zeitenjagd an besagtem Sonntagmorgen betrifft, so befanden wir uns urplötzlich inmitten eines heißen Sekundenkampfes. Acht Teams absolvierten die 7,8 km lange WP "Hohe Sonne" innerhalb von 3 Sekunden. Und wir irgendwie mitten drin. Was auf den nächsten sechs Abschnitten folgte, waren vielleicht Tina's beste Leistungen seit Jahren. Sie nutze jeden Meter der zur Verfügung stehenden Straße, ließ ihr "Lupinchen" schön laufen und hielt auch in den schnellen Abschnitten ordentlich rein. Belohnt wurden diese Mühen mit der 6. Zeit auf der Powerstage und einem schönen Ausrufezeichen, auf das sie durchaus stolz sein kann. Warum eigentlich nicht immer so, dachte ich mir im Stillen im Ziel und freute mich über eine rundum gelungene Veranstaltung.

Ein großes Dankeschön geht an die Jungs von ASWA Motorsport, die den Lupo technisch vorbereiteten und während der Rallye betreuten.


Bildquelle: Wolleditt

L.U.P.O.

thueringen16_blog

L - eibhaftige
U - nd
P - rogressive
O - ptimierung

So könnte man mein Comeback an Tina Wiegand's Seite und meine Premiere im VW Lupo GTI während der Thüringen Rallye am letzten Wochenende kurz und knapp zusammenfassen. Dass dies gleichsam dem Akronym entspricht, ist natürlich reiner Zufall... Apropos Lupo. Ich war gespannt, wie gut Tina mit ihrem "Lupinchen" zurecht kommt und sich als einzige Dame im Feld gegen die Männerwelt und auf den ultraschnellen Wertungsprüfungen (WPs) rund um Pößneck behaupten würde. Bisher kannte ich nämlich die "Tina-Lupinchen" Harmonie immer nur vom Hörensagen.

Aus Budgetgründen musste Tina zum Konzept "Minimalistischer Aufwand" zurückkehren. Das heißt: Wir hatten diesmal nur eine kleine Servicemannschaft unterstützt von Familie und Freunden und im äußersten Notfall das großartige Team von ASWA Motorsport als Back-up dabei.

Bei der Besichtigung konnten wir auf einen bestehenden Aufschrieb zurückgreifen, da die Rallye identisch zur letztjährigen Ausgabe war. Damals fuhr Tina die Rallye mit Stefanie Fritzensmeier, die so freundlich war, mir ihre Notizen zukommen zu lassen. Demzufolge mussten wir nur wenige Passagen anpassen. Wir korrigierten vor allem die Distanzen zwischen den Kurven und konzentrierten uns darauf den Aufschrieb runder und flüssiger zu gestalten. Alles in allem sollte es so passen.

Die Rallye begann am Freitagabend mit der kurzen Nacht-WP "Niederkrossen" und dem Rundkursklassiker in der Innenstadt von Pößneck. Während wir auf dem welligen Passagen im Wald und durch das viel zu hart eingestellte Fahrwerk des Lupo's ordentlich einen übergebraten bekamen, konnte Tina ihre Stärke auf Rundkursen anschließend optimal ausnutzen. Im Ziel der WP meinte sie panisch, dass das Auto brennen würde. Mein beruhigender Kommentar war: "Ganz ruhig, Du hast die Bremsen einfach richtig benutzt..." Ergebnis: 4. Zeit in unserer Division und schneller als 21 Herren der Zunft.

Am Samstag stand Tina jedoch ein großer Kampf bevor. Vorrangig mit sich selbst, denn die schnellen Passagen verlangten viel Mut und vor allem Vertrauen. Nachdem die beiden Rundkurse um die "Bankschenke" jedoch neutralisiert wurden, blieb uns am Vormittag zum Belastungstest beider Komponenten nur noch die WP "Stelzendorf". Eine extrem anspruchsvolle WP, die eigentlich immer ein Grinsen ins Gesicht zaubert. Selbst wenn man nicht um Bestzeiten fährt. Wir konnten uns in den zwei Durchgängen um 15 Sekunden verbessern und den Anschluss ans Divisionsmittelfeld halten.

Unsere Stimmung war prächtig und entspannt. Nicht nur, weil wir guten Zuspruch von Zuschauern erhielten, die die fahrerischen Verbesserungen von außen sehen konnten, sondern auch, weil man im Auto spüren konnte, dass Tina wieder richtig Freude am schnellen Autofahren hat.

Auf der 22 km langen Königsprüfung, dem Rundkurs "Pößneck Nord" mit seiner welligen Bergabfahrt nach "Niederkrossen" mussten wir jedoch erneut fahrerisch und fahrwerkstechnisch kapitulieren. 1,5 Minuten verloren wir auf die Bestzeit und damit den Anschluss im Kampf mit dem Mittelfeld. Davon ließen wir uns jedoch nicht entmutigen und konnten auf den verbliebenen drei WPs noch ansehnliche Zeiten erzielen.

Im Durchschnitt beträgt Tina's fahrerischer Rückstand derzeit 1,5 Sekunde pro Kilometer auf die Teams, die in der Division auf das Podium fahren. Nach meiner Einschätzung sollte dies eine machbare Aufgabe sein. Wenn der Spaß an der Sache bleibt und der Druck von außen einfach ignoriert wird.


Bildquelle: Mario Zießler

Auf den Spuren einer Legende

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Meine ersten Erinnerungen an die Rallye Sanremo gehen auf das Jahr 1985 zurück. Über diverse Umwege und Hände im Westen und Osten Deutschlands kam die Ausgabe 10/1983 der "rallye racing" zufällig auch zu uns nach Hause. Der Bericht zur 25. Rallye Sanremo war zwar bereits 2 Jahre alt, aber meine Mutter las ihn mir abends im Bett so lebendig vor, dass ich das Gefühl hatte, ich wäre da gewesen. Der zweimalige Weltmeister Walter Röhrl fuhr damals im Lancia 037 auf 33 von 56 Wertungsprüfungen (WPs) Bestzeit und drückte damit der gesamten Rallye seinen Stempel auf – obwohl er sie nicht gewinnen durfte. In der Nacht träumte ich von den Ligurischen Seealpen, den "Tifosi" und der Faszination des italienischen Rallye Klassikers. 31 Jahre später wurde dieser Traum wahr...

Veit König und ich flogen letzte Woche von Berlin aus nach Nizza. Von dort ging es mit dem Mietwagen weiter nach Sanremo und zu den WPs, die schon so viele Geschichten und Dramen erlebten und uns beiden gehörig Respekt einflößten. Respekt nicht nur wegen der anspruchsvollen Streckencharakteristik, sondern auch wegen des gesamten Flairs. Ob des "RÖHRL" Schriftzuges an der berühmten Mauer von Baiardo oder der kleinen Cafés in den Bergdörfern mit ihren unzähligen originalen Rallyesouvenirs. Überall spürten wir, dass in dieser Region Rallye noch gelebt wird und die Menschen den Sport lieben (zumindest eine Woche im Jahr).

Doch Tradition hin oder her – sportlich gesehen hatten wir nach dem Shakedown überhaupt kein gutes Gefühl. Auf der nur 3,5 km langen Strecke hoch nach San Romolo verloren wir ca. 10 Sekunden auf die Zeiten der schnellsten Teams innerhalb der Suzuki Rally Trophy. Wir rechneten fest damit, dass wir während der Rallye absolut chancenlos sein werden und befürchteten, dass uns die Besten auf den bis zu 25 km langen WPs Minuten einschenken würden. Die Qualität und Leistungsdichte innerhalb der Trophy ist nämlich erschreckend gut und unerwartet hoch. Wir haben (bis jetzt) dagegen nur einen einzigen Trumph in der Hand: Erfahrung.

Die 63. Ausgabe der Rallye begann am Freitag Mittag bei angenehm warmem Frühlingswetter mit der 11 km langen Sturzfahrt von Baiardo nach San Romolo. Überraschenderweise verloren wir nur 11 Sekunden auf die Bestzeit. Wir büßten lediglich Zeit ein, sobald es die Passstraßen berghoch ging. Dann aber richtig. So geschehen auf WP2 und 3. Wir konnten uns diesen Unterschied nicht erklären, denn Veit ist nun bei Weitem kein Nasenbohrer, der das schnelle Autofahren über Nacht verlernt hat.

Kurz vor dem Ziel des zweiten Durchgangs um die Bergspitze von "Bignone", stand plötzlich der vor uns gestartete Swift des Teams Rao/Zeppegno nach einer schnellen Kurvenkombination mit völlig zerstörter Front direkt vor uns und blockierte die komplette Strecke. Wir mussten anhalten, checken, ob beide Fahrer OK sind und warten bis die Strecke von den Zuschauern wieder frei geräumt wurde. Wir fuhren langsam bis ins Ziel weiter, um dem offiziellen Sportwart im Ziel vom Vorfall zu berichten, so wie es das internationale Sportgesetz vorgibt. Doch trotz gelber Flagge an besagter Stelle fuhren alle hinter uns gestarteten Teams, bei nun befreiter Strecke, mit voller Geschwindigkeit weiter, so wie es eben die nationalen Regeln vorgeben. Wir verloren wegen des Vorfalls 1:20 Minute. Doch das wollten wir nicht auf uns sitzen lassen. Während der Pause zur Nachtetappe suchten wir die Rallyeleitung auf und baten um ein Gespräch mit dem Präsidenten des veranstaltenden Motorsportclubs. Wir erklärten unsere Situation, die letztendlich vom GPS-tracking System nachvollzogen und bestätigt werden konnte und bekamen schließlich eine faire Zeit zugeschrieben.

Dann ging es in die Nachtetappe, die zur Rallye Sanremo gehört, wie das Amen in der Kirche. Zu Tausenden strömten die "Tifosi" in die Bergdörfer, sammelten sich an den unmöglichsten Stellen und feuerten jeden einzelnen Teilnehmer an, als würde er um den Gesamtsieg fahren. Vielleicht hätten wir das schon früher gebraucht, denn in der Nacht lief es für uns deutlich besser als am Tag. Leider wurde die 22 km lange Königsprüfung von Apricale über Baiardo nach San Romolo, wegen zu vieler Unfälle und stehen gebliebener Fahrzeuge abgesagt. Somit endete unser erster Tag auf Platz 6.

Nach 3 Stunden Schlaf ging ging es am nächsten Morgen weiter. Der Himmel war bedeckt und in den Bergen regnete es. Die erste WP des Tages war mit 25 km auch gleichzeitig die längste der Rallye. Nach 4 km waren wir in den Wolken verschwunden. Sichtweite gleich Null. Volle Konzentration auf den Aufschrieb, um ja den Film nicht abreißen zu lassen. Veit bestätigte die "markanten" Ecken mit einem kurzen: "Hab ich!" Im Ziel hatten wir ein gutes Gefühl, waren völlig durchgeschwitzt aber begeistert. 4. Zeit. So muss Rallye sein.

Wir hatten gehofft, dass es so weitergehen würde, doch dann begann unsere Kupplung zunehmend nachzulassen und rutsche immer mehr durch. Nach dem letzten Service dachten wir kurz daran aufzuhören, aber wir beschlossen: "Solange sich alle 4 Räder noch drehen, fahren wir weiter."

Noch zwei WPs und noch einmal über den langen Kanten im Nebel von "Bosco Di Rezzo". Wir fuhren 10 Sekunden schneller als im ersten Durchgang. Hoffen und Bangen. Wird die Kupplung durchhalten? Noch einmal 5 km bergab. Unserere italienischen Mechaniker waren außer sich und zitterten an den Zeitmonitoren, die ganze Zeit mit uns mit. Mit weidwundem Swift erreichten wir glücklich und mit letztem Kupplungsschluss das Ziel der Rallye am Hafen von Sanremo und retteten so einen hart erkämpften 5. Platz in der Trophy Wertung.

Veit besorgte uns zwei kleine Bier für die Zielrampe. Ein unbeschreibliches Gefühl übermannte uns und Veit sagte immer wieder: "All das kann uns keiner mehr nehmen, Henry." Ich konnte dies nur bestätigen...

Heimspiel

Eine echte Heimrallye konnte ich das letzte Mal 2006 genießen. Die Tatsache, dass Motorsport in und um der Hauptstadt unserer Republik ein Schattendasein lebt, zwingt mich immer wieder aufs neue meine Sachen zu packen und den nächsten Zug in die Richtung zu nehmen, in der Rallyesport noch "akzeptiert" wird. Umso schöner der Umstand, dass ich mein diesjähriges Finale, die Havellandrallye, direkt von meiner Arbeitsstelle aus erreichen konnte und ich mich über 20 km Anfahrtsweg nicht zu beschweren brauchte.

Nach drei Monaten Pause chauffierte mich diesmal wieder Dark Liebehenschel im schwarzen Citroën C2R2 Max über die, nach 3 Tagen ununterbrochenen Regens, völlig aufgeweichten und schmierigen Platten- und Schotterwege südwestlich der Spargelhochburg Beelitz. Vier Wertungsprüfungen (WP) galt es jeweils zweimal zu absolvieren, wobei die letzten drei Durchgänge bei absoluter Dunkelheit gefahren werden mussten. Als einziges Fahrzeug unserer Klasse wurden wir mit der nächsthöheren, leistungsstärkeren Klasse zusammengelegt. Wir nahmen dies unvermittelt zur Kenntnis, denn wir wollten bestes Fahrzeug mit Frontantrieb werden und um das zu erreichen hätten wir unsere neuen Konkurrenten eben auch schlagen müssen.

Auf der ersten 8 km langen WP "Neuendorf" wollten wir es "ruhig" angehen lassen. Das sollte uns aber nicht daran hindern nach einer langen Geraden einen Abzweig zu spät anzubremsen, notdürftig mit der Handbremse zu retten, um 500 m später auch einen kleinen Ausritt ins Feld unbeschadet zu überstehen. Wir verloren 5 Sekunden auf das stark fahrende Team Marek Goldblohm und René Sommer im Golf 3 GTI. Auf der folgenden WP "Nichel" konnten wir unseren Rückstand in einen Vorsprung von einer Sekunde wieder ummünzen. Auf dem anschließenden Rundkurs "Brück" hatten wir eine weitere Schrecksekunde, als das nervöse Heck des Citroëns an der schnellsten Passage unerwartet ausbrach und wir die weite Auslaufzone des benachbarten Feldes nutzen mussten, um weiteres Übel zu verhindern. Trotzdem konnten wir unseren Vorsprung auf Goldblohm auf 3 Sekunden ausbauen.

"Ein Fehler ist erst dann ein Fehler, wenn man ihn ein zweites mal gemacht hat. Alles davor heißt Leben und Lernen!" Warum ich das schreibe? Weil unser zweiter Ritt über die WP "Neuendorf" eine Blaupause des ersten Durchganges war. Selber Abzweig. Gleicher Verbremser. 500 m später. Selbe Stelle. Gleicher Ritt durchs Feld. Aber trotz dieser "wahren" Fehler konnten wir in der Summe unseren Vorsprung auf zuerst 4 und nach "Brück" sogar auf 5 Sekunden weiter vergrößern.

Aber Ausruhen und Verwalten gab es nicht. Auch nicht in der Servicezone, in der eigenständig Reifen gewechselt und das Auto für die WPs in der Dunkelheit angepasst werden durften. Doch der kleine französische Floh wollte auf einmal nicht mehr anspringen. Nicht einmal durch das freundliche Anschieben des Wittenberger Teams Fräßdorf/Eißner. Ich war gedanklich schon auf dem Weg die Bordkarte abzugeben, da hörte ich auf einmal hinter mir, wie der Motor wieder aufheulte. Eine Sicherung hatte sich gelöst und Dark's unermüdliche Fehlersuche wurde mit unserer Weiterfahrt belohnt. Aufgeben gibt es scheinbar nicht bei ihm.

Unsere erste gemeinsame WP im Dunkeln, war trotzdem nicht das Gelbe vom Ei. Dark hatte daran die geringste Schuld, es war vielmehr mein Timing, dass nicht wirklich passte. Ich hatte keinen richtigen Fluss und war oft zu früh mit meinen Ansagen – insbesondere, weil ich die schnellen Kurven nicht mehr sah und auch nicht mehr spürte. Konsequenterweise "betet" man dann lieber schneller als zu langsam. Aber auch das verunsichert einen Fahrer. Ich war unzufrieden mit mir selbst.

Unser Kampf mit dem Team Goldblohm/Sommer löste sich in technischen Problemen an ihrem Golf auf. Doch auf einmal stellten Bernd Knüpfer und Daniel Herzig im Opel Astra GSI Ansprüche auf den Thron der Frontkratzer, zogen nach 7 WPs an uns vorbei und hatten vor dem Finale einen Vorsprung von 3,8 Sekunden. Auf den letzten 10 km mussten wir also noch einmal alles geben. Diesmal mit besserem Timing meinerseits, um Dark attackieren lassen zu können...

Wir mussten lange auf das endgültige Ergebnis warten. Erst als wir schon im Ziel in Beelitz waren, wussten wir, dass sich unser Kampfgeist gelohnt hat. Eine nicht ganz perfekte Rallye fand ihr perfektes Ende. Mit knapp 3 Sekunden Vorsprung wurden wir das beste Team mit Frontantrieb, gewannen unsere Klasse und konnten uns über einer feinen 5. Gesamtrang freuen.

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Ein großes Dankeschön geht an die Jungs von
Makrocarshamm Motorsport für die kurzfristige Vorbereitung des Citroëns und dem freundlichen Peugeot Autohaus Herrmann und Langer für die spontane Unterstützung. Es war ein schweres aber tolles Heimspiel.

Das Beste kommt zum Schluss

Das Finale der diesjährigen Citroën Racing Trophy fand am letzten Wochenende im Rahmen der Rallye Baden Württemberg (kurz "Im Ländle") statt. Das heißt für mich war es auch der vorerst letzte Einsatz in diesem Jahr neben Tina Wiegand. Wir wollten noch einmal alles geben und meiner fiesen Erkältung mit Spaß und Freude entgegenwirken. Rallye ist nämlich - neben Luft und Liebe - noch immer die beste Medizin.

Obwohl ich vor 3 Jahren diese Rallye das letzte Mal gefahren bin, konnte ich mich noch während der Besichtigung an einige markante Ecken und Schlüsselstellen recht gut erinnern, so dass wir einen schönen und runden Aufschrieb erstellen konnten. Vor allem für die drei Wertungsprüfungen (WPs) im Dunkeln am Freitagabend schienen wir bestens gerüstet zu sein. In Kombination mit den konstant trockenen Bedingungen war dies eine gesunde Basis, die Tina Selbstvertrauen gab und auch ein bisschen angriffslustig machte.

Einen 18 Kilometer langen Nachtrundkurs galt es zuerst zu bewältigen. Rundkurse haben das blöde Manko, dass schnellere Teams, die eigentlich vor einem starten, von hinten auflaufen können. Durch die Festbeleuchtung an der Front der Rallyefahrzeuge merkt man nicht nur in den Rückspiegeln, wenn das "Unheil" von hinten naht, sondern es wird zusätzlich taghell im Auto. Die Nervosität, eine passende Stelle zum Vorbeilassen zu finden, an der beide Teams den geringsten Zeitverlust in Kauf nehmen, steigt dann proportional mit der Helligkeit im Auto. In unserem speziellen Fall mussten wir dem Team Knacker/Holzer an einer der schnellsten Abschnitte der WP den Vortritt lassen. Gut für sie. Schlecht für uns, denn das Abbremsen kostete uns wertvolle Zeit und Tina's Konzentration.

Danach ging es auf den kurzen und engen Stadtrundkurs in der Nähe des Rallyezentrums in Heidenheim. Ich machte mir keine Sorgen, denn WPs mit dieser Charakteristik liegen Tina. Mit der viertbesten Zeit in unserer Klasse konnte sie erstmals einige gute Jungs aus der Citroën Trophy hinter sich lassen, ein kleines Ausrufezeichen setzen und sich Lob von den Fahrerkollegen abholen.

Für den abschließenden zweiten Durchlauf über den langen Rundkurses hofften wir auf niemanden, der von hinten drängte. Und dem war auch so. Frei von jeglicher Ablenkung konnten wir uns im Vergleich zum ersten Durchgang um 33 Sekunden verbessern und zufrieden mit unserer Leistung in die wohlverdiente Nachtpause gehen.

Der folgende Samstagmorgen zeigte sich von seiner herbstlichen Seite. Nebelig, kühl - aber trocken. Wir lagen auf dem 5. Platz der Trophy Wertung und wollten uns weiter verbessern. Und dies sah so aus: Alle fahrerischen Abläufe mussten flüssiger und früher Kommen, um den Citroën DS3 R1 auf Schwung zu halten. Früher einlenken, früher und aggressiver aufs Gas und konsequenter den gewählten Gang dem Kurvenradius anpassen. Vor allem beim Abbremsen von schnellen 5er auf mittelschnelle 3er/4er Kurven. Tina konnte so konstanter und auch schneller fahren. Auch wenn es sich manchmal langsamer anfühlte, lieferte die Uhr am Ende den Gegenbeweis.

Auf der Nachmittagsrunde wurde es dann noch einmal kurz stressig. Auf der Verbindungsetappe zur zehnten WP verspürte Tina plötzlich Vibrationen im Lenkrad, die ich nach einem Kilometer auch in meiner Fußstütze spürte. Unsere Mechaniker hatten beim letzten Service beide Vorderräder nicht richtig festgezogen. Zum Glück hat Tina es noch rechtzeitig gemerkt. Nicht auszudenken, wenn sich diese im vollen Tempo selbstständig gemacht hätten...

Einen weiteren "Aha-Moment" hatten wir sieben Kurven vor dem Ende der letzten WP. Tina war richtig gut im Fluss. Doch nach einem spitzen Rechtsabzweig rutschten wir seitlich in dessen Außengraben und hingen über eine Minute in Selbigem fest. Und zwar so ungünstig, dass wir halb auf der Kippe stehend mit dem Unterboden aufsaßen. Nur nicht bewegen. Ruhe bewahren und auf Hilfe warten. Die kam in Form der Streckenposten, die uns aus dieser misslichen Lage mit Schieben und Schwung wieder befreien konnten. Auf unsere Platzierung hatte dieses Malheur jedoch keine Auswirkung. Wir waren nur froh, dass dies nicht das Ende bedeutete.

Alles in allem kann ich sagen, dass die Rallye "Im Ländle" eine top organisierte Veranstaltung war, an der wir sichtlich Spaß hatten. Mit dem 5. Platz am Ende konnten wir gut leben und einen schönen Ausschied aus der Citroën Racing Trophy feiern, die wir auf dem gleichen Rang beendeten. Tina hat damit auch die inoffizielle Damenwertung innerhalb der Trophy gewonnen. Chapeau, Madame.

inCOgnito

Stephan Dammaschke, den Namen kannte ich eigentlich schon relativ lange. Mein erster persönlicher Kontakt zu ihm geht allerdings erst auf das letzte Jahr und die Lausitz Rallye zurück. Dort schenkte er Veit König und mir gleich einmal "unerklärliche" 30 Sekunden auf der ersten Wertungsprüfung (WP) ein. Das zweite Mal trafen wir uns am Anfang diesen Jahres auf einer ADMV Jahressiegerehrung in Burgstädt bei Chemnitz, wo wir Zeit fanden uns etwas näher zu unterhalten. Das Zusammenspiel von Fahrer und Beifahrer, der enge Konkurrenzkampf mit anderen Teams und der Zusammenhalt in der Szene, dass sind die Dinge, die ihm im Rallyesport am wichtigsten sind – vornehmlich auf Schotter und mit scheinbar unterlegenem Material. Eine klassische "Underdog" Einstellung, die mir gefiel und in Erinnerung blieb.

Da seine Stammbeifahrerin, Julia Siegel, beruflich verhindert war und dringend Ersatz für sich an Stephan's Seite für die Rallye Zwickauer Land suchte, interessierte mich vor allem, inwiefern seine Einstellung der Wirklichkeit entsprach und sagte deshalb kurzerhand zu. Was ich bis dato jedoch nicht wusste war, dass Stephan's System Kurven zu notieren invers zu dem war, was ich in den gesamten letzten 11 Jahre vorgelesen habe. Das heißt, dass er die Kurvenwinkel, dem "Uhrenprinzip" folgend, von 1 bis 5 einstuft. Dabei ist 1 eine schnelle und 5 eine langsame Kurve. Mir wurde dieser Hinweis jedoch noch rechtzeitig mitgeteilt (am Abend vor der Rallye), so dass ich lediglich eine halb schlaflose Nacht hatte, in der ich mich im Umdenken schulte und von Uhren träumte.

Unser Einsatzauto war der familieneigene Ford Escort RS 2000. Ein ehemaliges Rundstreckenauto, dass konsequent auf die Bedürfnisse des Rallyesports angepasst wurde und mit dem Stephan dieses Jahr bereits tolle Ergebnisse im Schottercup einfahren konnte. Ein Untergrund, auf dem die reine Leistung des Fahrzeugs noch immer nicht ganz so entscheidend ist. Vielmehr braucht man Mut und Können. Eine Hand am Lenkrad und eine am Handbremshebel, um im kritischen Fall dem zickigen Fahrzeugverhalten Einhalt zu gebieten – das ist genau Stephan's Ding.

Während der Besichtigung konnte ich ihm noch ein paar Tips geben, wie und wo er seinen Aufschrieb verbessern konnte, denn die drei verschiedenen WPs hatten es durchaus in sich. Man kann sagen, es war wieder mal eine Rallye vom alten Schlag. Mischbeläge und Schotterabschnitte wechselten sich munter ab. Die einzige WP mit 100% Festbelag war der abschließende Rundkurs in der Nähe des Rallyezentrums. Doch der Reihe nach.

Vor dem Start der ersten WP fing es leicht zu regnen an und ich fragte Stephan, ob ihm das was ausmache. Seine kurze Antwort, dass man es ja eh nicht ändern könne, war genau das, was ich hören wollte. Unsere Kommunikation war von Beginn tadellos. Trotzdem setzte Stephan beim Anbremsen eines T-Abzweiges etwas zu spät den Anker. Er rettete die Situation zwar noch mit dem Handbremshebel, allerdings ging es danach frontal kurz ins Feld. An der Graskante zurück auf die Straße rissen wir uns einen Teil der vorderen Stoßstange ab und verloren 4 Sekunden auf die Klassenbestzeit des Teams Horlbeck/Lenk im Ford Fiesta. Ironie am Rande, denn dies ist Stephan's ehemaliges Einsatzfahrzeug.

Nach der 6. Gesamtzeit auf WP 3 durch das Kieswerk, konnten wir unseren Rückstand auf Horlbeck/Lenk in einen 1,5 Sekunden Vorsprung ummünzen. Nachlassen wollten wir allerdings nicht. Eher noch einen draufpacken. Was dann auf der vierten WP folgte, war Rallyefahren der allerfeinsten Sorte. Der Ritt auf Messers Schneide inklusive Kurzausritt ins Feld bescherte uns die 4. Gesamt- und klare Klassenbestzeit. Stephan meinte danach zu mir, dass dies die WP seines Lebens war. Da passte einfach alles.

Unsere Konkurrenz in der Klasse hatte dem nichts mehr entgegenzusetzen oder entledigte sich ihrer selbst. Wir wollten aber unbedingt den überraschenden 5. Platz in der Gesamtwertung halten und bestes Fahrzeug mit einer angetriebenen Achse bleiben. Dafür allerdings den Klassensieg zu riskieren, kam nicht in Frage. Wir mussten daher taktisch auf eine gesunde Mischung aus Angriff und Verteidigung umstellen. Vor dem letzten Rundkurs hatten wir noch einen Vorsprung von 5,3 Sekunden auf den drehmomentstarken Diesel-Scirocco des Teams Schmidt/Luther.

Wie erwartet waren wir auf reinem Asphalt der Konkurrenz jedoch technisch unterlegen und hatten von daher keine Chance irgend etwas gegen deren Vormarsch zu unternehmen. Unsere Klasse gewannen wir trotzdem souverän und Stephan konnte (und kann) richtig stolz auf seine Leistung und den 7. Gesamtrang sein. Das war einfach spitze.

Darkentino Rossi #46

Jeder, der auch nur ein bisschen Faszination für Motorsport in seinem Leben entwickelt hat, kennt den Namen Valentino Rossi. Und ich wage jetzt einfach mal zu behaupten, dass jeder Einzelne von ihnen auch seine Startnummer kennt. Als treuer Fan des 9-maligen Motorradweltmeisters war es mir von daher eine innere Freude, als die Veranstalter der diesjährigen Wedemark Rallye nach dem Nennungseingang die berühmte Startnummer #46 an uns vergab. Das Einzige, was ich noch brauchte war ein Fahrer, der annähernd so "verrückt" ist wie der Italiener. Glücklicherweise kenne ich da einen: Dark Liebehenschel.

Bis in die Fingerspitzen motiviert, wollten wir bei der Doppel-veranstaltung bestes frontangetriebenes Fahrzeug werden. Dass dies ein schwieriges Unterfangen werden würde, war uns Beiden völlig klar, denn unsere Hauptgegner in dieser inoffiziellen Wertung waren keine geringeren als die amtierenden Schottercup Sieger Mark Muschiol und Kerstin Munkwitz, die im leichteren und drehmomentstärkeren Renault Clio schon im letzten Jahr der Veranstaltung ihren Stempel aufgedrückt haben. Dass man sie allerdings trotzdem schlagen kann, haben wir bei der Wittenberg Rallye Anfang des Jahres schon gezeigt.

Das Organisationsteam der Wedemark Rallye rund um Bernd Depping hat sich auch dieses Jahr wieder viel Mühe gegeben, um nicht nur die Zuschauer, sondern auch die Fahrer bei Laune zu halten. Wasserdurchfahrten, Sprungkuppen, Stoppelfelder – alles war da. Die Rallye bestand zudem aus zwei Veranstaltungen mit jeweils vier Wertungsprüfungen (WPs) auf abwechslungsreichen Schotter-abschnitten in den Kiesgruben rund um Mellendorf und Feldwirtschaftswegen beziehungsweise langen Asphaltgeraden, die diese miteinander verbanden.

Am Anfang des ersten Laufes galt es einen Rundkurs zu bewältigen. Nicht wirklich anspruchsvoll, wenn da nicht dieser Linksabzweig in eine Schotterpassage gewesen wäre. Nach den ersten 40 Teilnehmern bildete sich nämlich im Kurveninneren ein so tiefes Loch, dass einen Stein zu Tage brachte, der es ohne Probleme mit den Findlingen in den Geoparks der Lausitz aufnehmen konnte. Dark sah das Ungetüm zwar noch, aber in dem Moment gab es auch schon einen kräftigen Schlag aufs linke Vorder- und Hinterrad. Kurze Zeit später meinte er aufgeregt zu mir, dass wir vorne einen Platten haben. Vorsichtig fuhren wir die übrigen eineinhalb Runden des Rundkurses zu Ende und wechselten nach dem Ziel den kaputten Vorderreifen.

Eigentlich sind nach einem Reifenschaden bei einer kleinen Rallye alle Messen gesungen. Wir lagen auf dem 18. Platz der Gesamtwertung. Aber wie heißt es so schön: "Wenn die Erwartungen schwinden, steigt der Spaß!" Und den hatten wir. Allerdings erst so richtig während der letzten WP. Dark und ich waren jetzt warm und es passte einfach alles. Nicht nur zu meiner, sondern auch zur Freude der zahlreichen Zuschauer, die wieder einmal sehen konnten, wie gut der Mann auf Schotter ist. Mit einer Zeit, die 6 Sekunden schneller war als die von Muschiol, konnten wir uns am Ende wieder auf den 6. Gesamtplatz vorarbeiten und sogar noch die Kategorie für verbesserte Fahrzeuge mit Frontantrieb gewinnen.

Am Nachmittag, während des zweiten Laufes des Tages, wollten wir dann Rache nehmen. Dark war noch immer angefressen, aber angriffslustig und wollte den Reifenschaden vom Mittag vergessen machen. Doch diesmal spielte uns die Technik einen Streich. Die elektronische Drosselklappe streikte auf einmal beim Willen den Motor in wohlklingende Sphären zu hieven und begrenzte die Umdrehungen pro Minute auf nur noch sechseinhalbtausend. Da der Motor des Citroën C2R2 aber sein höchstes Drehmoment eigentlich erst ab dieser Umdrehungszahl entfaltet, wurde er ziemlich zeitig zur stumpfen Waffe. Das sollte Dark jedoch nicht daran hindern weniger Gas zu geben. Um den Leistungsverlust auszugleichen, musste er nun etwas runder und weniger aggressiv fahren. Wir konnten zwar nicht mehr schneller als Mark Muschiol fahren, verloren aber überraschend wenig Zeit auf seine Bestmarken. Am Ende konnten wir uns über einen tollen 4. Gesamtplatz freuen und wiederholten den Sieg vom Mittag in unserer Kategorie.

Einmal Platz 4 und einmal Platz 6. Und das mit der Startnummer 46. Das ruft sicherlich ein paar Verschwörungstheoretiker aus ihren Kämmerlein hervor... Wir waren unter den gegebenen Umständen trotzdem richtig zufrieden und melden hiermit schon einmal die Startnummer 11 für das nächste Jahr an.

Weizer Tango

Ich weiß nicht mehr, wie lange es her ist, aber ich glaube mein letzter Start bei einer Rallye in Österreich geht auf das Jahr 2009 zurück. Schon damals war ich fasziniert von den anspruchsvollen Strecken, die nicht nur den Fahrern sondern auch den Copiloten alles abverlangen. Und nach den Erfahrungen, die ich dort machte, war ich immer der Meinung: Um das Rallyefahren richtig zu lernen und zu erfahren (vorausgesetzt man ist kein ausgesprochenes Naturtalent), muss man nach Österreich gehen...

Umso schöner, dass die Mentoren der Citroën Racing Trophy den einmaligen Auslandsstart in unser Nachbarland, in die beschauliche Steiermark auf die Rallye Weiz, legten. Mir fiel es von daher auch leicht auf die zeitgleich stattfindende Wartburg Rallye in Eisenach zu verzichten, die eigentlich immer mein jährliches Highlight ist...

Chauffieren ließ ich mich wieder einmal von Tina Wiegand. Wir wollten durch eine saubere und zügige Fahrt unsere Position in der Trophy Gesamtwertung festigen und auf keinen Fall ausfallen. Wenn es an der Grundschnelligkeit fehlt, dann wirken Ausfälle doppelt schwer. Von der unnötigen extra Belastung der Kriegskasse ganz abgesehen. Ich hielt es aber auch für wichtig, dass Tina den nächsten Schritt auf meiner Leiter des Vertrauens macht. Dafür war diese Rallye mit ihren unzähligen Kurven und den drei Wertungsprüfungen (WPs) in der Nacht eigentlich wie gemacht.

Los ging es bei hochsommerlichen Temperaturen um die 35 °C am Freitag Abend mit dem Rundkurs in Anger und dem einzigen echten Schotterabschnitt der gesamten Veranstaltung. Ein loses Heck auf losem Untergrund ist für den gemeinen Rallyefahrer eigentlich der Himmel auf Erden. Für Tina ist es jedoch die Hölle. Sobald das Wort Schotter in der Gegensprechanlage fällt, verkrampfen ihre Hände am Lenkrad, halten es im Halbgas fest und zögern beim Schalten in den nächst höheren Gang. Das Problem in Weiz war, dass alle anderen WPs zwar 100% Asphaltanteil hatten, durch die ausgefahrenen "cuts" der vorausfahrenden Teilnehmer jedoch zu einer 50 prozentigen Schotterrallye mit unkalkulierbaren Ausgang mutierte.

Tina hatte kein Vertrauen in die Reifen und dem Auto und trotz tollem Aufschrieb auch nicht in meine Ansagen. Das ärgerte mich, der vom Ehrgeiz Getriebene, bis aufs Blut. Ich war sauer, dass die ganze Aufbauarbeit, die wir im letzten halben Jahr geleistet haben scheinbar verpuffte und - jedenfalls aus meiner Sicht - vielleicht auch umsonst war. Die Stimmung zwischen uns war angespannt. Tina hatte keine Lust sich immer wieder von mir runterputzen zu lassen und ich war irgendwie mit meinem Latein am Ende.

Ich hatte das Gefühl, dass wir am Samstag zur Halbzeit der Veranstaltung ein klärendes Gespräch brauchten, indem wir unseren Standpunkt klar machten, einen Strich unter die Sache zogen, um wenigstens noch etwas Spaß zu haben. "Henry, nimm Dich zurück!" war von nun an die selbstbetitelte Prämisse, die in großen Lettern von nun an in meinem Kopf herumschwirrte.

Wie gefährlich und respekteinflößend die Strecken in der Steiermark wirklich waren, erlebten wir dann am Nachmittag auf indirekte Weise selbst. Vor dem Rundkurs in Naas erfuhren wir von dem WP-Leiter, dass ein Fahrzeug aus der Citroën Trophy im Wald auf dem Dach liegen würde. Beiden Insassen ginge es aber gut. Nach einer kurzen Pause wurde wieder gestartet und auch wir auf die Reise geschickt. Wir fuhren 2 Kilometer, dann war Panik. Streckenposten und Zuschauer standen auf der Strecke und zwangen uns anzuhalten. Ein weiterer Citroën war, an der selben Stelle wie zuvor, viel zu schnell auf den rolligen Split gekommen und legte sich vehement ins Unterholz ab. Da wir das erste Fahrzeug an der Unfallstelle waren, galt es schnell zu Handeln. Erste Hilfe musste her, weil die Beifahrerin auf der Straße zusammengebrochen war. Während Tina sich um die Fahrer kümmerte, koordinierte ich am Telefon die Rettung der Verunglückten. Die WP wurde daraufhin abgebrochen.

Nach unserem klärenden Gespräch und dem eben beschriebenen Vorfall lief es für uns überraschenderweise wieder besser. Die hohen Temperaturen von bis zu 60 °C im Auto machten uns beiden nicht viel aus. Topfit konnte Tina sich am Nachmittag im Kurvenlabyrinth am "Koglhof" wieder steigern und fand auch einen viel besseren Rhythmus. Länger am Gas bleiben, später Bremsen, früher Einlenken und Beschleunigen, Schwung mitnehmen und, und, und... all das, was so wichtig bei dieser speziellen Streckencharakteristik ist, konnte sie nun besser umsetzen.

Am Ende kamen wir ohne ein einziges technisches Problem mit dem Citroën DS3 R1 auf dem 6. Platz der Trophy ins Ziel. In der Gesamtwertung fielen wir dadurch zwar auf den 5. Platz zurück, haben aber noch immer sehr gute Chancen auf den dritten Platz in der Endwertung. Hoffen wir das Beste für die nächste Veranstaltung an der Ostsee.

Hitzeschlacht

Man möge es mir verzeihen, aber bei Temperaturen von knapp 40 °C setzt auch bei mir der Kopf aus und konzentriert alle Kräfte auf die Regulierung meiner Körpertemperatur. Aus diesem Grund reduziert sich der Bericht von meinem Kurzurlaub am letzten Wochenende nach Osterode am Harz auf ein Kurzprotokoll. Ach ja, Rallye wurde natürlich auch gefahren.

  • Donnerstag Nachmittag
Anfahrt: Zug
Wetter: 34 °C, warm
Tätigkeiten: Dokumentenabhnahme, Freibad Osterode, Pizza

  • Freitag Morgen
Wetter: 28 °C, Gewitter, schwül warm
Tätigkeiten: Aufschrieb erstellen, Toilette (von der Pizza?)
Eindruck: Aufschrieb passt, Magengrummeln (von der Pizza?)

  • Freitag Nachmittag
Wetter: 33 °C, schwül warm
Tätigkeiten: Rallyefahren
Eindruck: Gedanklich noch im Freibad

  • Samstag Morgen
Wetter: 32 °C, heiss
Tätigkeiten: Rallyefahren, Attacke, Trinken
Eindruck: Aufholjagd geglückt

  • Samstag Mittag
Wetter: 36 °C, heisser
Tätigkeiten: Rallyefahren, Komplettausfall Bremse, Trinken
Eindruck: Aufholjagd umsonst

  • Samstag Nachmittag
Wetter: 38 °C, am heissesten
Tätigkeiten: Rallyefahren, wieder mit Bremse, Kämpfen, Trinken
Eindruck: Geschafft und fertig im Ziel
Ergebnis: Platz 2 in der ADMV Rallyemeisterschaft übernommen

  • Samstag Abend
Wetter: 33 °C, warm
Tätigkeiten: Sightseeing, Chillen, Drinks
Eindruck: Happy

  • Sonntag Morgen
Abfahrt: Zug
Wetter: 32° C, warm
Tätigkeiten: Musik hören, Schlafen (beides klimatisiert)

Die Sache mit dem Bordbuch

Bis zum nächsten Lauf in der Citroën Trophy mit Tina Wiegand sind es noch gut 6 Wochen. Um nicht aus der Übung zu kommen, müssen wir irgendwie das Sommerloch überbrücken. Am Besten macht man dies bekanntlich mit...? – Genau, mit Rallyefahren. Und so bot es sich für mich an, nach 11 Jahren wieder einmal Weida und die Osterburg zu besuchen. Dazu muss man sagen, dass es bei dieser Rallye zwar auch ums Rasen in bunten Autos geht, aber vielmehr zählt noch das Zusammensein unter Freunden (keine Sorge: Details zu "WP7" bleiben intern).

Wie bei jeder anderen Rallye auch, muss man am Vorabend die sogenannte "Dokumentenabnahme" über sich ergehen lassen. Dort wird alles geprüft was Papier und Stempel hat – vom Fahrzeugschein und Führerschein bis Versicherungsunterlagen und Lizenzen. Wenn alles korrekt ist, erhält man anschließend als Belohnung die Unterlagen für die Rallye. Diese beinhalten neben den Startnummern, die zwei wichtigsten Dinge für den Beifahrer: "Ihre Heiligkeit" die Bordkarten, in denen alle Zeiten und Stempelkontrollen notiert werden und "Ihre Majestät" das Bordbuch, das die verbindliche Rallyestrecke vorgibt. Meine erste Amtshandlung ist es immer die Bordkarten auf Vollständigkeit zu prüfen und die Seiten des Bordbuchs durchzuzählen. Nichts ist schlimmer, als wenn man während der Rallye feststellen muss, dass eine oder mehrere Seiten fehlen. Diesmal war, wie eigentlich sonst auch, alles korrekt.

Am nächsten Morgen machten Tina und ich uns schon sehr zeitig auf den Weg, um die Wertungsprüfungen (WPs) abzufahren und unseren Aufschrieb zu erstellen. Wir fuhren nach dem Bordbuch, das ich am Vorabend erhalten habe. Ich wunderte mich kurz, dass eine Umleitung in der Stadt nicht angegeben war, dachte aber, dass es dafür vom Veranstalter noch eine Bordbuchänderung geben würde. Kein Drama. Wir fuhren zur ersten WP. Die Startlinie war auf den Asphalt gezeichnet und Tina erzählte mir danach etwas über den Kurvenverlauf, den ich wie gewohnt bis zur Ziellinie (ebenfalls auf den Asphalt gezeichnet) in mein Gebetbuch notierte. Nach der Kontrollfahrt war alles gut. Wir fuhren weiter nach unserem Bordbuch zur zweiten WP. Dort verwirrte mich die Tatsache, dass das Ziel auf einmal viel früher erschien, als es die Absperrungen und Streckenpostenmarkierungen vermuten ließen. Ich regte mich darüber auf, dass das Bordbuch vorne und hinten nicht passt und nahm mir vor, dies bei unserer Rückkehr ins Rallyezentrum mit der Rallyeleitung zu klären, denn komischerweise schien alles andere darin in Ordnung zu sein.

Auf dem Weg zur Rallyeleitung fiel es mir dann wie Schuppen von den Augen, als ich auf das Deckblatt des Bordbuches schaute. Ich erhielt bei der Dokumentenabnahme die Ausgabe aus dem letzten Jahr – sprich 2014. Ich ging zur Rallyeleitung und bat freundlichst um eine aktuelle Version. Allerdings waren mir bis vor dem eigentlichen Start der Rallye die Auswirkungen des Austausches noch nicht bewusst. 10 Minuten vor unserer Startzeit, unterhielt ich mich noch kurz mit einem Fahrerkollegen. Das Gespräch ging ungefähr so:

--

Ich: "Fahrt ihr die Wellen auf dem bröckeligen Asphaltstück auf WP1 voll!"
Kollege:
"Was für Wellen? Ich mache mir eher Gedanken um den Plattenweg!"
Ich:
"Was für Platten?"

--

Erst da dämmerte mir, dass die WP1 aus dem letzten Jahr und trotz Start/Ziel Markierung dieses Jahr gar nicht gefahren wird. Na prima! Und was nun? Erst einmal Ruhe bewahren...

Wir machten ein Foto vom Aufschrieb des hinter uns startenden Teams Schorsch/Blechschmidt, den ich auf dem Weg zum offiziellen Start "notdürftig" an unsere Notation anpasste. Das wechselhafte Regenwetter sorgte für zusätzliche Anspannung und so fuhren Tina und ich mit fremden Aufschrieb, fast nur auf Sicht und mehr schlecht als recht über die für uns komplett unbekannte Strecke.

Glücklicherweise hatten wir die zwei anderen WPs richtig notiert. Der Regen hörte auf. Die Strecken noch immer feucht. Tina's Defizit unter rutschigen Bedingungen machte sich auch hier wieder bemerkbar. Leider kann ich ihr als Beifahrer da nicht wirklich weiterhelfen. Das sind Dinge, die sie selbst "Erfahren" muss. Das weiß sie aber auch selbst und ärgert sich im Ziel entsprechend, wenn sie selbst in übersichtlichen und relativ unproblematischen Abschnitten kein Vertrauen in sich und das Auto entwickeln konnte. Als es jedoch trockener wurde, hatte sie mehr Spaß am Fahren. Sie fuhr dann entspannter als sonst und tastete sich auch immer mehr ans Limit von Bremse und Reifen heran. Das spiegelte sich auch in unseren Zeiten wieder.

Kurze Aufregung gab es noch einmal am Ende der Rallye. Die Tankanzeige des Citroëns leuchtete schon seit geraumer Zeit und wir waren uns nicht sicher ob der Kraftstoff bis ins Ziel reichen würde. Lachend sahen wir mich schon das Auto den Berg hoch ins Park Ferme schieben. Aber Tina fuhr effizient und energiesparend die Rallye mit dem letzten Tropfen Benzin zu Ende.

Das wir nicht um den Sieg in der Klasse mitkämpfen konnten, war unter den gegeben Umständen eigentlich von Anfang an klar. Wir wurden am Ende dritte unserer Klasse und gewannen zu unserer eigenen Überraschung unseren ersten gemeinsamen kleinen Pokal. Eigentlich hasse ich diese platzraubenden Staubfänger, aber über diesen habe ich mich richtig gefreut.

p.s. An dieser Stelle möchte ich an alle Beifahrer da draußen appellieren:
Es ist Eure Pflicht alle Unterlagen auf Richtigkeit zu überprüfen. Das beinhaltet ab jetzt auch das Datum des Bordbuches...

Die Zeit lügt nicht

Im Rallyesport werden Rückstände intern gerne in Sekunden pro Wertungsprüfungskilometer (sek/km) ausgerechnet. - "Warum man das macht?" - Nun, es scheint den Fahrern eine bessere Vorstellung zu geben, was ihnen auf die Spitze noch fehlt, denn 1 km lässt sich besser veranschaulichen als 10,2 oder gar 25,6 km. Das ist im Profibereich genau das Gleiche wie bei den "Amateuren". Hinzu kommt, wenn man das gleiche Auto mit der gleichen Technik fährt (wie im Falle der Citroen Racing Trophy), dann ist dies ein guter Vergleich für die fahrerische Qualität und ein adäquates Mittel dem Fahrer/Fahrerin zu zeigen, wie hart er/sie noch an sich selbst arbeiten muss, um aus eigener Kraft einmal vorne mitmischen zu können.

Am Anfang der Saison betrug Tina Wiegands Rückstand auf die Spitze im Durchschnitt noch 4,4 sek/km. Nach dem zweiten Lauf in Sulingen waren es "nur" noch 3,5. Das ist zwar immer noch relativ viel, zeigt aber trotzdem, wie sich unsere Zusammenarbeit bereits auszuzahlen scheint. Daran wollten wir am letzten Wochenende bei der "AvD Sachsen Rallye" in Zwickau ansetzen und unseren Rückstand weiter reduzieren. Völlige Konzentration nur auf uns und die Zeiten.

Der Freitagabend war mit zwei Durchgängen auf dem Zuschauerrundkurs "Glück auf Brücke" für mich relativ entspannt. Außer 4 Kreuze für jede absolvierte Runde zu machen, gab es kaum etwas zu tun. Aufregend war es trotzdem, denn nach unserem ersten Umlauf des ersten Durchganges, ließ der offizielle Starter unglücklicherweise das Team Schneider/Weyand direkt vor uns auf die Strecke. An der ersten Spitzkehre waren wir bereits am Heck des reinen Damenteams, fanden aber bis zum Ende keinen Weg vorbei und verloren dementsprechend Zeit. Tina war richtig sauer.

Während des zweiten Durchganges im Dunkeln hatten wir zwar freie Fahrt, aber Tina fuhr nicht aggressiv genug und so reihten wir uns mit 2 Sekunden Rückstand hinter dem Team Schneider/Weyand auf dem 8. Platz der Trophy ein. Dies bedeutete, dass wir am Samstag direkt hinter ihnen starten würden.

Nach dem Regen am nächsten Morgen ging das muntere Reifenpokern für die anspruchsvollen und schnellen WPs im Zwickauer- und Vogtland los. Für die WP "Hirschfeld" wählten wir rundum die weiche Mischung mit Trockenprofil, denn rechtzeitig zum Start hörte es auf zu regnen. Nur die Straßen waren noch feucht. Komplett richtige Entscheidung. Tina fuhr einen sauberen Strich bis uns nach dem bekannten Plattenstück von einem Streckenposten aufgeregt die gelbe Flagge gezeigt wurde: "Achtung - Gefahr!" Wir reduzierten die Geschwindigkeit und warteten gespannt auf die Dinge, die sich nach der nächsten schnellen Kurve uns offenbarten. Nach einem Abflug stand der Citroen DS3 von Schneider/Weyand komplett quer auf der Straße. Wir mussten anhalten und wurden von der ausgestiegenen Besatzung am havarierten Fahrzeug durchs Gras vorbeigeleitet. Durch die Aktion verloren wir schätzungsweise 10 Sekunden.

Dass auch ich sauer werden kann, zeigte sich im Ziel der folgenden ultraschnellen WP "Weißensand". Wir fuhren eine gute Zeit, aber Tina ging unerklärlicherweise und grundlos schon vor dem Ziel vom Gas. Für mich ein absolutes "No-Go". Mein Griff ging daraufhin ganz schnell zur Gegensprechanlage und schaltete sie einfach aus. Ich hatte keine Lust auf Ausreden. Auf der Verbindungsetappe zum ersten Service konnte ich aber schon wieder Witze machen. Die gute Stimmung musste ja schließlich erhalten bleiben.

Der Rest der Rallye ist kurz erzählt. Wir fuhren auf einen sicheren 6. Platz liegend unseren Stiefel zu Ende. Nach hinten hatten wir über zwei Minuten Luft und hofften insgeheim noch auf einen Ausfall vor uns. Und obwohl sich unser Wunsch nicht bewahrheitete, steigerte sich Tina immer weiter und konnte ihren Rückstand zum Ende auf unter 3 sek/km reduzieren. Ob auf der kurzen knackigen WP "Fraureuth" oder dem über 25 km langen Kanten "Crinitzberg". Gefährliche Momente gab es dabei aus meiner Sicht nicht. Das zeigt aber auch wieviel Potential noch da ist. Die Zielvorgabe hat sie zwar erreicht, aber die Jungs vor uns sind alle keine Nasenbohrer und realistisch betrachtet, ist es für uns immer noch ein weiter Weg aus dem Niemandsland zum Allerwertesten der Trophyspitze. Wir dürfen nur nicht aufgeben... – #keeponfighting.

Aberglaube...

... spielt im Rallyesport eine unerklärliche große Rolle. Wenn man sich im Servicepark einer Rallyeveranstaltung einmal in den Rallyefahrzeugen umschaut, dann findet man sehr viele Hinweise darauf. Zwischen Käfig, Bremsleitungen und Feuerlöschanlagen finden immer wieder kleine Glückbringer, Stofftiere oder lustige Sticker ihren rechtmäßigen Platz, um die Besatzung wieder heil nach Hause zu ihren Lieben zu bringen. Ich habe es zwar nicht so sehr mit Stofftieren, nutze aber zum Beispiel seit 8 Jahren ein und den selben Fallminenbleistift. Ohne den geht es einfach nicht.

Ganz schlimm wird es, wenn alte Dinge durch Neue ersetzt werden müssen und noch keine Erfolgspatina angesetzt haben. Das ist dann immer mit einem komischen Gefühl verbunden und wird möglichst vermieden oder weitestgehend hinausgezögert. Meine feuerfesten Socken haben schon so viele Löcher und werden vor jeder Rallye immer wieder mühevoll gestopft, nur um ja nicht "unerfahrene" zu tragen. Und auch sonst weicht man von seinen gängigen Ritualen nur widerwillig ab. Rituale geben einem die nötige Sicherheit und Entspannung bei der Ausführung seiner Aufgaben, denn nur ein entspannter Beifahrer behält den Überblick und kann auf unvorhersehbare Dinge angemessen reagieren.

Als ich mich am letzten Donnerstag vom Berliner Hauptbahnhof Richtung Thüringen Rallye in Pößneck aufmachte, fand ich unter einer Bank einen Glückscent. Ein gutes Omen für meine Ausfahrt mit Veit König und dem wieder reparierten weißen "Swiftl". Dreimal kurz draufgespuckt, verschwand das gute Stück schnell in meiner Hosentasche.

Wir wollten unbedingt den Klassensieg, um uns für die Mühen der letzten Wochen zu belohnen und auch, um den kleinen psychologischen Knick vom letzten Unfall wieder auszubügeln. Die Rallye Thüringen ist das beste Pflaster dafür, denn auf den extrem schnellen und flüssigen Wertungsprüfungen (WPs) braucht es vor allem Mut, einen Aufschrieb, der nun alle möglichen Bordsteine und Kanten enthielt, und eine gute Stimmung im Team. Die ist bei König Rallyesport eigentlich immer gegeben – quasi das Salz unserer Rallyesuppe.

Fahrerisch war Veit zwar nicht so gut drauf wie bei seiner Heimveranstaltung vor 4 Wochen, er nahm den Swift aber auch nicht ganz so hart ran. Das machte aber alles irgendwie nichts, denn die Zielvorgabe mit Bestzeiten zu glänzen, konnten wir trotzdem erreichen und lagen am Freitag nach 2 WPs bereits mit 20 Sekunden in Führung. Diese konnten wir am Samstagmorgen sogar noch ein bisschen ausbauen, bevor es zum ultraschnellen Rundkursklassiker an der "Bankschenke" ging.

Veit hatte alles unter Kontrolle, nutze jeden Zentimeter der Straße und hatte sichtlich Spaß an der Sache. Während der zweiten Runde liefen wir langsam auf den Opel Adam des Eisenacher Teams Wawrzyniak/Strauch auf. Auf kurzen Geraden konnte ich sehen, wie wir Stück für Stück den Abstand reduzierten, der im Winkel der Kurven aber immer wieder verschwand. Im Kurvenausgang einer schnellen Linkskurve hörte ich es trotz Helm und unserem lautem Motorgeräusch auf einmal hölzern knacken. Ich schaute kurz hoch und sah nur noch wie sich der Opel links von uns senkrecht in den Wald überschlug. Wir waren bereits relativ nah an ihm dran gewesen und hatten Glück, dass er nicht zurück auf die Straße rollte. Ich dachte kurz an den Cent vom Hauptbahnhof...

Die WP wurde daraufhin neutralisiert und alle nach uns startenden Teams bekamen eine Zeit vom Veranstalter notiert, die eine halbe Minute langsamer war als unsere gefahrene. Unser Vorsprung vergrößerte sich dadurch auf über eine Minute und eigentlich konnte uns nur noch eine technisches Problem stoppen. Und das kam.

Wie schon bei der Erzgebirsrallye verrichtete die Kupplung ihre Arbeit nicht mehr wie sie sollte. Das Anfahren wurde von mal zu mal mühsamer und auch die Leistung der Antriebseinheit wurde dadurch stark beeinflusst, weil die Druckplatte der Kupplung den Kontakt zwischen Motor und Getriebe nicht mehr konstant aufrechterhalten konnte. Wir hofften jedoch, dass alles halten würde und fuhren mit dem weidwunden Swift noch eine Bestzeit.

Vor der achten WP gab es eine kleine Unterbrechung im Ablauf der Veranstaltung. Ich stieg aus dem Auto aus und vertrat mir zwischen der Zeitkontrolle und dem Start der WP die Beine. Ich dachte daran, dass schon alles gut gehen würde, denn immerhin hatte ich ja den Glückscent gefunden. Doch was, wenn das Glück des Cents bereits am Morgen auf der "Bankschenke" aufgebraucht worden ist? Just in dem Moment stolperte ich kurz - es war mein rechter Fuß. Der Aberglaube besagt: Stolpern mit rechts bringt schlecht's...

Wir schafften es noch über die WP und zurück in den Service, gaben dort aber endgültig auf, auch um einen Folgeschaden am Motor zu verhindern. Während unsere Mechaniker bereits alles einpackten, Fehleranalyse betrieben und bereits Pläne schmiedeten, wie sie das Problem beheben könnten, saß ich noch da, rauchte eine Zigarette und gab dem verdammten Aberglauben die Schuld.

"Wolke 4"

... ist ein Lied von Philipp Dittberner, dass passenderweise mein letztes Rallyewochenende mit Tina Wiegand in der Citroen Racing Trophy schön zusammenfasst – sinnentfremdet versteht sich. Obwohl man sich derzeit nur sehr schwer der Nummer entziehen kann, war sie mir bis dato völlig unbekannt. Auch Tina schien sie sehr zu mögen, denn sobald die ersten Takte des Liedes im Autoradio ertönten, fand sie schnell den Griff zum Lautstärkeregler.

"Ziemlich gut, wie wir das so gemeistert haben"
(1. Strophe - 1. Zeile)


In jeder Meisterschaft, an der man im Rallyesport teilnimmt, geht es am Ende um das Gleiche: Ins Ziel kommen und fleißig Punkte sammeln. Dies ist bei manchen Rallyes einfacher als bei anderen und direkt davon abhängig wie anspruchsvoll sich die Wertungsprüfungen (WPs) gestalten. Als einfach würde man sicherlich auch die Rallye Sulinger Land am letzten Wochenende bezeichnen, wenn es da nicht dieses sagenumwobene Rallyeparadies auf Erden geben würde.

In dem alten Munitionslager des IVG Geländes zwischen Liebenau und Steyerberg gibt es einen absoluten "Scharfrichter", der jedem Fahrer(in) gehörigen Respekt einflößt und ohne gute Ansagen des Beifahrers nur sehr schwer zu bewältigen ist. Doch das ist es, was dieses seltsame Volk von Rallyeverrückten immer will. Je schwieriger, desto besser. Und nach Sulingen kommt man eigentlich nur wegen des IVG Geländes. Mit fast 60 km im engen Irrgarten von Abzweigen, Mauerschluchten und Hausruinen durfte man sich erstmalig in dreifacher Ausführung und in unterschiedlichen Richtungen austoben.

"Wie wir die großen Tage unter kleinen Dingen begraben"
(1. Strophe - 2. Zeile)


Bei frühlingshaftem Wetter gingen Tina und ich mit der späten Startnummer 97 auf die Reise. Wir versuchten da anzusetzen, wo wir beim ersten Lauf im Saarland aufhörten. Später Bremsen, früher Beschleunigen und generell runder Fahren. Das wichtigste schien mir aber, das Tina gnadenloser und mit mehr Mut auf den Schotterabschnitten reinhalten sollte. Bessere Zeiten ergeben sich dann schon zwangsläufig von alleine und so setzten wir uns nach den ersten vier WPs auf "Wolke 7" fest. Doch obwohl wir eigentlich recht zügig unterwegs waren, stellte sich "Wolke 7" sehr bald als luftleerer Raum heraus. Nach hinten hatten wir bereits einen relativ großen Vorsprung den wir gut kontrollieren konnten. Um aber aus eigener Kraft mit den Jungs im Mittelfeld mitkämpfen zu können fehlt noch ein ganzes Stück. Es sei denn man hat Glück und profitiert von Ausfällen...

"Der Moment der die Wirklichkeit maskiert"
(1. Strophe - 3. Zeile)


Am Nachmittag versuchten wir unsere Zeiten vom ersten Durchgang zu verbessern. Allerdings litten wir unter einer immer stärker nachlassenden Bremse. Aus Budgetgründen kann Tina nicht das bessere Material der Konkurrenz fahren, sondern muss mit dem auskommen, was da ist. Dies erwies sich bei den unzähligen Abzweigen in und um Sulingen als klarer Nachteil. Auch der Motor des Citroen DS3 schaltete das ein oder andere Mal ohne Vorwarnung in das Notprogramm, so dass sich unser Vorhaben als äußerst schwierig erwies. Wir machten aber trotzdem noch das Beste aus der Situation und blieben auf "Wolke 7".

Im Service "gönnten" uns die Jungs von Schmack Motorsport dann runderneuerte Bremsen inklusive den guten Belegen der Konkurrenz. Und von da an lief es viel besser. Tina hatte nun mehr Vertrauen in die Bremspunkte und ich sorgte mit meinen Ansagen dafür, dass sie viel später gesetzt wurden. Hinzu kam, dass Tina sich ihrer Angst vor schnellen Kurven stellte und sich langsam ans Limit von Auto und Reifen kämpfte.

"Es tut nur gut zu wissen, dass das wirklich funktioniert"
(1. Strophe - 4. Zeile)


Der Rallyesport ist erbarmungslos, wenn es um die Technik geht und noch erbarmungsloser, wenn man über das persönliche Limit fährt. Die Plätze 4 bis 6 waren in der Trophy hart umkämpft. So hart, das am Ende niemand übrig blieb. Profiteure dieses Kampfes waren alle Teams die sich dahinter befanden. Und so kletterten Tina und ich unverhofft und ohne Kampf (aber mit Kopf) am Ende eines langen Tages von "Wolke 7" auf "Wolke 4" hinab, da wo es laut Philipp Dettberner eh schöner ist. Fanden wir auch.

"Lass uns die Wolke 4 bitte nie mehr verlassen
Weil wir auf Wolke 7 viel zu viel verpassen"

(Refrain)


In der Gesamtwertung der Citroen Racing Trophy liegen wir nun die nächsten 4 Wochen auf einem tollen 3. Platz. Hoffen wir das dies keine Momentaufnahme ist.

Großer kleiner Mann

Stressiger März! Vierte Woche, dritte Rallye, dritter Fahrer, doch die "Erze" ist Pflicht. Und zwar nicht nur weil sie Veits Heimveranstaltung, sondern auch einfach Kult ist. Wir rollten mit unserem weißen verbesserten Swift in Stollberg an. Unsere Motorenprobleme sollten, nach den vielen Rückschlägen, jetzt endlich der Vergangenheit angehören, denn über den Winter konzentrierten sich unsere Mechaniker darauf den Motor ölgerecht und vor allem standfest zu machen. Ein Test auf dem Sachsenring gab grünes Licht. Der Motor hält. Unter diesen Voraussetzungen musste unser Ziel ganz klar der Divisionssieg sein. Mit einem halben Auge schielten wir aber auch nach einem Top Ten Platz im Gesamtklassement, denn immerhin war es Veits 15. Teilnahme. Dafür müssten wir es aber auch ganz schön krachen lassen, als Team perfekt funktionieren und auch ein bisschen auf Ausfälle vor uns hoffen. Motivation war also da.

Los ging es Freitagabend mit dem Nachtrundkurs zwischen den Häusern in "Oberdorf". Sehr schnell und extrem eng – mit Bäumen die direkt an der Asphaltkante stehen. Leichter Nieselregen im Service, machte die Entscheidung für weiche Intermediate-Reifen relativ einfach. Vom Start weg ließ Veit den Swift fliegen. In der zweiten Runde liefen wir jedoch auf ein tschechisches Skoda Team auf. An ein Vorbeikommen auf den engen Straßen war nicht zu denken. Wir verloren schätzungsweise 5 Sekunden in seinem Windschatten und führten dennoch mit 48 Sekunden die Division an (Gesamtplatz 18).

Am Samstagmorgen ging es dann weiter zum Rundkursklassiker in "Grünhain". Wir nutzen unseren Aufschrieb vom letzten Jahr und waren bereits auf die schmierigen und ausgefahrenen Stellen vorbereitet. Trotzdem hatten wir einen Aha-Moment, als der Swift nach einem "cut" bergab zu tänzeln begann. Doch danach lief alles schön flüssig und wir flogen spektakulär auf Gesamtplatz 17. Auch in "Mildenau" nutzen wir die Erfahrungen aus den letzten Jahren, fuhren sauber und mit viel Schwung und verbesserten uns um eine weitere Position. Dann kam "Gelenau"...

Die Wertungsprüfung (WP) "Gelenau" ist Veits Heimstrecke. Ein Plattenweg, der es in sich hat und eine echte Mut und Fahrerprüfung ist. Sie liegt 10 km von seinem Heimatort entfernt und viele Zschopauer nutzten die kurze Anreise, um uns zu sehen. Und allen wollte er zeigen, wie toll er Autofahren kann. Der Aufschrieb passte perfekt und im Ziel freuten wir uns wie die Schneekönige, weil alles passte. Durch die 11. Gesamtzeit verbesserten wir uns auf Gesamtplatz 15. Five more to go...

Im Service in Annaberg hatten wir nichts zu berichten. Wegen der kalten Temperaturen und dem unberechenbaren Wetter (es schneite!) blieben wir auf den Intermediate-Reifen. Beim zweiten Durchgang in "Mildenau" hatten wir eine kurze Schrecksekunde, da Veit sich kurz verschaltete und den Motor in Drehzahlbereiche trieb, die er noch nie zuvor gesehen hatte. Doch alles blieb ganz. Dann kam wieder "Gelenau".

Wir wollten unbedingt eine Top Ten Zeit fahren und analysierten, wo wir noch etwas länger auf dem Gas stehen und noch etwas später bremsen könnten. Und dann ging er los, der Ritt auf Messers Plattenschneide. Im Ziel wollte ich meinen Augen nicht trauen, als ich auf meine Stoppuhr schaute. Wir waren 10 Sekunden schneller als beim ersten Durchgang und schafften es auf der Hausstrecke endlich in die Top Ten. Im Gesamtklassement verbesserten wir uns auf Platz 14 und profitierten danach von zwei Ausfällen vor uns (Gesamtplatz 12).

Das Wetter verbesserte sich. Die Wolken verzogen sich und wichen der Sonne. Wir wechselten im Service in Stollberg vorne auf weiche Trockenreifen. Veit fing an sich wegen der Kupplung Sorgen zu machen. Beim Anfahren funktionierte sie nicht mehr wie gewohnt, aber leider konnten wir nichts dagegen tun – außer Beten. Das Problem verschlimmerte sich nach dem Start der WP "Wildbach", auf die ich mich besonders freute, weil sie für mich absolut neu war. Veit schaltete ab sofort ohne Kupplung und ließ sich von dem Problem nicht beirren. Es war beeindruckend. Wir waren das viertbeste Fahrzeug mit Frontantrieb, hatten aber 50 PS weniger zur Verfügung als die vor uns liegende "Konkurrenz" (Gesamtplatz 11).

Auf der Verbindungsetappe zur Start-Ziel WP "Oberdorf" kamen wir kaum noch über die Kreuzungen hinweg. Beim Anfahren knarrte und schnarrte es dermaßen zwischen Getriebe und Motor, dass wir kurz überlegten aufzuhören. Nein, wir kämpften weiter. Vom Start der WP ging es sehr zögerlich los, aber wenn der Swift erst einmal ins Rollen kam, knallte Veit nur noch so die Gänge rein, fuhr selbst im Schotter seine saubere Linie weiter und brannte eine weitere 10. Zeit in den Asphalt.

In Jahnsdorf dann das unrühmliche Ende unserer Fahrt in die Top Ten. Die Kupplung hielt zwar, aber die Konzentration war für den Bruchteil einer Sekunde weg. An einem Abzweig hoben wir an der Innenkante zu sehr ab, rutschen am Kurvenausgang gegen den seit Jahren bekannten Außenbordstein und rissen uns das rechte Vorderrad ab. Ein Anfänger- und Aufschriebfehler. Veit stieg aus dem Auto und war fassungslos: "Ich höre mit dem Rallyefahren auf. Ich bring's nicht mehr... ich bring's einfach nicht mehr..." Ich stand derweil weit abseits des Geschehens und glaubte enttäuscht seinen Worten.

Nach dem ersten Frustbier und den aufmunternden Worten unserer Mechaniker, relativierte er jedoch seine Meinung und bat mich, ihm schnellstmöglich die nächsten Rallyetermine zukommen zu lassen.

Was mir Veit König am letzten Wochenende gezeigt hat, ist weit mehr als eine starke Leistung auf der Strecke. Er bewies mir, und ich glaube und hoffe vielen anderen auch, dass der kleine Mann eigentlich ein ganz Großer ist.

Wittenberger Waldmeister

"Und ihr fahrt dann mit 160 oder so, wie die Bekloppten durch den Wald, ja...? – Warum macht man das eigentlich?", muss ich mir nicht nur des Öfteren von Freunden und Bekannten anhören, sondern ich stelle mir diese Frage in einer ruhigen Minute auch gerne mal selbst. Wenn man lange genug darüber nachdenkt, könnte man sicherlich eine bedeutungsschwangere psychoanalytische Beispielstudie für Adrenalinjunkies anfertigen, aber im Moment des Tuns fällt meine Antwort immer relativ kurz aus: "Weil es geil ist!"

Am Wochenende in Wittenberg stand ich mit dieser Meinung glücklicherweise nicht alleine da. Ich hatte nach einem Jahr wieder einmal das Vergnügen mit Dark Liebehenschel Schotter unter die Räder zu nehmen. Nach unseren tollen Erfahrungen im Citroen C2R2 aus dem letzten Jahr standen uns Zeit und Gesundheit nicht mehr im Weg und alle inneren Stimmen schreiten nach einer Wiederholung. Und da wir in der selben Klasse wie der dreimalige Schottercup Sieger Mark Muschiol fuhren, war auch gleich mal die Motivation geweckt. Vor dem Start hatten wir jedoch noch einige aufregende Minuten zu überstehen...

Die Wertungsprüfungen (WP) fuhren wir vorher mit dem Einsatz-Citroen langsam ab und erstellten in gewohnter Weise unseren Aufschrieb. Doch plötzlich hatten wir beim Korrigieren einer sehr schnellen und langen Waldpassage der zweiten WP keinen Benzindruck mehr. Na prima! Wir kontrollierten die digitale Tankanzeige des Bordcomputers: 44 Liter! Diese 44 Liter zeigte er aber schon seit einem Jahr an und so strandeten wir mitten im Wald mit leerem Tank. Wir konnten jedoch auf unser funktionierendes Rallyenetzwerk in Wittenberg bauen. Patrick Pusch stand einmal mehr kurzerhand zur Stelle und brachte uns frischen Kraftstoff in den nächsten Ort. Bis dahin zerrte uns das Abschleppseil am VW-Bus vom freundlichen Team Ronny Hans und Mathleen Born, bei denen wir uns hiermit recht herzlich bed(t)anken möchten. Den Aufschrieb für die 2 km lange und wichtige Passage konnten wir jedoch vergessen. Dark schien das alles nicht zu beunruhigen und meinte nur zu mir: "Mach Dir keinen Kopf. Nachher geht da eh alles voll!" Er sollte Recht behalten.

Mit Startnummer 39 gingen wir auf die Reise Richtung WP "Apollensdorf Nord". Dark fand nach einem Jahr ohne Fahrpraxis sofort eine ansprechende Pace und attackierte vom Start weg – trotz 12 Kilogramm Winterspeck. Im Ziel der 7 km langen WP musste er jedoch erst einmal kräftig durchschnaufen und beklagte seine feste Unterarmmuskulatur. Der kurze Radstand des Citroens macht das Fahrverhalten besonders auf losem Untergrund extrem nervös. Dem kann man nur durch kräftiges und gekonnt schnelles Gegenlenken entgegenwirken. Das wiederum erfordert eine gewisse Fitness. Wir waren 4 Sekunden langsamer als Muschiol im Renault Clio. Doch das weckte Darks Kampfgeist und so ließ er es auf der folgenden WP umso mehr krachen. Wir waren 5 Sekunden schneller als Muschiol und führten beim Regrouping in Straach mit einer Sekunde. Wir analysierten, dass es an der einen oder anderen Ecke noch ein bisschen schneller gehen könnte. Ein bisschen später bremsen und weniger quer fahren, dann sollte es passen.

Auf der WP 3 hatten wir dann eine sehr brennzliche Situation zu meistern. Der eine Minute vor uns gestartete Lada des Teams Weidner/Petzold fuhr sich im tiefen Sand fest und stand quer auf der Strecke als wir volles Rohr eine Waldgerade herunterkamen. Wir mussten stark abbremsen und die Gefahrenstelle langsam umfahren. Erst nach zwei Kilometern fand Dark wieder in seinen Rhythmus, konnte aber trotzdem seinen Vorsprung auf 4 Sekunden ausbauen, da Muschiol das selbe Schicksal ereilte.

Zum Abschluss zeigte Dark noch einmal, was mit dem französischen Rennfloh auf Schotter möglich ist. Obwohl der Aufschrieb auf der oben erwähnten langen Waldpassage nicht korrekt war und ich ihm die Kurven nicht mehr richtig ansagen konnte, ging er nicht vom Gas. Ich konzentrierte mich derweil auf einen markanten Linksabzweig, um schnellstmöglich wieder in den Aufschrieb zurückzufinden und die folgenden Kurven vorbeten zu können. Es passte alles. Mit der 4. Gesamtzeit fuhren wir zufrieden den Klassensieg nach Hause, waren bestes zweiradangetriebenes Fahrzeug und konnten uns über einen tollen 5. Gesamtrang freuen.

Im Ziel wurde ich gefragt, wie es denn so lief. Freudestrahlend und kopfschüttelnd zugleich, sagte ich immer wieder: "Der ist verrückt der Typ!" Einer der Teilnehmer erwiderte daraufhin: "Ja, das ist er sicher. Aber viel verrückter ist der, der sich vertrauensvoll daneben setzt..."

Mein erstes Mal...

... mit einer Frau. Um es schon einmal vorweg zu nehmen – hierbei geht es nicht um meine ersten sexuellen Erfahrungen mit dem anderen Geschlecht, sondern vielmehr um die Tatsache, dass ich zum ersten Mal mit einer Frau eine Rallye fuhr. Und zwar am Wochenende des Internationalen Frauentages...

Frauen sind, wie in allen anderen Bereichen des Lebens, auch im Rallyesport auf dem Vormarsch und schon lange keine Exoten mehr. In einer ausgesprochenen Männerdomäne haben sie es jedoch nicht immer leicht, werden häufig von den Herren der Zunft müde belächelt und brauchen mitunter viel Geduld, Selbstvertrauen und Kraft, um sich zu behaupten.

Ich hatte nie ein Problem mit Frauen auf der fahrerischen Seite des Motorsports, denn sie gehörten für mich und mein Umfeld immer dazu. Mein Vater fuhr in den 1980ern einige Jahre mit Monika Petzold erfolgreich in der DDR Meisterschaft und auch meine Mutter war ab und zu bei Slaloms und Geschicklichkeitsfahrten (neudeutsch: Gymkhana) immer schnell und sicher unterwegs.

Tina Wiegand kontaktierte mich Anfang des Jahres und fragte, ob ich mir eine Zusammenarbeit mit ihr vorstellen könnte. Sie wollte jemanden mit Erfahrung an ihrer rechten Seite, jemand der Ruhe ins Rallyeauto bringt, ihre Nervosität in Zaum hält, sie anspornt und ihr, nach ihrem schweren Unfall, wieder Selbstvertrauen gibt. Ich bin in meinem Leben immer mit Männern gefahren, wo ich das alles nicht tun musste. Ich brauchte daher etwas Bedenkzeit.

Nach ein paar Tagen sah ich diese neue Herausforderung als eine motivierende Mission an, bei der ich nichts zu verlieren hatte. Und da es die Konstellation "Wiegand/Wichura" in persona unserer Väter schon einmal gab, hatte es auch noch einen schönen wiederbelebenden Effekt. Warum also nicht. Und so vereinbarten wir vier Veranstaltungen innerhalb der Citroen Racing Trophy gemeinsam zu bestreiten.

Zur ersten großen deutschen Rallyeveranstaltung des Jahres fuhren wir am letzten Wochenende ins frühlingshafte Saarland. Wir mussten allerdings einen kurzen Umweg über Köln nehmen, wo uns die offizielle Eröffnung der Trophy durch die Chefetage von Citroen Deutschland erwartete und 20 brandneue Serien-DS3 an die einzelnen Teilnehmer feierlich für die gesamte Saison übergeben wurden. Zum Einfahren der Fahrzeuge nutzte man anschließend die 200 km Autobahn in Richtung Saarland.

Am Freitagmorgen ging es dann los. Das Abfahren der anspruchsvollen und sehr schmierigen Wertungsprüfungen (WPs) rund um St. Wendel. Die Stimmung zwischen Tina uns mir war super und ich musste auf dem Rückweg in den Servicepark feststellen, dass ich noch nie in meinem Leben einen so entspannten Aufschrieb erstellt habe. Tina war für alle Vorschläge, die ich hatte, offen und so generierten wir gemeinsam eine saubere und runde Basis auf Papier, die ihr Vertrauen geben sollte. Sie ließ sich von nichts beirren oder ablenken, sondern war fokussiert auf die Sache ihr Bestes zu geben und ihre eigene fahrerische Grenze, die sich für mich später eigentlich als reine Mutgrenze herausgestellte, weiter nach oben zu verschieben.

Ab einem gewissen Level, kann ein Beifahrer keine Rallye gewinnen, aber durch einen kleinen Fehler sehr schnell eine verlieren. Wenn man jedoch Aufbauarbeit leistet, dann ist der Einfluss des Beifahrers ein ganz anderer und von viel größerer Bedeutung. Im Falle von Tina Wiegand ging es für mich nicht primär, um das richtige Timing der Ansagen, sondern vielmehr um das Lösen von Kopfblockaden und das Überlisten ihrer Psyche. Obwohl ich selbst noch nie ein Auto auf einer WP bewegt habe, profitierte ich nun auf einmal von den Erinnerungen zahlreicher WP Schlachten, die sagten was definitiv ging und was nicht.

Tina brauchte vor allem Zuspruch in den schnellen Abschnitten, das heisst die Kurven, die wir als "voll" notiert hatten, auch ohne vom Gas zu gehen so zu fahren. Der Mut verliess sie auch wenn das Gripniveau deutlich sank. Ich gab jedoch mein Bestes und versuchte mit Nachdruck und manchmal auch lauter werdend sie zu überzeugen. Ich merkte, wie sehr sie mit sich kämpfte, aber auch immer schneller und besser wurde. Ich hatte das Gefühl, sie empfand es irgendwann nicht mehr als Qual, das alles machen zu müssen. Ob zwei abgefahrene Seitenspiegel oder eine kräftig eingedellte Fahrertür. Das alles war nicht so wichtig und bereitete ihr keine Kopfschmerzen mehr. Tina hatte wieder Spass an der ganzen Sache. Vor allem auf dem langen Rundkurs "Windpark", wo sie selbst mich mit ihrer Freude am Fahren zum lauten Lachen ansteckte.

Ich denke das war das absolut Wichtigste am gesamten Wochenende. Ich hoffe auch für sie. Dass Tina nebenbei noch schnellste Fahrerin der Trophy war und wir einen feinen 5. Platz unter den Citroens nach Hause fuhren, soll nur so nebenbei erwähnt sein.

Mein Fehler und seine Folgen

Im Motorsport basiert jede Kalkulation auf zwei unberechenbaren Parametern:
#1 Keine technischen Probleme
#2 Keine menschlichen Fehler
Im Vorfeld der Lausitz Rallye habe ich alle anderen Eventualitäten durchgerechnet. Mit ein bisschen Glück hätten Veit König und ich nach 2011 wieder ADMV Meister werden können. Laut meinen Berechnungen würde es zwar extrem schwer werden, aber solange man rechnerische Chancen hat, sollte man sie nutzen.

Das Wetter war das ganze Wochenende herrlich - zu herrlich für eine Schotter Rallye. Durch den fehlenden Wind konnte sich der aufgewirbelte Staub der vorausfahrenden Fahrzeuge nicht setzen und so wurde es für alle Teilnehmer eine Nebelfahrt mit unbekanntem Ausgang. Ein perfekter Aufschrieb mit markanten Anhaltspunkten war ein absolutes Muss. Wir fühlten uns gut gerüstet und waren relativ entspannt, doch der Veranstalter entschied die beiden Nachtprüfungen am Freitag aus Sicherheitsgründen abzusagen.

Die Rallye begann für uns daher erst am nächsten Morgen bei Tageslicht. Doch der Staub blieb, genauso wie unsere Probleme mit der Gegensprechanlage, die sich schon über das ganze Jahr hinwegziehen. Und so verloren wir bereits auf der ersten Wertungsprüfung (WP) 30 Sekunden auf den extrem schnellen Stephan Dammaschke im Mitsubishi Colt.

Wir wechselten daraufhin die Helme, um für die 30 km lange Königsprüfung "Reichwalde" besser gerüstet zu sein. Veit konnte mich nun laut und deutlich verstehen. Ich dagegen hörte nur noch ein leises Sächseln. Aber das sollte uns nicht daran hindern voll anzugreifen. Nach 2 km kamen wir auf eine lange Gerade. Ich las vor: "300 voll zu Kuppe bei Tonne zu Kuppe hebt bei Tonne". Alles war gut. Weiterlesen: "in Senke zu Tonne Brems Brems Abzweig Rechts Zwo". Da die Senke für mich nicht spürbar war und die markante Tonne im Staub verschwand dachte ich, sie würde erst noch kommen. Doch meine Ansage war zu spät. Wir rutschten über den Abzweig hinaus, drehten uns und versuchten auf dem schnellsten Weg wieder zurück auf die Strecke zu finden. Veit sah die Spuren im Sand von Stephan Dammaschke, der vor uns ebenfalls den Abzweig verpasste und es durch den tiefen Sand gerade noch so zurück auf die Schotterstraße schaffte. Wir fuhren uns jedoch in seiner Spur fest. Nach sieben Minuten konnten wir uns durch die Hilfe zahlreicher Zuschauer wieder aus dem Sand befreien. An dieser Stelle vielen Dank an den Rallyefahrer Bernd Knüpfer, der als Zuschauer unsere Rettungsaktion "koordinierte". Nachdem wir wieder auf der Strecke waren hingen wir zu unserem Übel allerdings auch noch im Staub von Lars Uhlmann im Citroen Saxo fest. Wir verloren in der Summe 8 Minuten, alle Meisterschaftshoffnungen und irgendwie auch die Lust weiterzufahren. Im Service war ich untröstlich, denn es war mein Fehler, der zu allem führte. MEIN Fehler. Beifahrer machen keine Fehler... (Notiz an mich selbst: Auch Beifahrer sind Menschen).

Wir fuhren die Rallye im "Schongang" weiter, profitierten von ein paar Ausfällen vor uns und konnten uns wieder ein bisschen im Klassement vorarbeiten. Nachdem der Veranstalter aber auch die beiden letzten WPs am Sonnabend annullierte, fehlten uns zwei Möglichkeiten, um den 3. Platz in der Meisterschaft zu halten. Am Ende sollten es ein enttäuschender 11. Platz in der Division und 4. Platz in der Meisterschaft werden. Herzlichen Glückwunsch an Peter Corazza und Christoph Gerlich, die mit einer fehlerfreien Fahrt die ADMV Meisterschaft 2014 gewinnen konnten.

Erfolg zum Jubiläum

Es musste wieder einmal alles ganz schnell gehen. Veit rief mich aus seinem Sommerurlaub an und meinte er wolle die Wartburg Rallye in zwei Wochen fahren. Ein Einsatzauto hatten wir zwar noch nicht, aber in Aussicht. Und zwar den fast jungfräulichen Gruppe N Suzuki Swift Sport im Ausstellungsraum des Autohauses Melter in der Nähe von Karlsruhe. Der wurde ursprünglich als VIP und Gastfahrzeug für den Suzuki Rallye Cup aufgebaut und stand sich lange Zeit die Dämpfer in die Dome. Veit holte das Auto am Montag vor der Veranstaltung ab, während unsere Mechaniker in Zschopau bereits warteten. Ein Getriebewechsel und viele kleine Anpassungen standen auf dem Zettel. Nach drei Arbeitsnächten hatten wir ein einsatzbereites Fahrzeug auf den Hänger. An dieser Stelle vielen Dank für den Einsatz unserer Jungs (Ronny, Thomas und Andreas).

Die Wartburg Rallye gilt seit Jahren als meine absolute Lieblingsveranstaltung in Deutschland. Gründe dafür sind nicht nur die drei Klassensiege bei drei Starts in den letzten Jahren oder die anspruchsvollen Wertungsprüfungen (WP), sondern auch die gesamte Geschichte der Rallye, die mich seit den 80ern in ihren Bann zog. Umso schöner, dass ich auch noch ein kleines Jubiläum feiern konnte, denn sie war gleichzeitig die 75. Rallye an der ich teilnehmen durfte.

Vor dem Start war ich ungewohnt nervös. Glücklicherweise ging es Veit nicht anders. Vielleicht lag es an unserer 13. gemeinsamen Ausfahrt, die für unsere innere Unruhe sorgte, vielleicht aber auch die tragischen Vorkommnisse des letzten Jahres...

Unsere Anspannung legte sich jedoch schon nach der ersten WP. Den schönen Rundkurs im Cosmodrom mit der langen Ausfahrt über Krauthausen konnten wir mit 10 Sekunden Vorsprung als schnellstes Team bewältigen. Der Swift lief einwandfrei und wir nach all den Jahren scheinbar auch. Die schnellen Bergrennstrecken im Thüringer Wald liegen Veit besonders. Mit seiner Erfahrung und seinem runden Fahrstil hat er immer noch das Potential gegen die aufstrebende Jugend zu bestehen. Und die biss sich den ganzen Tag die Zähne an uns aus. Alle weiteren Wertungsprüfungen des ersten Tages konnten wir gewinnen und uns einen schönen Vorsprung von über einer Minute herausfahren.

Ein weiteres Highlight konnten wir noch einmal am nächsten Morgen auf der WP über die Hohe Sonne setzen - und zwar wieder einmal im Nassen. Trotz eines Verbremsers mit Zurücksetzen vor dem Abzweig nach Ruhla waren wir 15 Sekunden schneller als der Zweitplatzierte unserer Division und freuten uns über die 17. Gesamtzeit. Die Messe war damit gesungen. Kontrolliert und konzentriert fuhren wir problemlos die Rallye zu Ende und feierten im Ziel nach 11 von 16 gewonnenen WPs mit über 1:40 Minute Vorsprung einen klaren Sieg.

In der ADMV Rallye Meisterschaft konnten wir uns mit dem Erfolg wieder auf den dritten Platz verbessern, allerdings wird es dabei bis zum Jahresende nicht bleiben, denn wir werden höchstwahrscheinlich den letzten Lauf die Lausitz Rallye auslassen und damit der Konkurrenz das Feld kampflos überlassen. Wo wir dieses Jahr noch an den Start gehen werden, müssen wir uns in den nächsten Wochen überlegen. Immerhin haben wir jetzt ein Auto, das jederzeit zuverlässig einsetzbar ist und können in der Zwischenzeit in Ruhe die Probleme am anderen Swift aussortieren.

Für mich geht es in drei Wochen weiter bei der Doppelveranstaltung in Wedemark und dem Schotter-Cup. Diesmal wieder mit Dark Liebehenschel im Citroen C2R2.

Platz 2 zur Miete

Waren wir nach unserem Erfolg bei der Erzgebirgsrallye noch voller Vorfreude für die kommenden Veranstaltungen, so folgte die Ernüchterung auf dem Fuße. Zurück in den heiligen Hallen in Zschopau, wurde erneut ein Motorschaden am "Swiftl" diagnostiziert. An einen Einsatz bei der Sachsen Rallye in zwei Wochen war nicht zu denken. Ein Alternativplan musste her, um unsere Chancen in der ADMV Meisterschaft zu wahren. Die beste Adresse in so einem Fall: Schmack Motorsport, bei denen wir uns kurzerhand einen Gruppe N Suzuki Swift mieteten. Kurioserweise wurde dieser ursprünglich von unserem eigenen Team aufgebaut. Es konnte also nur gut gehen.

Vor der Qualifikation zur Bestimmung der Startreihenfolge passten wir den Suzuki, so weit möglich, an unsere Bedürfnisse an. Alles was in der Kürze der Zeit nicht ging, mussten wir so hinnehmen und sorgte im Team mitunter für viel Gelächter. Die Fußstütze auf meiner Seite war so weit vorne, dass ich mir die ganze Zeit vorkam, wie auf einer etwas längeren Sitzung auf dem WC - insbesondere mit dem Gebetbuch in den Händen. Die Gegensprechanlage ging auch nur in eine Richtung, aber glücklicherweise in die richtige. Veit konnte mich verstehen, ich ihn aber nicht. Machte aber alles nichts, weil das Auto sowieso unglaublich leise war. Jedenfalls im Vergleich zu dem, was wir inzwischen gewohnt waren.

Unsere Klasse war, Dank der Citroen DS3 R1 Trophy, mit 15 Teams gut gefüllt. Im Kampf mit den jungen Talenten rechneten wir uns unter den gegebenen Bedingungen eine Platzierung unter den Top 5 aus. Nach den zwei Durchläufen der Qualifikation reihten wir uns zu unserer eigenen Überraschung auf Platz 4 ein und verloren auf dem 3 km langen Stück etwa eine Sekunde pro Kilometer auf den Führenden Rigo Sonntag, der mit seinem leistungsstärkeren Honda als Favorit gehandelt wurde.

Nach dem starken Gewitter von Freitag auf Samstag konnte man davon ausgehen, dass die Passagen in den Wäldern um "Hirschfeld" und dem Rundkurs "Neuschönburg" noch immer feucht waren. Wir wählten für diese Wertungsprüfungen (WP) weiche Intermediate Reifen. Die absolut richtige Entscheidung. Veit fand gleich Vertrauen, war frei im Kopf und ließ vor allem in "Neuschönburg" den Swift richtig fliegen. Nach unserer ersten Bestzeit reihten uns mit einem Rückstand von 3 Sekunden hinter dem Team Knof/Stein im Citroen und 10 Sekunden hinter Sonntag/Roggow im Honda auf dem dritten Platz ein.

Auf dem Rundkursklassiker "Glück auf Brücke" in Zwickau fiel der Führende Sonntag mit technischem Defekt aus. Wir nutzen unseren technischen Vorteil aus den Spitzkehren (im Gegensatz zu den Citroens verfügt der Swift über eine Getriebesperre) und übernahmen die Führung, die wir auf der WP "Fraureuth" mit einem Vorsprung von 0,8 Sekunden verteidigen konnten. Auf der anspruchsvollen WP "Plohn" verloren wir allerdings satte 9 Sekunden auf Knof. Während wir bereits ziemlich am Limit gefahren sind, musste Philipp Knof vom Teufel besessen gewesen sein. Nach dieser Packung wollten wir den zweiten Platz nur noch halten, unseren Stiefel konzentriert weiter fahren und natürlich Spaß haben.

Morgenluft schnupperten wir allerdings noch einmal, als wir mit einer weiteren Bestzeit auf der "Glück auf Brücke" wieder eine Chance auf den Sieg hatten. Das Wetter sollte unseren Angriff jedoch vereiteln. Während Knof/Stein die WP "Fraureuth" im Trockenen meistern konnten, wurden wir durch den einsetzenden Regen etwas behindert. Trotz einer finalen Bestzeit auf dem letzten Abschnitt blieb es bei unserem Rückstand von 7,7 Sekunden. Wir mussten neidlos anerkennen, dass Phillipp und seine Beifahrerin Anne Katharina Stein mit ihrem Husarenritt in "Plohn" die Rallye verdient gewonnen haben und waren am Ende mit dem zweiten Platz mehr als zufrieden. Positiv stimmt uns auch, dass wir, mit vergleichbarer Technik, noch immer mit den jungen Wilden mithalten können. Wat willste mehr...

Heimsieg trotz Schulterbruch

Nachdem ich mit Veit König und dem neuen "Swiftl" im letzten Jahr nur zwei Testeinsatze gefahren bin und wir danach immer wieder von Motorenproblemen zurückgeworfen wurden, sollte nach der Komplettüberholung des Motors über den Winter dieses Problem endlich der Vergangenheit angehören. Trotzdem war es wieder einmal aufregend vor dem Start bei unserer Heimrallye im Erzgebirge, wie immer eigentlich.

Veit hatte sich während eines Sturzes beim Schneewandern die Schulter gebrochen und litt unter den nächtlichen Schmerzen und dem Schlafentzug der letzten Wochen. Ich hingegen hatte meine klassische Frühjahrserkältung. Hinzu kam, dass bei unserer Ankunft in Stollberg der Anlasser des Suzukis einfach seinen Geist quittierte. Und nun? Unsere Mechaniker würden erst am Abend nach Stollberg kommen. Glücklicherweise hatte Veit in seinem Autohaus noch ein neues und stärkeres Ersatzteil auf Lager, das wir, dank unseres Heimvorteils, schnell "einfliegen" lassen konnten. Zudem hatten die Suzuki Mechaniker des benachbarten Teams Petto/Rauber auf dem Serviceplatz nichts zu tun und boten uns beim Einbau des Anlassers freundlicherweise ihre Hilfe an. Während die Jungs schraubten, machten wir unseren Aufschrieb fertig und verfeinerten die Passagen aus 2011 - unserem letzten gemeinsamen Auftritt bei der "Erze".

Bei unserer Rückkehr dann das bange Warten. Springt er an, springt er an? -- Aufatmen: er tat es! Unserem Start stand jetzt nichts mehr im Wege. Aber für einen echten Funktionstest war keine Zeit mehr. Es ging direkt zum Start der Rallye und auf den engen Stadtrundkurs durch die Gassen Stollbergs. Mit der zweitbesten Zeit, waren wir zufrieden. Alle Systeme liefen einwandfrei.

Am Samstagmorgen zeigte sich das Wetter im Erzgebirge von seiner launischen Seite. Im ersten Service zogen wir Intermediatereifen auf, da wir hofften, das der Regen aufhören und die Straßen abtrocknen würden. Eine gute Wahl. Wir fuhren alle Bestzeiten des Morgens. Obwohl wir auf dem Rundkursklassiker "Grünhain" drei Fahrzeuge überholen mussten und sich Veits Schulter beim schnellen Reagieren und Zurücklenken immer wieder bemerkbar machte ("Dis ziehd risch nei!"). Höhepunkt war unsere 15. Gesamtzeit auf der WP "Gelenau 1". Aber nicht nur auf den Wertungsprüfungen hatten wir unseren Spaß - auch auf den Verbindungsetappen war es mitunter sehr lustig. Wir lachten über kreative Passagen in unserem Aufschrieb ("danach ab in Bus und zurück") und Veit brachte mir die arzgebirgsche Aussprache der Dörfer bei, die wir gerade passierten.

Im Service wechselten wir auf weiche Trockenreifen, da es trotz dunkler Wolken nicht mehr regnete. Allerdings waren die Straßen teilweise noch immer feucht. Vor allem beim zweiten Durchgang in "Grünhain". Aus einer schlammigen und schmierigen Rechtskurve zog es uns untersteuernd in Richtung massiver Baumreihe im Kurvenausgang. Veit konnte zwar gerade noch so einen größeren Unfall verhindern, aber das Herz hing trotzdem für einen Augenblick auf Höhe des Gurtschlosses. Und auch danach ging es nicht ganz problemlos weiter. Auf dem Plattenweg der WP "Gelenau 2" bekam die vordere rechte Radaufhängung zwei heftige Schläge ab. Die Spur war danach nicht mehr einwandfrei und das subjektive Fahrverhalten des Suzukis abenteuerlich. Dennoch setzten wir drei Bestzeiten in Folge, festigten unsere Führung und bauten unseren Vorsprung auf den VW Polo von Lars Keller und Arndt Komorek auf über eine Minute aus. Die Messe war danach mehr oder weniger gesungen. Schlagen konnten uns an diesem Tag eigentlich nur die Swift-Technik und wir uns selbst.

Am Nachmittag fuhren wir die Prüfungen nur noch kontrolliert zu Ende. Veit bekämpfte die Schmerzen in seiner Schulter und ich meine erkältungsgeplagte Stimme. So feierten wir nach drei Jahren wieder einmal einen überlegenen Heimsieg. Dachten wir. Auf Verlangen des Veranstalters mussten wir nach dem Ziel noch einmal zur technischen Schlusskontrolle des Fahrzeugs, bei der die Sportkommissare noch einmal ganz genau die Reglementtauglichkeit des Suzukis überprüfen wollten. Nach über eine Stunde warten, ging der Daumen endlich hoch. Alles in Ordnung. Nur wir waren fertig... aber glücklich.

Schotter zum Auftakt

Manchmal ergeben sich im Leben Situationen, in denen man nicht lange überlegen muss, weil man von Beginn an ein gutes Gefühl hat. Bei mir war es eine Anfrage von Dark Liebehenschel zum Schotter-Cup Auftakt in Wittenberg. Es gibt gewisse Fahrer in Deutschland, bei denen ich ohne zu zögern ins Auto steigen würde - Dark ist einer davon. Der ADAC Junior Cup Gewinner von 2000 ist international erfahren und ein ausgewiesener Schotterspezialist. Da seine Frau und Stammbeifahrerin Daniela Busch, den Ausbau des Geschäftes im heimischen Betrieb überwacht, brauchte er Ersatz. Glücklicherweise hatte ich Zeit, so dass wir schnell Nägel mit Köpfen machen konnten.

Die große Herausforderung bei solchen spontanen Fahrer/Beifahrer Zusammenführungen ist es, sich schnellstmöglich aufeinander einzuspielen. Dark und ich lernten uns bereits letztes Jahr in der Citroen DS3 R1 Trophy kennen. Das vereinfachte die Sache bei unserem ersten gemeinsamen Einsatz erheblich. Dazu kam eine "gewisse" Erfahrung und Anpassungsfähigkeit von beiden Seiten. Eine 200er hat nämlich nur 35 Wertungsprüfungskilometer und dieser Umstand erlaubt keine Fehler oder Experimente. Weder beim Erarbeiten des Aufschriebes noch bei der eigentlichen Umsetzung gegen die Zeit. Speziell Darks detaillierte Kurven- und Streckenangaben sollten mir beim Ansagen nur wenig Luft zum Atmen lassen. Das war mir ziemlich schnell klar und machte die Sache äußerst interessant. Vor allem, wenn es mit 140 km/h auf den engen Schotterwegen durch Wittenbergs Wälder geht.

Bei sonnigem Frühlingswetter und mit gebrauchten Schotterreifen, starteten wir mittags Richtung Rundkurs Zörnigall. Ernstzunehmende Konkurrenz in unserer Fahrzeugklasse brauchten wir unter normalen Umständen nicht zu fürchten. Wir konzentrierten uns darauf, das beste frontangetriebene Fahrzeug im Ziel zu sein. Unser Hauptkonkurrent in dieser internen Wertung war der amtierende Schotter-Cup Meister Marc Muschiol im Renault Clio. Allerdings verloren wir bereits auf dem kurvigen Asphaltstück des Rundkurses über 5 Sekunden. Der Drehzahlfreudige C2R2 hatte aus den Ecken heraus eindeutig Nachteile gegen die hubraum- und drehmomentstärkere Konkurrenz. Da konnten wir wenig machen. Wenn wir aber die Drehzahl hatten, dann lief es richtig gut.

Auf der folgenden WP von Reinsdorf nach Mochau waren wir 1 Sekunde schneller als Muschiol, verloren aber auf dem folgenden Abschnitt wieder deren 2. Unser Rückstand nach der ersten Schleife betrug 6 Sekunden. Uns war klar, dass es sehr schwer werden würde, diese wieder aufzuholen. Probieren wollten wir es trotzdem.

Vor dem Regrouping wechselten wir die gebrauchten Reifen der Vorderachse und zogen neue Schotterreifen auf, um noch einmal angreifen zu können. Doch auf dem Rundkurs verloren wir erneut wertvolle Zeit. Wir festigten unseren zweiten Platz bei den Fronttrieblern. Daran änderte auch eine Bestzeit auf der fünften WP nichts mehr. Auf dem abschließenden sechsten Abschnitt hatte Dark noch einmal mächtig Spaß, ließ den Citroen richtig fliegen und fuhr 5 Sekunden schneller als im ersten Durchlauf. Es wäre auch noch schneller gegangen, wenn wir nicht zwei Kurven vor dem Ziel zu weit in den ausgefahrenen Sand gerutscht wären. Im Ziel Meinte Dark nur noch zu mir: "Jetzt bin ich warm... nächste WP bitte!" Doch die gab es leider nicht mehr - 200er eben.

Am Ende gewannen wir mit über 2 Minuten Vorsprung überlegen unsere Klasse und konnten uns über einen feinen 8. Gesamtplatz freuen.

Mein Fazit: super Fahrer, tolles Auto, schöne Rallye und ein rundum gelungenes Wochenende.

Bedanken möchte ich mich bei Patrick Pusch und Valentin Langner für die freundliche Unterstützung vor Ort.

Siegreiche Regenschlacht

Mit ungläubigen und staunenden Gesichtern standen alle Teams da, versunken im Schlamm des Serviceplatzes in Pößneck der Rallye Thüringen. Monsoonartige Regenfälle sorgten für ein Chaos in der Region, das auch die Veranstalter der Rallye ins Wanken brachte. Wir dagegen freuten uns wie Regenkönige auf die bevorstehende Herausforderung, denn es war "Veitwetter"…

Schon beim Shakedown am Donnerstagabend hatten wir ein gutes Gefühl und konnten das neue Dogring-Getriebe vom Swift auf Herz und Nieren prüfen. Alles funktionierte tadellos. Das einzige Problem bereitete uns wieder einmal die Gegensprechanlage. Da Veit und ich zwei verschiedene Systeme in unseren Helmen verbaut haben, gibt es noch immer zu viele Nebengeräusche in Veits Ohren. Wir testeten verschiedene Lösungen, um diese aus meinem Mikro zu filtern, damit er meine Ansagen klarer und deutlicher verstehen kann - doch ohne Erfolg. Für die Rallye musste es daher vorerst wie gewohnt "funktionieren".

Die erste Wertungsprüfung (WP) war der Zuschauerrundkurs mit Gruppenstart in Pößnecks Innenstadt. Als zweites Fahrzeug unserer Gruppe konnten wir zügig ans 10 Sekunden vor uns gestartete Honda Civic Team aus Tschechien heranfahren und kurze Zeit später überholen. Doch dann verbremste sich Veit bei der Zufahrt zu einem Kreisverkehr und produzierte einen Dreher, den er jedoch meisterlich abfangen konnte. Der Civic ging wieder vorbei. Also erneute Attacke richtig Spitze, die wir am Ende mit der ersten Bestzeit übernehmen konnten.

Der eigentliche Scharfrichter wartete jedoch noch auf uns. Die 17 km lange Nacht-WP "Remptendorf", die uns bei wieder stark einsetzendem Regen gehörig Respekt einflößte. Veit meinte zu mir, er wolle nichts riskieren und hätte keine Lust das Auto irgendwo im thüringischen Unterholz zu versenken und kontrolliert und ohne Risiko durchfahren. Mit dem Ergebnis: klare Klassenbest- und 14. Gesamtzeit. Erklären konnte wir uns dieses Ergebnis nach unserer Stotterfahrt selbst nicht…

Im anschließenden Freitagsservice versuchten wir einen anderen Helm für mich und die Samstagsetappe zu organisieren. Hilfe fand sich in Daniel Herzig, seines Zeichens selbst Copilot, der an diesem Wochenende ohne Beschäftigung war, und mir freundlicherweise seinen Helm überließ und es uns so ermöglichte im Auto besser kommunizieren zu können. Vielen Dank dafür Daniel.

Der Samstag gestaltete sich genauso regnerisch wie die Tage zuvor, die "Susi" lief problemlos und wir hörten nicht auf weitere Bestzeiten zu setzen. Am Ende sollten wir alle WPs der Rallye gewinnen und einen unangefochtenen Klassensieg und feinen 15. Gesamtrang nach Hause fahren. Unser erster Sieg nach einer Durststrecke von eineinhalb Jahren war die Belohnung für die harte Arbeit des gesamten Suzuki-KKL Teams während der langen Entwicklungszeit.

Einen kleinen faden Beigeschmack hatte die Rallye allerdings für uns. Da wir Markus Moufang und Hartmut Walch im bärenstarken BMW M3 auf dem langen Runskurs "Pößneck Nord" stark behinderten, indem wir die Rennlinie für sie nicht frei machten und ihnen damit keine Möglichkeit gaben an uns vorbei zu fahren, mussten wir uns anschließend herbe Kritik von vielen Seiten gefallen lassen. Doch da weder Veit noch ich von der Situation etwas mitbekommen haben, blieb uns nichts anderes übrig als uns dafür bei Beiden zu entschuldigen. Darauf erwiderte Markus Moufang zu Veit: "Beim nächsten Mal schiebe ich Dich in den Wald…". Unsere Entschuldigung schien damit nur bedingt akzeptiert worden zu sein.

Sicherlich war unser Verhalten sportlich nicht fair, aber ist das ein Grund sportlich "faire" Drohungen auszusprechen? Wir werden von nun an vor Rundkursen unseren Aufschrieb mit einer kleinen Notiz ergänzen: Rückspiegel!

Es fehlte nur der "i" Punkt

Eineinhalb Jahre ist es her, dass Veit König und ich das letzte Mal gemeinsam bei einer Rallye am Start waren. Unsere Rückkehr mussten wir leider immer wieder verschieben, da sich die Premiere unseres neuen Suzuki Swift Sports aufgrund von Konstruktionsfehlern der Nockenwellen und zusätzlichen Auslieferungsschwierigkeiten immer wieder verzögerte. Dass wir am letzten Wochenende bei der AvD Sachsen Rallye in Zwickau überhaupt starten konnten, glich eigentlich einem Wunder...

Erst am Donnerstagmorgen konnten sich unsere Servicemechaniker Mike, Ronny und Stefan mit Werkstattwagen, Anhänger und Swift auf den Weg von Zschopau nach Wien machen, um die neuen Nockenwellen zu verbauen und den Motor mit neuem Mapping auf dem Prüfstand korrekt einzustellen. Veit und ich reisten derweil in Zwickau alleine an und kümmerten uns um Reifen und Felgen. Ob diese allerdings zum Einsatz kommen und es unsere Jungs rechtzeitig zur Technischen Abnahme am Freitag zurückschaffen würden, wussten wir bis dato noch nicht. Am liebsten wäre uns eine Standleitung nach Österreich gewesen, um immer wieder auf dem aktuellsten Stand der Dinge gehalten zu werden. Glücklicherweise kamen im Laufe des Abends immer wieder positive Nachrichten aus Wien rein: Nockenwellen sind da - Motor läuft - 170 PS - Wir fahren jetzt los! - Sind morgen früh da. Wir konnten beruhigt schlafen gehen.

Mit dem verbesserten Aufschrieb von 2011 im Gepäck und ohne einen Meter zu testen, setzten wir uns ins Auto und rollten über die Startrampe. Veit konnte es kaum glauben, dass er wieder einmal eine Rallye fahren würde und steckte mich mit seiner Vorfreude an. Und auf einmal war alles wieder wie früher. Druck hatten wir uns von vornherein keinen gemacht, denn wir wollten einfach unseren Stiefel fahren, langsam ans Auto und Limit herantasten und Spaß haben. Unseren Gesichtern im Ziel der ersten WP zufolge schienen wir den auch zu haben, denn nach all der Zeit konnten wir mit gerade einmal zwei Sekunden Rückstand auf die Bestzeit eine tollen Einstand abliefern und in Sicherheit wägen, dass der Swift erst mal läuft. Und wie gut er wirklich läuft, konnten wir anschließend auf dem Rundkurs der "Glück auf Brücke" sehen. Mit zwei klaren Bestzeiten in Folge übernahmen wir in unserer, mit 21 Fahrzeugen, am stärksten besetzten Klasse des Feldes die Führung.

Auf der Verbindungsetappe zur abschliessenden 17 km langen Nachtprüfung "Crinitzberg 2" stellten wir allerdings fest, dass die Geräuschkulisse im Innern des Autos irgendwie lauter war. Zudem fiel die Bordlampe aus und wir hatten permanente Probleme mit der Gegensprechanlage, die wir nicht richtig lokalisieren konnten. Und so meinte Veit vor dem Start nur zu mir: "Du musst mich jetzt richtig anbläken!" Und das tat ich dann auch. Mit meiner kleinen Ersatzstirnlampe unterm Helm brüllte ich so laut ins Mikro, dass mir zwischendurch fast die Stimme versagte und Veit beinahe einen Lachkrampf bekommen hätte (ich im Übrigen auch). Mit der drittbesten Zeit konnten wir unsere Führung behaupten und uns mit 8 Sekunden Vorsprung in leichter Bierlaune aufs Ohr hauen.

Am Samstagmorgen sorgte leichter Regen für zusätzliche Würze bei unserer Jagd nach Bestzeiten. Doch Veit ließ sich davon nicht beirren. Zweimal in Folge stand erneut die "Eins" vor unseren Namen in der Zeitenliste. Unser Vorsprung lag nun bei 20 Sekunden. Doch die Geräusche im Auto machten uns immer mehr Sorgen. Im Service diagnostizierten die Mechaniker einen Lagerschaden im Seriengetriebe, dass scheinbar nicht mehr mit der Mehrleistung des Motors zurecht kam. Obwohl wir wussten, dass wir das Ziel der Veranstaltung nicht mehr sehen würden, entschieden wir uns noch eine weitere Runde zu fahren.

Der Rundkurs "Neuschönburg 2" sollte unsere Galavorstellung schließlich beenden, denn im Ziel verabschiedete sich zuerst der erste Gang und auf dem Rückweg zum Service weitere Teile der Schaltkulisse. Wir entschieden uns, nach 5 von 8 möglichen Bestzeiten und mit einer 31 Sekunden Führung, im Service aufzuhören und die Bordkarte abzugeben.

Dass wir daraufhin etwas enttäuscht waren steht außer Frage, aber wenn man bedenkt, wie lange Veit keine Rallye mehr gefahren ist und wir vor dem Start noch nicht einmal sicher waren überhaupt fahren zu können, nahmen wir unseren Ausfall problemlos hin. Dass wir mit unserem neuen Motor außerdem einen gewissen Vorteil gegen unsere schwächer motorisierte Konkurrenz hatten, ist auch klar. Aber wie meinte es Veit so schön: "Um mit der Jugend mithalten zu können, bedarf es ab eines gewissen Alters besondere Maßnahmen." Und die haben wir bei der Sachsen Rallye eindrucksvoll bewiesen und für die Zukunft weitere Pfeile im Köcher. Ein neues geradverzahntes Getriebe muss nur noch zusammengebaut werden und dann geht der Spass in Pössneck bei der Thüringen Rallye weiter.

Ein großes "Dankeschön" an die gesamte Mannschaft von König-Rallyesport, die mit ihrem selbstlosen Einsatz es uns ermöglichten unseren Start zu realisieren und im Ziel jeder beendeten WP ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Ihr seid spitze Jungs.

Hessische Schlammpackung

Nach den zahlreichen winterlichen Veranstaltungen, hoffte die gesamte deutsche Rallyeszene am letzten Wochenende endlich auf "normale" Bedingungen zur Rallye Vogelsberg in Hessen. Die gab es aber auch hier nicht. Immer wieder sorgten heftige Regenschauer und der komplett aufgeweichte Boden für teilweise irreguläre Bedingungen. Für Michael war es damit die dritte Veranstaltung unter schwierigsten Bedingungen und erneut konnte er auf keinerlei Erfahrungswerte zurückgreifen. Alle im Team von HWR-Motorsport waren ein bisschen nervös und gespannt, wie er sich denn aus der Affäre ziehen würde. Auch ich…

Gleich die erste superschnelle und enge Wertungsprüfung (WP) Fuldatal hatte es in sich. Die ausgefahrenen "cuts" machten jede Kurve zu einer schmierigen und schlammigen Angelegenheit. Wir korrigierten unseren Aufschrieb entsprechend und konnten mit der vierten Zeit einen recht guten Start hinlegen. Beim anschließenden Klassiker, dem Rundkurs in Willofs, wollte Michael allerdings angreifen. Und das machte er auch ganz ordentlich. Leider liefen wir in der zweiten Runde auf Tina Wiegand auf und verloren ein paar Sekunden. Dritte Zeit und Michael war begeistert wie der aufgeschnittene Intermediate Reifen von Pirelli unter den Bedingungen funktionierte und fuhr ihn die komplette Rallye weiter.

Im Service gab es keinerlei Probleme zu berichten und so ging es in die Nachtschleife auf die selben zwei Freitag WPs. Problemlos über Fuldatal und erneut angriffslustig in Willofs, wo wir diesmal die "Citrola" richtig fliegen ließen. Einmal allerdings etwas zu viel. 10 Sekunden verloren wir bei unserem Ausritt in den Acker und 3 weitere erneut hinter Tina Wiegand, die diesmal aber technische Probleme hatte. Im Ziel betrug unser Rückstand 10 Sekunden. Eine Bestzeit wäre hier drin gewesen.

Nach einer sehr kurzen Nacht mit 4 Stunden Schlaf ging es am Samstagmorgen weiter. Michael schien sich langsam einzufahren, wurde immer schneller und konnte seinen Rückstand auf den drittplatzierten Dark Liebehenschel halten. Beim zweiten Durchgang in Feldatal wollte er es dann wissen. Volle Attacke mit dem Resultat: 2-mal verbremst und einmal viel zu schnell in eine Doppelachtung-Linkskehre kurz vor dem Ziel. Ein Abflug über einen Graben hinweg und durch die Büsche auf eine kleine Wiese waren die Folge. Glücklicherweise sind die Büsche vorher gestutzt worden, sonst hätte es wohl deutlich mehr Schaden am Auto gegeben. Unser Rückstand trotz der Fehler lag bei 40 Sekunden. Auch hier wäre sicherlich eine Topzeit im Bereich des Möglichen gewesen. Der Schaden an der Front konnte im Service gerichtet werden.

Michael ärgerte sich über den Abflug und schimpfte mit sich selbst. Besonnen entschieden wir uns dazu, von nun an nichts mehr zu riskieren, da wir aus eigener Kraft nach vorne nichts mehr ausrichten konnten und nach hinten bereits 3 Minuten Luft hatten.

Auf dem sicheren 4. Platz der Trophy und dem 7. Platz in der Divisionswertung konnten wir eine äußerst anspruchsvolle Rallye beenden und unseren 4. Platz in der Citroen DS3 R1 Trophy festigen. Speziell für mich war es wichtig zu sehen, wie gut Michael wirklich ist. Talent und Coolness hat er, lernfähig und motiviert ist er und das familiäre Umfeld von HWR Motorsport stimmt auch. Allerdings muss er noch konstanter werden. Doch das wird kommen… hoffe ich.

Wikinger Chaos(s)tage

Man trifft sich immer zweimal im Leben… Die erfahrene Beifahrerin Tanja Geilhausen kenne ich noch aus meiner Zeit im Suzuki Rallye Cup und erinnere mich noch gerne an unsere interessanten und offenen Gespräche während und nach den Rallyes zurück. Heute betreut sie zusammen mit Ehemann und Rallyefahrer Sven Haaf und der Pro-Drivers Automotive Event Agentur die in diesem Jahr erstmals ausgetragene Citroen DS3 D1 Trophy.

Nach dem ersten Lauf der Trophy erhielt ich einen Anruf von ihr. Sie hätte da einen 20-jährigen Fahrer, der vor allem auf Rundkursen mit beeindruckenden Zeiten auf sich aufmerksam machte, aber eindeutig noch Probleme zu haben schien, wenn es auf die normalen Wertungsprüfungen ging, wo das Vertrauen in Aufschrieb und Beifahrer um ein vielfaches höher ist. Michael Wolters kommt eigentlich vom Rundstreckensport, was zumindest seine Stärke auf Rundkursen erklärt, und entschied sich im Laufe des letzten Jahres zum Rallyesport zu wechseln. Die Initiative verschiedener Automobilkonzerne in Deutschland einen eigenen Cup durchzuführen, kam ihm dabei ganz gelegen. Um Erfahrungen zu sammeln und sein Talent zu zeigen, fiel seine Entscheidung schließlich pro Citroen Trophy. Der Kontakt zu ihm war schnell hergestellt und wir einigten uns auf vorerst zwei Veranstaltungen mit der Option auf weitere gemeinsame Einsätze. Unsere erste gemeinsame Rallye: die Wikinger Rallye 2013, an die sich Teilnehmer und Veranstalter noch ein Leben lang erinnern werden…

Von der perfekten Organisation der Wikinger Rallye und ihren tollen Strecken habe ich bisher immer nur Gutes gehört. Doch der Frühling, der eigentlich ein Winter sein möchte, hielt auch die norddeutschen Angeln fest in seinem eisigen Bann. Schon im Vorfeld hatten die Veranstalter mit den Wetterbedingungen zu kämpfen und die Wertungsprüfungen (WP) im befahrbaren Zustand zu halten. Orkanartige Ostwinde mit Schneefall sorgten für bis zu zwei Meter hohe Schneeverwehungen, die sich wenn, dann nur mit schwerem Einsatzgerat kontrollieren ließen. Dass dies keine einfache Rallye für uns werden würde, war von daher schon beim Abfahren klar.

Vor dem Freitagstart entschieden wir uns für eine eher defensive Strategie. Zum einen, weil Michael keine Erfahrung unter diesen Bedingungen hatte (Wer hat die schon?) und zum anderen, weil wir hofften, dass sich unsere Konkurrenten irgendwann selbst ins Aus manövrieren würden. Dementsprechend fuhren wir am Anfang noch sehr vorsichtig und verhalten. Allerdings steigerte sich Michael auch zusehends und konnte trotz eines zeitraubenden Ausrutschers im Dunkeln 16 Sekunden schneller fahren als im Hellen. Im Vergleich zu den starken Auftritten eines Julius Tannerts, Felix Herbolds oder Philip Knofs, verpuffte die Leistung jedoch etwas. Was diese drei für Zeiten in die Schneewehen frästen zollte allen, die den Freitag "überlebten" hohen Respekt ab. Die Frage die mich über Nacht beschäftigte war, wie lange das noch gut gehen würde…

Um es vorweg zu nehmen. Für die drei ging es gut - für uns hingegen nicht. 6 Minuten steckten wir auf der ersten WP am Samstagmorgen im Schnee fest. Wie ein Irrer schaufelte ich immer mehr Schnee unter dem Auto hervor. Doch es tat sich nichts – bis endlich Hilfe durch vier Zuschauer kam. Gemeinsam schafften wir es den Citroen zu befreien. Wegen Unbefahrbarkeit wurden die darauffolgenden drei WPs abgesagt. Die ewig lange Mittagspause verkürzte ich mir durch ein kleines und wohlverdientes Nickerchen.

Unsere Unglücks-WP musste am Nachmittag ein zweites mal gefahren werden und Michael wollte noch das Beste aus der Rallye mitnehmen und die restlichen WPs nutzen, um Dinge auszuprobieren. Ich empfahl ihm mehr mit der Handbremse zu arbeiten, um das Auto in den Kurven besser und sicherer zu positionieren. Obwohl er vorher die Handbremse immer nur zum Parken nutzte, verstand er das Prinzip ziemlich schnell. Allerdings wurde unser Vordrang jäh gestoppt, nachdem sich ein Fahrzeug vor uns in einer Schneewehe festfuhr, die Strecke blockierte und erst durch einen Traktor geborgen werden musste. Ironie des Schicksals: einen Kilometer später brauchten wir den selben Traktor für unsere eigene Bergung. Wahrscheinlich nur eine von vielen Anekdoten, die diese Rallye schrieb.

Aus Sicherheitsgründen entschied die Rallyeleitung nur noch die zwei Stadtrundkurse in Süderbrarup fahren zu lassen. Ich war gespannt, wie sich Michael bei seiner „Spezialität" anstellen würde. Und siehe da, sobald die Reifen etwas Haftung aufbauen, gibt es für ihn kein Halten mehr. Wir verloren zwar etwas Zeit nachdem wir uns mit kalten Reifen verbremsten und frontal gegen einen Verkehrspiegel fuhren, aber den Rest schien er voll unter Kontrolle zu haben. Im zweiten Durchgang konnte wir auf einen besseren Reifen wechseln und noch einmal mit einer drittbesten Zeit aufhorchen lassen.

Am Ende reichte es für uns zu einem fünften Platz in der Trophy-Wertung. Doch das war eigentlich völlig nebensächlich, denn letztendlich war jeder der das Ziel erreichte ein wahrer Wikinger. Und der grösste von ihnen war der Veranstalter selbst, weil er um die Durchführung jeder einzelnen Prüfung gekämpft hat und alles mögliche versuchte Herr der Lage zu werden. Auch die Weitsicht zu haben und im Sinne der Teams zu wissen, wann man aufhören soll, kann man ihm nicht hoch genug anrechnen.

”WIKINGER RALLYE 2013 : ICH WAR DABEI

Fehlersuche

Nachdem ich bei der Ostsee Rallye Anfang September noch beruflich verhindert war und von Stefanie Fritzensmeier vertreten wurde, nahm ich am letzten Wochenende wieder neben Sebastian Zimmermann im VW Golf 3 GTI Platz. Die Rallye Baden-Württemberg bildete den ersten von zwei Endläufen des ADAC Rallye Masters. Eine schöne Veranstaltung im Süden Deutschlands - nicht nur weil sich der Herbst von seiner goldenen Seite zeigte und uns spätsommerliche Temperaturen bescherte, sondern auch weil die Organisatoren schnelle und äußerst selektive Wertungsprüfungen (WPs) für uns Teilnehmer aussuchten. Zusätzlich sollten schmierige und feuchte Stellen in den schattigen Waldpassagen für zusätzliche Spannung sorgen. Am Ende der Rallye gab es schließlich kaum jemanden, der nicht über kleine Ausritte in die Botanik klagte.

Während der Besichtigung konzentrierten wir uns darauf detaillierte Angaben über die Asphaltbeschaffenheit in unseren Aufschrieb mit aufzunehmen. Wir wollten die Rallye sicher und ohne Probleme durchfahren und am Ende sehen wo wir landen. Von gefahrenen Zeiten wollte Sebastian ausdrücklich nichts wissen, denn gute Zeiten kommen irgendwann schon von alleine. Doch auf den ersten drei WPs kam er mit den wechselten Gripverhältnissen überhaupt nicht zurecht. Er hatte kein Vertrauen in die Reifen, obwohl sie die richtige Wahl waren. Zusätzlich fiel auf der ersten WP die Gegensprechanlage aus und endete in einem kleinen Ausritt über die Wiese. Auf der Verbindungsetappe wechselten wir die Batterie und stellten so die standardgemäße Verständigung wieder her.

Vor dem ersten Service berichtete Sebastian davon, dass sich der 6. Gang nur sehr schwer einlegen ließ. Sein Vater diagnostizierte einen gebrochenen Stift in einem Teil der Schalteinheit. In 14 Minuten bauten beide aus dem Originalteil und einem Ersatzteil eine neue funktionierende Einheit. Ohne Strafe und Zeitverlust konnten wir den Service wieder verlassen. Saubere Arbeit.

Auf der vierten WP konnten wir sieben Sekunden schneller fahren als am Morgen. Eine gute Steigerung, die sich in der ersten Runde des Rundkurses im Industriegebiet Alb Donau fortzusetzen schien. Doch dann ging uns ohne Vorwarnung zweimal der Motor aus. Zweimal kurz warten, zweimal neu starten, zweimal ging es weiter. Beim dritten Mal passierte es allerdings inmitten einer mittelschnellen Linkskurve, infolgedessen wir uns um 180° drehten und mit großem Zeitverlust den Rundkurs zuende fuhren. Auf der folgenden WP äußerte sich das Problem mit dem Motor weniger drastisch, war aber immer noch spürbar. Im Service standen wir vor einem Rätsel. Möglicherweise litt der Golf an einer unzureichenden Benzinzufuhr oder fehlerhaft arbeitenden Benzinpumpe. Aber gesichert war das nicht. Wir entschieden daraufhin nur noch vollbetankt die nächsten Sektionen anzugehen.

Diese Maßnahme schien zu funktionieren, denn am Nachmittag lief der Golf wieder wie gewohnt. Doch zwei heftige Abflüge von uns sorgten dafür, dass wir uns nicht weiter verbessern konnten. Durch eine falsche Meterangabe im Aufschrieb, war ich bei der Ansage einer “Achtung R4 glatt schmiert” etwas zu spät. An ein rechtzeitiges Bremsen war von daher nicht mehr zu denken. Für den zweiten Durchgang korrigierten wir anschließend die irritierende Meterangabe von “100” in “sofort”. Der zweite Abflug ereilte uns bereits eine WP später. Diesmal stand im Aufschrieb “250 L5 50 R3”. Ich hatte genügend Zeit auf die entscheidende Rechtskurve mit Nachdruck hinzuweisen, was ich auch tat. Trotzdem verbremsten wir uns und segelten zwischen Obstbäumen ins Aus. Mit viel Glück und Adrenalin konnten wir trotzdem weiterfahren. Beide Abflüge zeigten jedoch, wie wichtig ein guter Aufschrieb ist und wie subjektiv die Einschätzung von Meterangaben sein kann. Im Nachhinein denke ich, hätte ich Sebastian beim Besichtigen vielleicht darauf hinweisen sollen. Das sollte man von einem erfahrenen Beifahrer eigentlich erwarten...

Auf den letzten drei WPs lief es mit korrigiertem Aufschrieb dann eindeutig besser für uns. Unsere Zeiten waren ordentlich, aber an eine Verbesserung im Klassement war nicht mehr zu denken. Mit einem schwer erkämpften 4. Platz fuhren wir enttäuscht nach Hause.

Am Sonntag nach der Rallye teilte mir Sebastian per SMS und ohne Begründung mit, dass er die letzte Rallye des Jahres mit einem anderen Beifahrer bestreiten wird und damit unsere sportliche Zusammenarbeit beendet ist. Ich habe vollstes Verständnis dafür, dass man bei ausbleibendem Erfolg Ursachenforschung betreibt. Mir ist auch klar, dass im Fußball der Trainer und im Rallyesport der Copilot, die am einfachsten auszutauschende Komponente ist. Aber als gestandene Menschen spricht man Unzulänglichkeiten und Probleme offen an, egal was am Ende dabei heraus kommt. Das ist auch ein Zeichen von sportlicher Fairness und einer gewissen Wertschätzung der anderen Person gegenüber.

Ich wünsche Sebastian und seinem Team auf diesem Wege trotzdem alles Gute für seine motorsportliche Zukunft. Die Rallyefamilie ist klein und man wird sich bestimmt noch das ein oder andere Mal über den Weg laufen. Von daher stehe als Beifahrer wieder zur freien Verfügung und würde mich über neue Herausforderungen und Angebote sehr freuen.

Pechstraehne nimmt kein Ende

Bei der Rallye Litermont rund um Saarwellingen im Saarland war es unser festes Anliegen gewesen, einmal eine Rallye von Anfang bis zum Ende problemlos durchzufahren. Insbesondere Sebastian wollte sich nur auf sich konzentrieren und nichts von unseren 15 Gegnern in der Division 3 wissen. Keine Zeiten, keine Rückstände und keine Ausfälle - nur wir zwei und der Golf als Einheit. Ich hielt es zu diesem Zeitpunkt der Saison für die richtige Strategie. Nicht nur weil die Wertungsprüfungen (WPs) höchst anspruchsvoll und unheimlich schnell waren, sondern auch, um etwas den Druck von Sebastians Schultern zu nehmen. Das war der Plan.

Dieser Plan berücksichtigte allerdings nicht die Möglichkeit eines technischen Ausfalls. Dazu gab es auch keinen Anlass, denn bisher lief der Golf immer zuverlässig. In diversen Nachschichten gelingt es Sebastian immer wieder ein perfekt vorbereitetes Auto an den Start zu bringen. Alles wird doppelt und dreifach überprüft, erst recht, wenn die Rallye 700 km von der Heimat enfernt liegt. Und doch ist man nie davor gefeit durch ein technisches K.O. einfach auf der Strecke liegenzubleiben.

Es ereilte uns bereits nach 3 km der ersten WP. Auf einem Schotterstück im Wald gab es urplötzlich keinen Vortrieb mehr, der Motor ging aus und ließ sich nicht mehr starten. Die erste Diagnose: kapitaler Motorschaden. Möglicherweise ein Folgeschaden von der letzten Rallye in Niedersachsen, als sich Sebastian einmal verschaltete. Aber das läßt sich wohl nicht mehr genau rekonstruieren. Enttäuscht und frustriert, reisten wir wieder ab.

Der Motor geht morgen nach Liechtenstein zum VW Motorenspezialist Lehmann und wird dort komplett auseinandergenommen. Drücken sie uns die Daumen, dass sich der Schaden in Grenzen hält und unsere Saison an dieser Stelle noch nicht beendet ist.

Vom Pech verfolgt

Während meiner Anfahrt nach Osterode, saß ich im ICE nach Braunschweig, starrte aus dem Fenster, ließ meine Gedanken kreisen und passierte gerade das Volkswagen Werksgelände in Wolfsburg. Beim Anblick der großen VW Zeichens am Backsteingebäude dachte ich hoffnungsvoll, wie schön es doch wäre mit dem dritten Fahrer den dritten Sieg in Folge bei der ADAC Rallye Niedersachsen einzufahren. Die Wetterbedingungen sollten, zum ersten Mal in diesem Jahr, konstant bleiben und auch die Wertungsprüfungen (WPs) im Südharz würden unserem Golf, aus dem Hause, das am Horizont nun immer kleiner wurde, durchaus liegen. Doch wie sagt eine alte Motorsportweisheit so schön: „To finish first, you first have to finish!“ Was Sebastian und ich auch taten, aber nicht wie erhofft.

Auf der ersten WP war eigentlich noch alles gut. Wir fuhren die zweitbeste Zeit und waren überraschend gut und zügig unterwegs. Doch dann kam Elbingerode, die längste WP der Rallye, die über den Tag verteilt dreimal gefahren werden musste. Nach ungefähr der Hälfte der Strecke, kamen wir in ein kurzes Waldstück in eine mittelschnelle Rechtskurve. Schon bei der Besichtigung gab es an dieser schattigen Stelle einen schmierigen, aber eigentlich problemlosen „cut“. Doch der nächtliche Regen und die zahlreichen Allradler, die vor uns auf die Strecke gingen, verwandelten die Kurve in ein kleines „Abenteuer“. Über alle vier Räder rutschten wir frontal in einen Erdwall und steckten fest. Sebastian meinte schon, das war es. Ich sah derweil, dass von der nächsten Kurve, wild entschlossene Zuschauer auf uns zu gerannt kamen und bereit waren, uns mit vereinten Kräften wieder rückwärts auf die Strecke zu schieben. An dieser Stelle möchte ich mich recht herzlich bei all denen bedanken, die uns mit ihrem Einsatz aus dieser misslichen und auch nicht ganz ungefährlichen Lage wieder befreiten.

Durch diesen Fehler verloren wir zweieinhalb Minuten und ich machte mir selbst Vorwürfe, diese problematische Stelle nicht schon vorher mit einem „Achtung“ oder „schmiert“ im Aufschrieb versehen zu haben. Mir war die Stelle aus den Vorjahren bestens bekannt. Sebastian nicht. Deshalb hätte ich ihn darauf hinweisen müssen... Glücklicherweise litt die Technik des Golfes nicht unter dem Ausrutscher. Ein paar Teile der Frontschürze fehlten zwar, aber dies sollte die Leistung nicht beeinträchtigen. Trotzdem ließen wir es auf der folgenden WP Eisdorf etwas ruhiger angehen.

Nach dem ersten Service lagen wir an der sechsten und damit letzten Position unserer Division - 1.5 Minuten hinter dem Team Wittorf/Kroll im BMW 320i, die bis dahin den 4. Platz innehatten. Ich rechnete aus, dass dies unter normalen Umständen die maximale Position wäre, die wir noch erreichen könnten.

Im Laufe des Tages schoben wir uns mit einer zweitbesten und drei drittbesten Zeiten, auf die fünfte Position nach vorne und reduzierten den Rückstand auf das noch immer viertplatzierte BMW Team. Zwei Prüfungen vor dem Ziel betrug dieser nur noch 23 Sekunden - eine durchaus lösbare Aufgabe, wenn alles passte. Tat es aber nicht, denn es ereilte uns wieder in Elbingerode.

Nachdem wir auf dem ersten Teilabschnitt voll auf Angriff gingen und nach meiner selbstgestoppten Zwischenzeit bereits 8 Sekunden schneller waren als beim zweiten Durchgang, mussten wir auf einer Bergabpassage einen T-Abzweig anbremsen. Im fast ausgedrehten 5. Gang hörte ich Sebastian auf einmal sagen, das er keinen Bremsdruck mehr spüre und das Pedal bereits auf dem Bodenblech hing. Nur Dank des gekonnten Einsatzes der Handbremse landeten wir nicht frontal in der weißen Stallmauer, sondern drehten uns sicher 180° dazu ein. Danach fehlte Sebastian das komplette Vertrauen in die Bremstechnik. Unser Angriff fand damit sein jähes Ende und wir rollten ohne Bremse durch die restlichen Prüfungen dem glücklosen 5. Platz entgegen. Im Ziel brachte es Sebastion dann schließlich auf den Punkt, indem er meinte: „Manchmal verliert man und manchmal gewinnen die Anderen.“

Den 5. Platz im ADAC Junior Cup konnten wir trotz der mageren Punkteausbeute zwar noch halten, allerdings rutschten wir in der ADAC Masters Wertung auf den 11. Platz ab. Nun gilt es das Wochende abzuhaken, nach vorne zu blicken und neues Selbstvertrauen zu tanken. Beim nächsten Mal wird Fortuna hoffentlich wieder mit uns sein. Drücken Sie uns die Daumen.

Schmierig schwierig

Auf dem Papier gab die 42. ADAC Rallye Stemweder Berg in Nordrhein-Westfalen eigentlich keinen Grund zur Besorgnis. Die jahrelange Erfahrung des Veranstalters, eine im Sinne der Fahrer sehr gut funktionierende Rallye zu organisieren, sollte keine Wünsche offen lassen. Hinzu kam, dass die Wertungsprüfungen (WPs) von vielen Teilnehmern nach der Besichtigung als nicht allzu anspruchsvoll eingestuft wurden. Und doch sollte es eine schwierige Veranstaltung für viele Teams werden. Auch für Sebastian und mich.

Starker Regen am Samstagmorgen verwandelte Teile der WPs in rutschige und sehr schmierige Passagen. Für diese Bedingungen und den gewohnt perfekt vorbereiteten Golf 3 GTI, wählten wir die weichsten uns zur Verfügung stehenden Intermediate Reifen. Sebastian wollte auf keinen Fall den Start verschlafen und so nah wie möglich an unseren Konkurrenten Guido Imhoff im Golf 3 Kitcar und Olaf Müller in bärenstarken BMW 320i dran bleiben, da sich bei Regen unser technischer Leistungsnachteil von mehr als 50 PS nicht allzu sehr bemerkbar machen sollte. Diese Chance wollten wir nutzen.

Auf der ersten WP ereilte bereits Guido Imhoff das Schicksal. Ausfall. Als einziger ernst zunehmender Konkurrent in der Division 3 verblieb daher das Team Müller/Grünhagen, die mit der Bestzeit auch die Führung übernahmen. Wir folgten 2 Sekunden dahinter. Sebastian haderte allerdings mit sich und hatte wieder einmal das Gefühl nicht die erhoffte Leistung von Beginn an abrufen zu können. Von daher wollte er auf der nächsten WP zum Angriff blasen. Dies gelang ihm bis 3 Kurven vor dem Ziel auch ausgesprochen gut. Doch beim Anbremsen eines Linksabzweiges brach plötzlich das Heck des Golfes aus und wir drehten uns in klassischer Manier ein. Zeitverlust 15 Sekunden. Dass wir trotzdem nur 7 Sekunden auf Olaf Müller verloren, zeigte aber, was ohne den Dreher für uns drin gewesen wäre.

Nach den ersten 3 WPs hatten wir einen Rückstand von 14 Sekunden. Der Regen liess nach und wir wollten konzentriert die nächste Schleife angehen. Doch die überbremsende Hinterachse machte uns erneut einen Strich durch die Rechnung. Wieder verpassten wir mit ausbrechendem Heck einen Abzweig und mussten zurücksetzen. Nach diesem Missgeschick war Sebastian wie von der Rolle und hatte kein Vertrauen mehr in das zickige Fahrverhalten des Golfes. Während sich Olaf Müller immer mehr steigern konnte, stagnierten wir in den gefahrenen Zeiten. Wir mussten uns eingestehen, dass wir an diesem Tag gegen den BMW keine Chance hatten und begannen schon zur Halbzeit der Rallye den 2. Platz abzusichern, da uns von hinten keinerlei Gefahr drohte. Doch die nervöse Hinterachse machte uns immer noch Sorgen.

Nach dem zweiten Service des Tages, stellte Sebastian auf einmal fest, dass das Regelventil für die Bremskraftverteilung falsch eingestellt war. Nach der Korrektur der Fehleinstellung lief es auf einmal wieder besser. Sebastian fand seinen Rhythmus und wir konnten am Nachmittag unter trockenen Bedingungen und ohne Druck noch ein paar respektable WP Zeiten setzen. Wie schwierig die vermeintlich einfache Rallye am Ende aber wirklich war, zeigt die hohe Ausfallquote von 33 Prozent. Daher kann ich Sebastian vor dieser reifen und abgeklärten Leistung nur meinen „Helm“ ziehen. Gut gemacht, Zimmi.

Mit dem sicheren 2. Divisionsplatz und 12. Gesamtplatz fuhren wir wohl verdiente 18 Punkte für den ADAC Junior Cup nach Hause und verbesserten uns auf den 5. Platz in der Gesamtwertung. Im ADAC Rallye Masters rutschten wir auf den guten 8. Platz nach vorne. Drücken Sie uns auch weiterhin die Daumen, denn in zwei Wochen geht es bereits weiter bei der Rallye Niedersachsen am Fuße des Harzes.

Mission "666" übertroffen

Konnten wir bei der Erzgebirgsrallye vor zwei Wochen einen 3. Platz mit der Startnummer 33 noch relativ einfach nach Hause fahren, so stellte sich die Mission „6. Platz mit Startnummer 66“ für den 2. Lauf des ADAC Rallye Masters (ARM) als weitaus schwieriger heraus. Der Grund lag in einer gut gefüllten Division mit 14 Fahrzeugen, die teilweise unserem Golf 3 GTI nicht nur technisch überlegen waren, sondern zusätzlich von unheimlich starken Gaststartern beziehungsweise Lokalhelden gefahren wurden. Hinzu kam, dass es die Veranstaltung rund um das niedersächsische Sulingen mit 160 WP-Kilometern und unzähligen Abzweigen nicht nur auf dem Papier in sich hatte. Der nächtliche Regen von Freitag auf Samstag und das 20 km lange Labyrinth im alten Munitionslager auf dem IVG-Gelände, sollten am Vormittag für zusätzlichen Zündstoff sorgen.

Der beste Reifen für diese Bedingungen ist klassischerweise ein weicher Intermediate, mit dem Sebastian und ich auf die erste Schleife gingen. Nach hektischem Start sollte uns die zweite Kurve der Rallye auch gleich einmal aufwecken. An einem Links-Abzweig rutschten wir etwas von der Strecke. Dabei ging uns wie schon vor 2 Wochen der Motor aus. Doch diesmal spielte die Batterie problemlos mit. Weiter ging es, wenn auch abwartend und verhalten, in den Scharfrichter des IVG-Geländes. Nach dem ersten Drittel fanden Sebastian und ich unseren Rhythmus und kamen problemlos durch die schwierigste WP des Tages. Gegen die Lokalhelden hatten wir allerdings nicht den Hauch einer Chance. Nachdem die nächste WP wegen eines schweren Unfalls des Holländers Dennis Kuipers annulliert wurde, durfte der Golf zum wohlverdienten ersten 25-minütigen Service.

Dort diagnostizierten unsere Schrauber eine angerissene Antriebswelle. Das Team zögerte nicht lange und entschloss sich zum Wechsel. Ein Zuschauer fragte mich, ob wir es in der vorgesehen Zeit schaffen werden. Ich zögerte mit meiner Antwort. Nachdem ich die kaputte Antriebswelle aber bereits neben mir liegen sah und wir noch 17 Minuten Zeit hatten war klar: Die Jungs schaffen das. Nach 12 Minuten (!) war der Golf wieder voll einsatzbereit. Ein großes Danke an Thomas, Andreas und Markus.

Auf der identischen 2. Schleife fuhren wir weiter unseren Stiefel runter. Durchkommen, Kopf einschalten und Lernen, um am Nachmittag eine Schippe drauflegen zu können. Das war die Devise. Auf den trockenen Nachmittagsprüfungen sollte sich der technische Nachteil unseres Golfes nicht ganz so drastisch auswirken. Wir reihten uns auf den 8. Platz ein und lagen aussichtsreich 20 Sekunden hinter der von uns erstrebten 6. Position.

Mit guten Zeiten auf den nächsten 2 WPs verbesserten wir uns zuerst auf den 7. Platz und profitierten anschliessend vom erneuten Ausfall Olaf Müllers im BMW 320i, der uns die erhoffte 6. Position bescherrte. Dass wir am Ende sogar noch eine Position gewannen, lag am großen Pech des stark fahrenden Martin Schütte im Renault Clio 16V, der 3 km vor dem Ziel leider die Segel streichen musste. So viel Pech wünscht man nicht einmal seinem größten Feind.

Der 5. Platz in der für uns fast undankbaren Division 3, bescherrte Sebastian trotzdem 10 wichtige Punkte im Kampf um den ADAC Junior Cup 2012, in dem er sich auf den 6. Platz verbessern konnte. Und da haben wir ihn wieder - Mission erfüllt.

Fremdgaenger Part II

Vor 4 Jahren fragte mich, der damals noch 20-jährige Sebastian Zimmermann aus Plauen, ob ich ihm als Beifahrer zur Seite stehen und beim Einstieg in den Rallyesport helfen könnte. Da ich aber bereits andere Verpflichtungen hatte, musste ich ihm leider absagen. Zwischendurch sind wir uns zwar das ein oder andere Mal in den Serviceparks Deutschlands über den Weg gelaufen, aber zu einer „ernsthaften“ Annäherung kam es dabei nie. Nachdem ich allerdings seinen Namen ohne Beifahrer in der Nennliste der diesjährigen 49. Erzgebirgsrallye gesehen habe, zögerte ich nicht lange und bot ihm meine Hilfe an.

Sebastian hat über den Winter in kompletter Eigenregie einen feinen, blütenweissen VW Golf 3 GTI für die Gruppe H aufgebaut. In jeder verbauten Schraube sieht man nicht nur seine Liebe zum Detail, sondern vor allem auch zur Ästhetik. Ganz getreu dem Motto: „Das Auge fährt mit“. Zusätzlich sollten ein neues Dogbox Getriebe, ein von VW-Spezialist Lehmann gemachter Motor und eine konsequente Gewichtsreduzierung, die Performance des Fahrzeugs bereits auf der Papierform verbessern. Im Vergleich zu den Kit-Cars gleichen Bautypes aber immer noch weit hinten anstehen, wie es sich auf den Wertungsprüfungen (WP) rund um Stollberg herausstellen sollte.

Der Freitagabend begann für uns mit dem anspruchsvollen und engen Rundkurs Oberdorf. Sebastian hatte sofort Vertrauen in meine Ansagen und tastete sich mit jeder Runde näher an das Limit des Autos heran. Hinter den bereits erwähnten Kit-Cars von Guido Imhoff und Armin Holz sowie dem BMW 320i von Olaf Müller fuhren wir ohne Schnörkel die viertbeste Zeit unserer Division. Auf dem Weg zurück zum Schlussservice ging uns jedoch der Motor aus und liess sich nicht mehr starten. Glücklicherwiese war die Strasse abschüssig, so dass wir mit etwas Anschieben den Motor wieder zum Leben erwecken konnten. Das Problem lag an einer geschwächten Batterie und begleitete uns die gesamte Rallye. Sollte uns der Motor erneut ausgehen, so hätte es jederzeit das Aus bedeuten können...

Da das Team Imhoff/Walker um einen Podiumsplatz in der Gesamtwertung kämpfte und in seiner eigenen Liga fuhr und wir durch den Ausfall von Olaf Müller am Samstagmorgen kampflos den 3. Platz erbten, konzentrierten wir uns am zweiten Tag mehr auf die Zeiten von Armin Holz im zweiten Golf Kit-Car. 2 Sekunden Rückstand auf der WP Mildenau beziehungsweise 8 Sekunden auf dem „Klassiker“ in Grünhain waren durchaus bemerkenswert, wenn man bedenkt, dass uns 50 PS weniger Leistung zur Verfügung stehen.

Nach dem ersten Service konnten das Team Holz/Nowotny jedoch noch ein Schippe drauflegen, so dass wir es beim Verwalten der dritten Position beliessen. Wenn da nicht dieses Problem mit der schwachen Batterie gewesen wäre. Auf der WP Jahnsdorf unterschätzten wir einen Abzweig über eine Kante. Der Golf wurde hinten ausgehebelt und wir rutschten frontal gegen einen Bordstein. Dabei ging uns der Motor abermals aus. Im Kopf klappte ich bereits den Aufschrieb zusammen und dachte: „Das war es jetzt!“ Nach zehn ewigen Sekunden dann ein erlösendes Aufheulen. Es ging weiter. Glück gehabt.

Für den zweiten, aber bedeutend größeren „Aha-Moment“, sorgte die einzige große Wolke der Rallye, die uns mit einem Regen- und Hagelschauer auf der WP Oberdorf überraschte. Mit Trockenreifen unterwegs sank mitten im Ort bei ca. 80 km/h die Drehzahl urplötzlich in den Keller. Aquaplaning! Sebastian meinte panisch nur noch zu mir: „Ich kann nichts mehr machen!“ Wie auf Eis rutschten wir 200 m unkontrolliert dahin und konnten keine Geschwindigkeit abbauen. Mit viel Glück brachte Sebastian das Fahrzeug auf einer großen Wiese wieder unter seine Kontrolle. Ohne Einschlag und was noch viel wichtiger war ohne Personenschaden. Solche Bedingungen hatte er noch nie zuvor erlebt und war erst einmal bedient. Auch an mir gingen diese Sekunden der totalen Ungewissheit nicht ganz spurlos vorbei und erinnerten mich wieder einmal daran, wie gefährlich der Rallyesport mitunter sein kann...

Den 3. Platz konnten wir trotzdem bis zum Ziel der Rallye halten und die ersten wichtigen Punkte für den ADAC Junior Cup einfahren.

In zwei Wochen werde ich erneut mit Sebastian an den Start gehen. Diesmal in Sulingen, dem 2. Lauf der ADAC Rallye Masters. Drücken Sie uns die Daumen - und zwar diesmal mit voll geladenen Batterien.

Fremdgänger Part I

Zur Rallye-Vogelsberg, dem 3. Lauf zur Deutschen Rallye Meisterschaft, ergab sich für mich die Möglichkeit dem Zahnarzt Dr. Marius Klein in einem von Gassner-Motosport betreuten Mitsubishi Lancer Evo 7 den Weg zu weisen, da Marius’ angestammter Beifahrer Jörn Limbach bei Herrmann Gassner Jr. im neuentwickelten Mitsubishi Lancer EVO 10 R4 als Vorrausfahrzeug eingeplant war.

Schon im Vorfeld wurde ich darauf hingewiesen, nicht mit allzu großen Erwartungen anzureisen. Als Spät- und Quereinsteiger geht es Marius beim Rallyefahren vorrangig ums Sammeln praktischer Erfahrungen und dem Fahrspass im Allgemeinen. Dies waren ganz wichtige Informationen für mich. Ein Grundprinzip im Rallyesport besagt nämlich: Die Stimmung im Auto muss gut sein. Wenn Fahrer und Beifahrer mit unterschiedlichen Einstellungen und Zielen bei einer Rallye starten, sich dazu noch nie im Leben vorher gesehen haben, dann ist das nicht nur hinderlich für das gemeinsame Verständnis sondern auch lebensgefährlich. Speziell bei so anspruchsvollen Wertungs-prüfungen (WP), wie bei der diesjährigen Ausgabe der Rallye-Vogelsberg rund um Alsfeld und Schlitz. Von daher fiel es mir nicht schwer meinen Ehrgeiz zu zügeln und um ein paar Stufen zurückzuschrauben.

Nachdem es während der Besichtigung vereinzelt noch regnete, präsentierte sich das Wetter während der perfekt organisierten Veranstaltung von seiner besten Seite. Die Reifenwahl war damit gelöst: weiche Trockenreifen für die gesamte Rallye. Und so ging es für uns am Freitag Abend auf die Nachtprüfungen. Verhalten und kontrolliert fuhren wir unseren Stiefel runter. Eine kleine Überraschung gab es für mich an der Stoppstelle der ersten WP, als sich mein rechtes Brillenglas verselbständigte und ohne Gestell zwischen meinen Dokumenten wiederfand. Vor dem Start zum Schlitzer Stadtrundkurs konnte ich jedoch das Glas mit ein bisschen Tape wieder fixieren - wenn auch nur provisorisch. Mein Sichtfeld war zwar dadurch etwas eingeschränkt, den Aufschreibe konnte ich aber trotzdem problemlos vorlesen. Von den gefahrenen Zeiten ordneten wir uns im Mittelfeld der 85 gestarteten Teilnehmer ein.

Am Sonnabend und mit zunehmender Dauer der Rallye erhöhte Marius naturgemäß seine Schlagzahl, setzte spätere Bremspunkte und fuhr generell entspannter und runder. Er verbesserte sich von WP zu WP und tastete sich immer mehr an sein persönliches Limit heran. Dass auch der Spass dabei nicht auf der Strecke blieb, liegt bekanntlich in der Sache an sich. Insbesondere die letzten zwei WPs konnte man als ordentlich bezeichnen.

Am Ende landeten wir ohne technische Probeme auf einem guten 25. Gesamtplatz und 4. Platz in der Division. Nachdem das Team Schuhej/Reith, die einzigen Gegner in unserer Fahrzeugklasse, auf der letzten WP aufgeben mussten, konnten wir unverhofft sogar noch einen kleinen Klassensieg feiern, allerdings ohne sportlichen Wert - aber das interessiert die Statistik ja nicht.

Bedanken möchte ich mich beim ganzen Team von
Gassner-Motorsport für den tollen Service und im speziellen bei Jörn Limbach, dass er in erster Linie an mich als Ersatzbeifahrer für die „Doktor-Kutsche“ gedacht hat.

Spontaner Fahrspaß

Unerwartet fand am letzten Wochenende rund um den Motorpark Oscherleben mein frühzeitiger Saisonauftakt bei der Welfen-Winter-Rallye statt. Nach einem Jahr Pause hatte mein langjähriger Fahrer Thomas Robel zum einen wieder mal etwas Zeit und vor allem auch Lust verspürt, Autos im Wettbewerb am Limit zu bewegen - diesmal mit einem angemieteten Mitsubishi Lancer Evo 6 von Milon-Motorsport. Premiere für uns beide und von daher eine durchaus spannende Angelegenheit.

Im Vorfeld benachrichtigte mich Thomas darüber, doch bitte nachsichtig und nicht so streng mit ihm zu sein. Er wollte sich langsam an das für ihn neue Auto gewöhnen und innerhalb der drei Einzelläufe nach und nach steigern.

Der erste Lauf startete am Freitagabend bei windigem Regenwetter mit der ersten Wertungsprüfung (WP), die zum großen Teil auf einer Kartbahn gefahren wurde. Der Allradantrieb des Mitsubishis kam uns bei diesem Wetter und auf dem winkligen Kurs sicherlich entgegen und so konnten wir trotz zweier Fastdreher mit der zweitbesten Zeit überraschen. Auf der WP 2 hatten wir starke Probleme mit der Sicht. Die Innenbelüftung des Mitsubishis war falsch eingestellt und zielte konsequent auf den Fussbereich, anstatt die Windschutzscheibe von der Feuchtigkeit zu befreien. Verlust: 10 Sekunden. Dieses Problem konnte Thomas jedoch auf der kurzen Verbindungsetappe beheben. Nachdem wir schließlich unsere erste Gesamtbestzeit im zweiten Durchgang erzielten, fuhren wir einen ungefährdeten 2. Gesamtplatz und Gruppensieg nach Hause.

Über Nacht hörte es auf zu regnen, so dass die Strecken zum zweiten Lauf am nächsten Morgen zwar noch feucht waren, aber zunehmend abtrockneten. Im ersten Durchgang konnten wir uns, im Vergleich zum Vorabend, noch einmal deutlich steigern und mit zwei klaren Bestzeiten die Grundlage für unseren ersten kleinen Gesamtsieg schaffen. Allerdings waren die aufgezogenen Regenreifen danach nicht mehr zu gebrauchen.

In der Pause zum dritten Lauf, bei dem diesmal die Strecken in die entgegengesetzte Richtung befahren werden mussten, wechselten wir auf einen härteren und vor allem neuen Vorderreifen. Da uns aber nur weitere Regenreifen zur Verfügung standen, waren wir bei komplett trockenen Streckenbedingungen nicht mehr ideal bereift. Und das bestätigte sich bereits nach der ersten WP. Die Reifen überhitzten stark und waren sehr schnell nutzlos. Mit stumpfen Waffen kämpften wir zwar weiter, konnten den historischen Ford Escort von Lokalmatador Axel Potthast aber nicht mehr halten. Auch gegen die stark auftrumpfenden finalen Laufsieger Klimasch/Drechsler in einem weiteren Evo 6 und Hink/Pirrone im BMW M3 E46 waren wir chancenlos.

Und dennoch: Thomas fuhr mit dem Evo 6 als hätte er nie ein anderes Fahrzeug bewegt. Das überraschte nicht nur mich, sondern alle im Team. Und er selbst schien das Fahren sehr zu geniessen. Bezeichnend daher seine Aussage im Ziel:

„Henry, warum haben wir damit nicht schon viel früher angefangen?“

In der Addition aller drei Läufe erzielten wir den 2. Gesamtplatz und waren das beste Fahrzeug unserer Klasse. Ein rundum erfolgreicher Spaß.

Bleibt alles anders

In der familiären Umgebung der „Alten Spinnerei“ (Burgstädt/Chemnitz) wurden am letzten Wochenende die Sieger und Platzierten der ADMV Rallye Serien, der regionalen DMSB Meisterschaften und des Schotter-Cups des Jahres 2011 feierlich geehrt. Als Gesamtsieger der ADMV-Rallye-Meisterschaft folgten auch alle Mitglieder des Teams König-Rallyesport der Einladung und genossen einem geselligen Abend unter ihresgleichen. Nach den obligatorischen Begrüßungsworten von Walter Karow (ADMV) und dem Burgstädter Bürgermeister Lars Naumann, gab es ein reichhaltiges Buffet, das eine gute Basis für einen langen Abend schaffen sollte. Die anschließende Siegerehrung moderierte Rallye-Urgestein Alfred Gorny in gewohnt souveräner Manier. Für den rührendsten Moment des Abends sorgten die Witwe des im letzten Jahr tödlich verunglückten Heiko Scholz und Copilot Marcel Eichenauer, die Ihrem Mann und seinem Fahrer die Ehre erwiesen, seine letzte Urkunde entgegenzunehmen...

Zum großen Finale aller geehrten Teams wurden schlußendlich Veit und ich aufgerufen. Endlich durften wir unsere erste gemeinsame Meisterschaft ganz offiziell feiern - mit Pokal und Cuba Libre. Danach ging es „dezent“ zum angenehmen Teil des Abends über: Benzingespräche, Meinungaustausche, Zuprosten, Projektver-kündungen, Tanzeinlagen, Veits Geburtstag, Kampfansagen, nochmehr Zuprosten... ungefähr in der Reihenfolge - bis um vier Uhr morgens.

Zum Thema Projektverkündungen 2012 wurden natürlich auch wir befragt. Details konnten wir noch nicht verkünden, da wir uns derzeit in einer Phase befinden, wo wichtige Entscheidungen getroffen werden müssen. Drei dieser Entscheidungen wurde aber bereits gefällt. Zum Einen werden Veit und ich auch in diesem Jahr gemeinsam an den Start gehen - diesmal mit voller Konzentrieren auf die Deutsche Rallye Serie (DRS). Zum Anderen baut das Team von König-Rallyesport einen neuen Suzuki Swift Sport für uns auf. Eine Rohkarosse dafür wurde bereits ausfindig gemacht und geht nächste Woche nach Ungarn zum Einschweissen und Lackieren der Sicherheitszelle. Trotzdem liegt uns etwas die Zeit im Nacken und wir wissen noch nicht, ob wir die neue „Susi“ bereits zur ersten Veranstaltung der DRS präsentieren können...

Herber Rückschlag

Eigentlich wollten wir die Saison entspannt und mit einem Lächeln beenden und unsere kleine Chance auf den Titel in der Deutschen Rallye Serie nutzen. Doch beim Stehr Rallyesprint in Storndorf (Hessen) lief diesmal alles ein bißchen anders. Eine sehr kompakte Veranstaltung mit vielen Rundkursen, in deren Mittelpunkt das zuschauerfreundliche „Stehrodrom“ und vor allem der Spass liegt. Ob dies allerdings eines Endlaufes einer Nationalen Rallyeserie würdig ist, möchte ich bezweifeln.

Den Beginn bildete der lange Nachtrundkurs „Storndorf by Night“. Zügig holten wir während der ersten 2 Kilometer auf ein vor uns fahrendes Fahrzeug auf. In dessen aufgewirbeltem Staub verpassten wir jedoch den Bremspunkt für einen T-Links-Abzweig und knallten fast ungebremst frontal in einen tiefen Graben. Das war es. Titelträume ausgeträumt.

Dank des Kopf und Nackenrückhaltesystems HANS, hatten wir außer ein paar blauen Flecken im Schulterblattbereich und einem verletzten Stolz keine weiteren Blessuren. Allerdings nahm die „Susi“ schweren Schaden. Durch den harten Aufprall wurden die komplette Front des Fahrzeugs zerstört und die Vorderachse um 15 cm nach hinten verschoben. Mit hängenden Gesichtern und schwerem Herzens mussten wir den Swift aufladen. An dieser Stelle möchten wir uns recht herzlich bei der Sicherungsstaffel bedanken, die uns beim Aufladen so tatkräftig unterstützten.

„Wir bauen Euch ein neues Auto“ munterten uns unsere Mechaniker beim nächtlichen Trostbier wieder auf und bleibt für mich als Satz des Wochenendes hängen. Vorrausschauen und Abhaken. Auch Unfälle gehören zum Rallyesport dazu. Das mussten wir diesmal bitter erfahren.

Nach diesem Nullergebnis fielen wir auf den undankbaren 4. Platz in der Deutschen Rallye Serie zurück. Unsere Glückwünsche zur verdienten Meisterschaft gehen daher an unsere größten Konkurrenten des Jahres Robert Stöber und Thomas Wölfel im VW Lupo. Toll gemacht Jungs, aber beim nächsten Mal tauschen wir die Plätze...

Im Blindflug zu Sieg und Titel

Man mag es ja kaum glauben, aber die Lausitz Rallye kannte ich bisher immer nur als Zuschauer. Nach zwölf Ausgaben des größten Schotterspektakels in Mitteleuropa, konnte ich aber am vergangenen Wochenende nun endlich auch mein Häkchen hinter „erlebt“ machen. Die diesjährige Veranstaltung zählte nicht nur zur Deutschen Rallye Serie (DRS) zählte, sondern bildete gleichzeitig den finalen Lauf der ADMV Rallye Meisterschaft (ARM).

Unsere Ausgangslage war relativ einfach. Als Meisterschaftsführende in der ARM, mussten wir eigentlich nur das Ziel erreichen. Komplizierter wurde die taktische Auslegung, wenn wir gleichzeitig unsere Chancen in der DRS wahren wollten. Dafür mussten wir uns mindestens vor dem DRS Führenden Team Stöber/Wölfel platzieren. Eine gesunde Mischung aus Angriff und materialschonender Fahrweise, sollte den Spaß zwar etwas minimieren aber in Hinblick auf beide Meisterschaften die vernünftigere Entscheidung sein. Erschwerend kam das Lausitzer Kaiserwetter hinzu (seltsam aber wahr). Sommerliche Temperaturen und kein Wind verwandelten die staubigen Schotterpisten in ein nebeldunstiges Labyrinth mit Sichtweiten von unter 20 m. Ein guter Aufschrieb konnte hier Minuten bringen...

19 beziehungsweise 24 Sekunden waren wir auf der ersten Wertungsprüfung (WP) am Freitagabend schneller als die beiden VW Polos von Robert Stöber und dem ausgewiesenen Schotterexperten Rudi Macht. Eine klare Bestzeit und beruhigende Standortbestimmung, da wir keinerlei Risiken am Anfang eingingen. Mit einsetzender Dunkelheit wurden die Bedingungen jedoch zunehmend irregulärer. Der Rallyeleitung blieb nichts anderes übrig als die WP „Reichwalde A“ zu annullieren und die restlichen WPs des Tages abzusagen. So schonten wir die „Susi“ für den harten zweiten Tag.

Am Morgen des zweiten Tages konnten wir abwarten, was die Konkurrenz hinter uns machte und jederzeit darauf reagieren, wenn es die Bedingungen erlaubten. 2 Sekunden nahmen uns Rudi Macht und Copilot Robert Patzig ab. Das war zu verschmerzen, sollte uns aber warnen, dass beide längst noch nicht aufgegeben haben. Robert Stöber versuchte derweil seinen dritten Platz zu halten und wollte nur noch ins Ziel. Es waren nicht einmal 50% der Rallye bewältigt.

Nachdem wir in der darauf folgenden WP „Arena B“ noch einmal 6 Sekunden schneller als Macht waren, pegelte sich unser Vorsprung bei 25 Sekunden ein. Dieser hätte nach der folgenden WP noch durchaus größer sein können, wenn wir nicht 13 Sekunden durch das Verpassen eines Abzweiges verloren hätten. Wir hatten zwar eine Bremsmarkierung im Aufschrieb zu stehen, diese wurde jedoch von einem der zahlreichen 318is Teams vor uns abgeräumt. Wie sich später herausstellte, sollten wir nicht die Einzigen sein, denen die Markierung urplötzlich fehlte...

Im anschließenden Service konnten wir von keinen Problemen am Fahrzeug berichten. Lediglich die zweite Getriebewelle schien etwas gegen unsere schnelle Gangart zu haben. Aber dem wusste Veit mit einem präziseren Schaltvorgang entgegenzuwirken. Von daher nur Standardarbeit für die
Suzuki-KKL Mechaniker, die die „Susi“ gewohnt perfekt für die harten Bedingungen vorbereiteten.

Auf der zweiten Runde des Vormittags, sollten sich dann die Ereignisse überschlagen. Während Rudi Macht bereits auf der WP 8 durch technischen Defekt ausfiel, musste Robert Stöber eine WP später seine Segel streichen. Wir bekamen von alledem nichts mit, da es in den Kohleabbaugebieten rund um Boxberg kein Handynetz gab, und fuhren unseren Stiefel einfach weiter. Erst am Ende von WP 10 konnte mein Vater mir mitteilen, dass unsere Hauptkonkurrenten nicht mehr in der Rallye seien und wir „nur“ noch ins Ziel rollen müssen.

Doch dies schien leichter gesagt als getan. Mit großem Vorsprung die Klasse anzuführen und trotzdem jederzeit mit technischem Defekt ausfallen zu können, belastete Veits und meine Psyche ungemein. Das lange Warten vor dem Start der WPs wurde zur Qual und wir versuchten uns mit kleinen Scherzen abzulenken. Am Ende behielten wir die Nerven und die „Susi“ ihre Teile. Und so gab es im Ziel schließlich kein Halten mehr. Siegessekt und Freudentränen flossen in Strömen...

Mit unserem Sieg bei der 12. Lausitz Rallye feierten wir den Gewinn der
ADMV Rallye Meisterschaft. Außerdem konnten wir uns durch dieses perfekte Wochenende in den Titelkampf um die Deutsche Rallye Serie zurückmelden und befinden uns wieder auf Podiumskurs.

Ein großes Dankeschön geht an alle Freunde und Beteiligten des
Suzuki-KKL Rallyeteams, ohne deren selbstloses Engagement dieser Erfolg mit Sicherheit nicht möglich gewesen wäre. Danke Jungs... und Mädels.

Welle ohne Antrieb

Eigentlich wollten wir den vierten Lauf zur Deutschen Rallye Serie (DRS), die AvD Niederbayern Rallye, rund um die Gemeinden Ausserzell und Schöllnach auslassen, da es am Rallyewochenende mehrere Geburtstage in Veits Familie zu feiern gab. Doch unsere gute Ausgangsposition in der Zwischenwertung in der DRS veranlasste uns dazu, den weiten Weg nach Niederbayern zu wagen - auch um dem Meisterschaftsführenden Robert Stöber im starken VW Lupo das Feld nicht ganz kampflos zu überlassen. Große Siegchancen rechneten wir uns bei den schnellen Wertungsprüfungen (WP), die den leistungsstärkeren Fahrzeugen aus Wolfsburg besser liegen sollten, im Vorfeld jedoch nicht aus.

Nachdem das Quecksilber während der Besichtigung am Freitag bis auf tropische 36 °C stieg, sorgten ein bedeckter Himmel, Nieselregen und Temperatursturz auf 13 °C für herbstliche Stimmung am Rallyetag und machte die Reifenwahl auf den ersten Blick einfach. Mit weichen Intermediates wählten wir die sichere Variante. Die WPs waren jedoch weitestgehend trocken, so dass im Nachhinein die Trockenbereifung die eigentlich bessere Wahl gewesen wäre. Es ging aber auch so ganz ordentlich.

Auf den ersten drei Wertungsprüfungen konnten wir mit zweitbesten WP-Zeiten den Kontakt zur Spitze halten. Die bildete ein richtig gut aufgelegter Dominik Dinkel im VW Polo. Völlig befreit legte er von Anfang an Zeiten vor, an denen wir uns die Zähne ausbissen. Robert Stöber im VW Lupo schien dem zwar gut gegenhalten zu können aber mit dem ständigen Blick auf den Meisterschaftsstand auch etwas nervös zu sein. Wir dagegen fuhren unseren Stiefel weiter und bemühten uns, dass wir so wenig Zeit wie möglich auf die Beiden verloren. Auch in Hinblick auf den Nachmittag an dem sich Regen ankündigen sollte. Da wollten wir zuschlagen.

Im ersten Service hatten wir einen Rückstand von 12 beziehungsweise 10 Sekunden auf die zwei bayerischen Teams und wechselten auf Trockenreifen, wie viele andere Teilnehmer im Übrigen auch. Danach ging es, begleitet von einem immer stärker werdenden Nieselregen, in die zweite Runde.

Auf der 16 km langen WP „Ranfels-Burgsdorf II“ verloren wir mit 9 Sekunden erneut recht viel Zeit auf Stöber. Veit meinte jedoch, er könne nicht mehr machen, als die ganze Zeit auf dem Gas zu stehen. Mehr gab die „Susi“ nicht her. Ohne unser Wissen schien derweil Dominik Dinkel Probleme bekommen haben. Fast eine Minute nahmen wir ihm auf der WP ab und waren auf einem komfortablen zweiten Platz. 19 Sekunden hinter Stöber.

Während der Verbindungsetappe zur WP „Schlag II“ regnete es immer mehr und wir überlegten die Trockenreifen auf der Vorderachse gegen unsere mitgeführten Intermediates auszutauschen. Die sehr kompakte Rallye ließ jedoch ein schnelles Wechseln der Reifen zwischen den WPs nicht zu, so dass wir nun in den sauren Apfel beißen mussten. Zu unserem Glück Stöber/Wölfel aber auch. 3 Sekunden nahmen wir den Beiden ab und irgendwie schien sich das Blatt mit dieser Bestzeit wieder einmal zu unseren Gunsten zu wenden. Dominik Dinkel war inzwischen ausgeschieden und bevor es für uns zum zweiten mal auf den Rundkurs „Steinach“ ging, fing es wie aus Eimern an zu schütten.

Obwohl sehr viel Wasser inzwischen auf der Strasse stand, hatte ich in den ersten zwei Runden ein richtig gutes Gefühl. Veit hatte alles unter Kontrolle und fuhr unter den schwierigen Bedingungen voll auf Angriff. Doch in der Ausfahrt hörten wir auf einmal ein unangenehmes Klackern und verspürten immer stärkere Vibrationen. Veit vermutete zuerst einen Reifenschaden vorne links. Es sollte leider schlimmer kommen. Eine abgescherrte Antriebswelle bereitete unserer hoffnungsvollen Aufholjagd ein jähes Ende. Wir mussten aufgeben.

Es war Veits erster Antriebswellenschaden in seinem Leben und der erste technische Ausfall seit 2004. Leider diesmal zum ungünstigsten Zeitpunkt. Völlig unbedrängt konnte Robert Stöber die vollen Divisionpunkte nach Hause fahren und die Tabellenführung behaupten. Mit unserem Ausfall fielen wir auf den 7. Platz in der DRS zurück. Bei noch zwei ausstehenden Rallyes wird es nun sehr schwierig, um in der Meisterschaft noch ein Wörtchen mitzureden. Aber unmöglich ist es nicht...


Nachtrag:
Wie sich bei der Nachuntersuchung der „Susi“ rausgestellt hat, war es keine abgescherrte Antriebswelle gewesen, die unseren Ausfall verursacht hat, sondern ein Getriebeschaden.

Regen + König = Regenkönig

Zur Wartburg Rallye in Eisenach habe ich seit meiner Kindheit eine ganz besondere Beziehung. In den 80er Jahren zählte sie nicht nur zum Pokal für Frieden und Freundschaft, sondern fand glücklicherweise auch immer in den Herbstferien statt. Damals war dies für mich die einzige Möglichkeit meinen Vater zu begleiten und eine Woche Rallyesport hautnah mitzuerleben. Der Charakter der Veranstaltung veränderte sich zwar im Laufe der Zeit und wurde an die Moderne angepasst, doch die Faszination blieb. Nach zwei Siegen in den letzten zwei Jahren freute ich mich darauf den Hattrick anzupeilen. Diesmal mit Veit König...

Doch schon beim Abfahren der Berg und Talbahnen um die Wartburg und einem Blick in die Starterliste der Division 9 rechneten wir uns ehrlich gesagt keine großen Chancen auf den Sieg aus. Gegen den VW Lupo des Führenden in der Deutschen Rallye Serie (DRS) Thomas Stöber, den VW Polo des jungen Talentes Dominik Dinkel und den Renault Twingo des Lokalmatadoren Markus Künkel, sind wir mit unserem Suzuki Swift schlichtweg untermotorisiert. Und so rollten wir eigentlich ohne große Erwartungen über die Startrampe auf dem Marktplatz in Eisenach.

Die erste Wertungsprüfung (WP) "Krauthausen I" gingen wir auch dementsprechend ganz kontrolliert an. Im Zeitenvergleich mit Stöber verloren wir 8 Sekunden. Damit konnte Veit leben. Viel interessanter gestaltete sich jedoch der Anruf meines Vaters, der noch immer an der Stoppstelle von WP 1 stand und auf die Zeiten unserer anderen Konkurrenten wartete. Es gab jedoch keine weiteren Konkurrenten. Tina Wiegand und Phillip Leger nahmen wir fast eine Minute ab, Dinkel schied mit technischem Defekt aus und Künkel legte den neuen Twingo gleich einmal ins Unterholz. Die beiden letztgenannten Teams sollten jedoch mit großem Rückstand am nächsten Tag wieder starten können. Nach bereits 10 von 130 zu fahrenden WP-Kilometern blieben demnach lediglich noch zwei Teams im Rennen um den Sieg übrig. Stöber und Unerwarteterweise wir.

Nachdem wir in der nächsten WP auch noch 10 Sekunden schneller als Stöber fuhren, übernahmen wir mit 2 Sekunden Vorsprung sogar die Führung in der Division 9. Auf der kurzen und welligen WP "Heldrastein I" trafen wir jedoch unglücklich einen verdeckten Stein und beschädigten uns die vordere rechte Felge. Wir verloren 5 Sekunden auf dieser und weitere 15 Sekunden auf dem folgenden Rundkurs "Deubachshof I".

Im anschließenden Service begann der große Reifenpoker, denn es kündigte sich ein Regenunwetter an. Nach dem Blick auf den Regenradar konnte ich Veit davon überzeugen, dass wir mit Intermediates auf der "sicheren" Seite wären. Zu unserer Überraschung setzte Stöber komplett auf Trockenreifen und zwei Intermediates im Kofferraum und traf damit eine sehr riskante Wahl. Pünktlich zum Start der WP "Krauthausen II" öffnete Petrus seine Schleusen. Veits Erfahrung unter diesen Bedingungen und Stöbers falsche Reifenwahl waren unsere Chance. Mit vier WP Bestzeiten in Folge konnten wir unseren Rückstand von 16 Sekunden in eine komfortable Führung von 49 Sekunden ummünzen und zufrieden ins Bett gehen.

Nachdem es die ganze Nacht geregnet hatte, rüsteten die Mechaniker von
Suzuki-KKL die "Susi" für die erste Schleife am Sonntagvormittag komplett auf Regenreifen und -abstimmung um. Im Kofferraum hatten wir zusätzlich zwei Intermediates - für den Fall, dass die Strecken trockener werden sollten. Kontrolliert und ohne Risiko fuhren wir konstant schneller als Stöber und bauten sukzessive unseren Vorsprung aus. Und daran änderte sich auch bei trockenen Bedingungen am Nachmittag nichts mehr.

Mit einem Vorsprung von 1:49 Minute gewannen wir die 52. Auflage einer perfekt organisierten ADAC Wartburg Rallye und bauten damit unsere Führung in der ADMV Rallye Meisterschaft weiter aus. Mit diesem unerwarteten Erfolg konnten wir uns zusätzlich in der Deutschen Rallye Serie auf den zweiten Platz verbessern.

An dieser Stelle möchte ich mich bei dem gesamten Team von Suzuki-KKL und meinem Vater für ihren unermüdlichen Einsatz bedanken. Ohne sie wäre der Hattrick bei meiner Lieblingsrallye sicherlich nicht möglich gewesen. Danke Jungs...

0,9 Sekunden reichten

Am letzten Wochenende fand rund um Osterode am Harz der 4. Lauf zur ADMV Rallye Meisterschaft und letzte Vorlauf der ADAC Rallye Masters statt. Noch am Freitagabend im Servicepark kam der Masters Organisator Josef Kasper zu mir und meinte, dass er von uns eigentlich nur einen Sieg erwarten würde. Solche Erwartungshaltungen anzunehmen ist einfach, sie aber auch umzusetzen eine ganz andere und weitaus schwierigere Sache, denn dass der junge Thomas Bareuther und sein Beifahrer Thomas Schöpf (Suzuki Swift) uns den Sieg nicht ohne weiteres überlassen würden, war jedem der Beteiligten klar. Mit gleichen "Waffen" ausgerüstet, wurde es die engste und spannendste Rallye meines Lebens, bei dem das Wetter eine entscheidende Rolle spielen sollte.

Ein kurzer Regenschauer vor dem Start und konstant dunkle Wolken am Himmel machten uns die Reifenwahl einfach. Wir zogen Intermediates auf, wie Bareuther im Übrigen auch. Unsere Taktik am Morgen bestand darin uns erst langsam ans Limit der Reifen und vor allem die richtigen Bremspunkte für die zahlreichen Abzweige heranzutasten. Dadurch verloren wir 3,8 beziehungsweise 2,6 Sekunden auf den ersten beiden Wertungsprüfungen (WP). Ein erstes Lebens- und Achtungszeichen konnten wir aber auf der WP 3 "Eisdorf I" setzen. Mit der fünften Gesamt- und gleichzeitigen Divisionsbestzeit reduzierten wir unseren Rückstand auf 3,7 Sekunden. Auf dem nur 1,9 km langen Bergsprint "Lerbach" knabberten wir davon weitere 3,1 Sekunden ab und hatten bis dahin noch alle Trümpfe in der Hand.

Mit abtrocknender Strecke begannen jedoch unsere Probleme. Auf den beiden Rundkursen in "Ührde" fuhr Bareuther insgesamt 3,9 Sekunden schneller als wir. Doch damit nicht genug. 15,8 Sekunden(!) schenkten uns die beiden Bayern auf der längsten Start-Ziel WP "Elbingerode II" ein. Veit war danach völlig außer sich und ärgerte sich über sich selbst. Auf der Verbindungsetappe zum Service diskutierten wir, wo wir die Zeit liegen gelassen haben könnten und kamen zu dem Schluss, dass Veit unter trockenen Bedingungen generell zu zögerlich an die Abzweige heranbremst. Feuchte Bedingungen erfordern einen weicheren Umgang mit der Bremse und kommen dadurch Veits Fahrstil eher entgegen.

Bei einem Rückstand von 19,7 Sekunden vor den letzten drei WPs war es Zeit für einen Pakt. Veit und ich beschlossen beim abschließenden Service komplett auf Regenreifen zu wechseln. Aus eigener Kraft und unter normalen Umständen konnten wir gegen Bareuther nichts mehr ausrichten und unser Vorsprung auf das drittplatzierte Team Nils und Sina Hildebrandt im VW Polo betrug bereits über viereinhalb Minuten. Wenn es jedoch wie befürchtet regnen sollte, hätten wir noch eine kleine Chance auf den Sieg, denn Bareuther blieb auf den Intermediates, die er schon den ganzen Tag fuhr. Wir brauchten also nur noch ein wenig Hilfe von oben...

Bei leichtem Regen ging es erneut zum Bergsprint bei "Lerbach". Die 0,4 Sekunden, die wir schneller als Bareuther fuhren, reichten noch nicht aus. Unsere Reifen brauchten mehr Regen, um als echter Trumpf stechen zu können. Auf der anderen Seite lief uns, bei nur noch zwei zu fahrenden WPs, langsam die Zeit davon. Doch rechtzeitig vor dem Start der vorletzten WP beobachtete ich, wie die Tropfen auf der Frontscheibe immer mehr wurden... "Jetzt ist es soweit", sagte ich und Veit wusste, was das bedeutet: Angriff.

11,1 Sekunden nahmen wir Bareuther ab. Das Blatt schien sich nun zu unseren Gunsten zu wenden. Doch auf der Verbindungsetappe zur letzten WP "Eisdorf III" zog der Suzuki plötzlich immer mehr nach links. Bei unserer Aufholjagd fingen wir uns einen schleichenden Platten vorne rechts ein. Da wir nur einen Intermediate als Reserverad mit uns führten, wechselten wir den hinteren rechten Regenreifen nach vorne und montierten das Reserverad hinten. Mit dieser abenteuerlichen Bereifung rechneten wir mit einigen "Aha-Erlebnissen" im Renntempo. Wir beließen es bei deren zwei, die aber auch unweigerlich das Aus bedeuten hätten können. Im Ziel der WP waren wir laut Aussage der Sportwarte an der Stoppstelle 9 Sekunden schneller als Bareuther. Ob das reichte?

Laut meiner Rechnung sollten Zehntelsekunden über Sieg oder Niederlage entscheiden. Aber selbst vor dem abschließenden Zielbogen hatten wir noch keine Sicherheit über den Ausgang der Rallye. Sogar die Stimmen im Servicepark waren geteilter Meinung. Manche sagten wir hätten mit drei Sekunden Vorsprung gewonnen, andere wussten es überhaupt nicht. Letztendlich kam die erlösende Nachricht durch unsere Mechaniker.

Mit 0,9 Sekunden Vorsprung gewannen wir auf der letzten WP die 6. Rallye Niedersachsen und übernahmen damit die Führung in der
ADMV Rallye Meisterschaft. Petrus sei dank...

Platten, Pech und Pannen

Es begann mit der Anreise zur Jübiläumsveranstaltung des MSC Pößneck der 50. DMV Thüringen Rallye. Der Plan sah vor, dass ich morgens mit dem Zug von Berlin zu Veit nach Zschopau und mit dem Trainingsauto weiter nach Pößneck fahren sollte, um gegen Mittag bereits vor Ort Papierkram erledigen zu können. Veit sollte später mit dem Servicetransporter und der "Susi" auf dem Anhänger für die Besichtigung der Wertungsprüfungen (WP) und den Shakedown nachkommen.

Unerwarteterweise fuhr mein Zug mit 20 Minuten Verspätung in Berlin ab, so dass ich in Dresden den Anschlusszug verpasste und eine dreiviertel Stunde auf den Nächsten warten musste. Mein zweiter Umstieg in Flöha gestaltete sich in gleicher Weise. Ein beschaulicher Bahnhof ohne Mitarbeiter und daher in keinster Weise an Anschlussreisende interessiert. Kurz gesagt der Zug war auch weg. Ich hatte derweil eine weitere Stunde Zeit die zahlreichen männlichen "Himmelfahrtskommandos" zu beobachten und kam zwei Stunden verspätet in Zschopau an.

Im Trainingsauto auf dem Weg nach Pößneck sollte ich mich erst einmal beruhigen, waren wir doch eigentlich immer noch im Plan. Nachdem ich den Papierkram erledigte, wartete ich auf dem Shakedown Serviceplatz auf Veit... und wartete und wartete. Ich gesellte mich zu den Mechanikern von Mark Muschiols Rallyegarage und hatte bis dato noch keinen einzigen Strich im Aufschrieb.

Gegen halb sieben bekam ich einen Anruf. Veit! Er hatte zwei Reifenschäden am Anhänger und stand an einer Autobahnausfahrt, die sein Weiterkommen vorerst unmöglich machte. Dank dem spontanen und selbstlosen Einsatz von Jan Rößner, der mit seinem eigenen Anhänger hinterherkam, schafften wir es wenigstens noch rechtzeitig die "Susi" zum Shakedown zu bringen und ihr neues Reiger Fahrwerk zu testen. Unser erster Eindruck war durchaus positiv.

Nach einer kurzen, kalten (aber durchaus bequemen) Nacht im Servicefahrzeug, ging der Stress am nächsten morgen weiter. Während alle anderen Teilnehmer den Donnerstag bereits zum trainieren nutzten, mussten wir die gesamte Besichtigung in 6 Stunden meistern. Wir schafften es nicht ganz, erklärten uns bei der Rallyeleitung und bekamen das OK die letzte WP in aller Ruhe auch noch aufnehmen zu können. Danach kamen wir ein bisschen zur Ruhe und konnten uns auf den traditionellen Stadtrundkurs am Abend freuen. Ein großes Feuerwerk begleitete den Start zum Jubiläum. Um 0:03 Uhr war es dann so weit...

Rundkurs mit Gruppenstart von acht Fahrzeugen im Abstand von 10 Sekunden. In unserer Gruppe waren wir das erste Fahrzeug und Veit meinte selbstbewusst zu mir: "Ich lasse keinen vorbei". Doch was soll man machen, wenn Robert Stöber im VW Lupo dank 30 PS mehr auf einer Geraden einfach vorbei fährt. Nichts... Zur drittbesten Zeit reichte es trotzdem hinter Stöber und Dominik Dinkel im VW Polo. Ein guter Auftakt.

Der nächste Morgen begann mit der Königsprüfung "Oberland". 26 Kilometer lang, schnell und äußerst selektiv. Veit fühlte sich wohl, das spürte ich. Unser guter Aufschrieb gab ihm Sicherheit genauso wie das perfekt arbeitende Reiger Fahrwerk, dass ihm sichtlich Freude bereitete. Wir verloren nur 7 Sekunden auf Stöber und konnten uns auf den 2. Platz verbessern.

Die zweite WP des Tages begannen wir, wie wir die erste beendeten, kontrolliert und immer auf Zug, bis wir uns in einem "cut" von einem Schotterstück auf Asphalt einen Reifenschaden vorne links einfingen. Veit wollte sofort wechseln. Ich meinte jedoch er solle weiterfahren. Ein Fehler, wie sich bald herausstellte. Mit plattem Reifen fuhren wir noch 2 Kilometer und entschieden uns schliesslich doch zum Wechsel - die Katastrophe nahm ihren Lauf. Wir bekamen den Wagenheber nicht unter das Auto. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit bis wir mit Hilfe von drei Zuschauern die "Susi" auf den Wagenheber wuchten konnten. Hinzu kam, dass der Akkuschrauber nicht die gewohnte Kraft entfaltete und wir dadurch Probleme hatten, erstens den Wagenheber hoch zu bekommen und zweitens die Radmuttern des platten Rades zu lösen. Alles in allem verloren wir sechs! Minuten, fielen auf den siebten Platz zurück und waren damit Letzte.

Im Service wurden die kleinen Folgeschäden des Reifenschadens in gewohnt souveräner Weise von den Suzuki-KKL Mechanikern beseitigt. Danke Mike, Thomas und Ronny. Ich studierte derweil die Zeiten und rechnete aus, dass wir bis zu unserem Malheur dem viertplatzierten tschechischen Team Kastner/Morkus im Honda Civic ungefähr zwei Sekunden pro Kilometer abnahmen. Bei einem Rückstand von 4:20 Minuten und noch 108 zu fahrenen WP-Kilometern eine schwierige aber nicht unmögliche Aufgabe. Wir wollten es versuchen und schalteten frisch bereift um auf Angriff.

Mit drei zweitbesten Zeiten in Folge konnten wir unseren Rückstand auf das Honda-Team auf 2:20 Minuten reduzieren. Wir mussten dranbleiben und setzten in der nächsten WP noch einen drauf. Im Ziel nahm Veit seinen Helm ab, schaute zu mir rüber und sagte: "Henry, jetzt hab ich Dich!" Was er damit meinte war, dass er seinem Aufschrieb und meinen Ansagen blind vertrauen konnte. Wenn ein Fahrer das nach zweieinhalb Rallyes zu seinem Co sagen kann, dann ist das schon ein großes Lob. Wir fuhren Bestzeit. Neuer Rückstand 1:35 Minute.

In den letzten zwei WPs versuchten wir noch weitere Sekunden abzuknabbern, aber die Tschechen schienen den Braten gerochen zu haben und erhöhten für sich auch noch ein wenig die Schlagzahl. Uns liefen die WP Kilometer davon. Wir konnten zwar den Rückstand am Ende noch auf 37 Sekunden reduzieren, beendeten die Rallye aber auf einem respektablen 5. Platz.

Wie wichtig dieser 5. Platz am Ende der Saison sein kann, zeigt ein Blick auf die Meisterschaften in denen wir in diesem Jahr eingeschrieben sind. So konnten wir uns in der Deutschen Rallye Serie auf den 6. Platz und in der
ADMV Rallye Meisterschaft auf den 3. Platz verbessern.

Als Fazit bleibt, dass wir für die Zukunft noch nicht ganz optimal aufgestellt sind. Das perfektionieren von schnellen Reifenwechseln steht dabei wohl ganz oben auf der Liste. Trotzdem schauen wir frohen Mutes auf die nächsten Veranstaltungen.

Gegen die jungen Wilden

Bei einem Blick auf die Teilnehmerliste der AvD Sachsen-Rallye in der Klasse für seriennahe Fahrzeuge bis 1600 ccm, konnte man es schon erahnen. Diese Veranstaltung wird vom Kampf zwischen erfahrener Gelassenheit und junger Ungestümtheit geprägt sein, denn ohne uns mitgerechnet lag des Durchschnittsalter der Fahrer weit unter 25 Jahren.

Zugegebenermassen war ich im Vorfeld der Rallye der Überzeugung, dass wir mit dem nötigen Kampfgeist und Aggressivität eine realistische Chance hätten auch in Zwickau ein Wörtchen um den Sieg mitreden zu können und dem 20-jährigen Sepp Wiegand und seiner Beifahrerin Claudia Harloff einen ebenbürtigen Kampf mit gleichen Waffen bieten könnten. Unser letzter Sieg verblendete mich jedoch etwas, denn die Vorzeichen standen diesmal komplett anders. Verfügte Veit bei der Rallye Erzgebirge noch über ausgezeichnete Streckenkenntnis, waren ihm die Wertungsprüfungen (WP) in und um Zwickau zum grössten Teil unbekannt. Hinzu kam die fehlende Fahrpraxis von fast einem dreiviertel Jahr, und natürlich das noch fehlende Vertrauen in meine Ansagen. Ganz klar - so etwas braucht Zeit... Was leider auch noch Zeit braucht ist das Reiger Fahrwerk, das extra für die kleine "Susi" angefertigt wurde. So gesehen, mussten wir das Beste aus der Situation machen.

Bei Kaiserwetter starteten wir am Freitag Nachmittag in die erste Etappe. Mit langem Bremspedal und genauso langen Gesichtern verhiessen die Zeiten nach den ersten beiden WPs "Hirschfeld" und "Neuschönburg" jedoch nichts Gutes. Sepp Wiegand war von Beginn an einfach eine Klasse besser. Aber auch gegen Robert Stöber und Dominik Dinkel im leistungsstärkeren VW Lupo beziehungsweise Polo konnten wir nur bedingt mithalten. Veits Ansporn war es sukzessive seinen Rückstand auf unter eine Sekunde pro WP Kilometer zu drücken. Auf der fahrerisch nicht sehr anspruchsvollen dafür zuschauerfreundlichen WP "Glück-Auf-Brücke" im Zentrum Zwickaus waren wir dann erstmalig schneller als Wiegand. Zu Stöbers Bestzeit fehlten uns trotzdem immernoch 7 Sekunden... wie auch immer. Nach dem ersten Service lagen wir auf dem vierten Platz mit Aussicht aufs Podium.

Mit anderen Bremsbelägen und frisch montierten Lampenbaum ging es in die Dunkelheit der Abendprüfungen, in denen wir etwas von unserer frühen Startposition profitieren sollten und den Rückstand auf den drittplatzierten Dinkel verkürzen konnten, der die Strecken bereits im kompletten Dunkeln absolvieren musste. Dieser Kampf wurde jedoch durch den technischen Ausfall Dinkels auf der "Glück-Auf-Brücke" beendet und bescherte uns eine komfortable Situation auf dem Podium. Nach vorne ging aus eigener Kraft realistisch gesehen nichts mehr und nach hinten hatten wir bereits über anderthalb Minuten Vorsprung auf Sepp Wiegands Schwester Tina, ebenfalls in einem VW Lupo.

Von daher ist der Samstag kurz erzählt. Wir konzentirerten uns fortan darauf Reifen zu testen, bewusst eine saubere Linie und nach Aufschrieb zu fahren und ganz nebenbei auch noch Spass zu haben. Und der kam nicht zu kurz. Völlig befreit fuhren wir auf einmal auch ganz passable Zeiten und belegten schliesslich, trotz zwei kleinerer "Aha-Erlebnisse", mit einem Rückstand von 1:42 Minuten den dritten Platz. Im Ziel zollten wir dem jugendlichen Elan auf den ersten beiden Plätzen Respekt und mussten neidlos anerkennen: Um dort mitzufahren sind wir "Alten" noch zu jung.

Einstand nach Mass

Während die Planungen in der deutschen Rallye Landschaft so unberechenbar wie schon lange nicht mehr - nein eigentlich wie noch nie waren - und Aktive und Organisatoren sich in Kopfschütteln und stiller Verunsicherung übten, das hoffnungsvolle WRC Academy Projekt mit Philipp Knof an der Finanzierung scheiterte und mein langjähriger Fahrer Thomas Robel eine unbestimmte Auszeit vom Rallyesport nimmt, stand ich bis vor zwei Wochen noch ohne Fahrer und damit ohne Beschäftigung da. Bis eine E-mail von Veit König ins Haus flatterte...

Veit König ist Inhaber der Suzuki KKL GmbH und seitdem eng mit den Japanern verbunden. Ein aufgeweckter zweifacher Familienvater, mit grosser Leidenschaft für den Rallyesport - jemand der anpackt und nebenbei verdammt gut Auto fährt. Mark Muschiol, den ich bereits vorher über meine missliche Lage unterrichtete, stellte den Kontakt her. An dieser Stelle möchte ich mich bei Mark recht herzlich für seine Hilfe bedanken. Veit suchte einen Copiloten für die ADMV-Rallye-Meisterschaft, da sein angestammter Beifahrer Michael Schwendy aus beruflichen und familiären Gründen in diesem Jahr nicht zur Verfügung stand. Und ich sagte "Ja", denn - "Ick hatte ja eh nüscht besserit zu tun!" - Unsere erste gemeinsame Rallye: Veits Heimspiel im Erzgebirge am letzten Wochenende.

Veit hatte mich, wie er während der Besichtigung zugeben musste, vorher noch nie gesehen, geschweige denn hatte er eine Ahnung davon ob er meinen Ansagen vertrauen schenken kann. Und so ging es auf der ersten WP, dem bekannten Rundkurs in Jahnsdorf, in erster Linie erst einmal darum uns gegenseitig kennenzulernen. Obwohl die Wolken bedrohlich aussahen, blieb es trocken. Wir fuhren auf unserer ersten gemeinsamen WP die zweitbeste Zeit und konnten von daher zufrieden und in aussichtreicher Position schlafen gehen.

Am nächsten Morgen starteten wir mit zwei Bestzeiten und führten auf einmal unsere Division mit 12 Sekunden Vorsprung an. Sorgen bereitete uns die verbogene Hinterachse, die den Suzuki Swift Sport nach einem schweren Schlag auf den Platten der WP Schlettau nicht mehr wie gewohnt in der Spur hielt. Aber mit harten Schlägen und schwerem Geschütz der Servicecrew auf die geschwächte Stelle, liess sich auch dieses Problem provisorisch lösen. Es sollte das einzige des gesamten Wochenendes bleiben.

Da wir nicht wussten, wie sich die notdürftig korrigierte Hinterachse im Renntempo verhielt, liessen wir es anschliessend etwas ruhiger angehen. Veit meinte jedoch er hätte den zweiten Durchgang auf der WP Schlettau verschlafen. Es reichte trotzdem zur zweitbesten Zeit.

Mit weiteren klaren Bestzeiten auf den nächsten zwei WPs, aber auch durch Fehler und Pech unserer Verfolger, liessen wir keinen Zweifel aufkommen, dass wir uns am heutigen Tag eigentlich nur selbst schlagen konnten. Im Modus: "Vorsprung halten", den wir später ergänzten mit: "Ja nichts mehr riskieren", fuhren wir bei unserer Premiere gleich einen überlegenen Sieg in der teilnehmerstärksten Division 6 nach Hause und krönten damit ein in jeder Hinsicht perfektes Wochenende. Mit Platz 11 in der Gesamtwertung blieb uns allerdings ein Top-10 Ergebnis verwehrt.

In der ADMV-Rallye-Meisterschaft liegen wir nach der ersten Veranstaltung auf dem zweiten Platz hinter dem Team Wiegand/Harloff, die an diesem Wochenende eine eindrucksvolle Vorstellung ihres Könnens zeigten. Chapeau...

Dinner for 2

Der ADAC lud ein zur Sport Gala nach München und wir folgten. Zum einen, weil die Planungen für die nächste Saison bereits in vollem Gange sind. Zum anderen, weil diese Art von Ehrungen in ungewohntem Rahmen und fernab von Motorenlärm am Ende des Jahres zum guten Ton und Umgang einfach dazugehören. Nicht nur gegenüber von Presse und Medienvertretern, sondern auch dem ADAC selbst. Von daher war es ein gelungener Abend, in jeder Hinsicht.

Auf der Anreise von Berlin nach München hatte ich jedoch viel Zeit, um über diese ganze Sache nachzudenken. Mich beschlich die Kuriosität des "Man sieht sich im Leben immer zweimal"-Gefühls, dessen Ursprung immerhin zweieinhalb Jahre zurück liegt. Es war zum Zeitpunkt der Siegerehrung der Rallye Vogelsberg, dem zweiten Lauf zur Deutschen Rallye Meisterschaft 2008.

Im Rallyebüro des Veranstalters gab es eine grosse Auseinandersetzung mit den Offiziellen des ADAC und uns, da wir in einer anderen Division gewertet wurden, als wir genannt hatten, von den Technischen Komissaren eingestuft wurden und schliesslich gestartet sind. Dieser Fauxpas kostete uns 10 Punkte in der Meisterschaft und um die wollten wir fernab der Wertungsprüfungen in einem klärenden Gespräch kämpfen. Der Ton war rau und endete trotz meiner diplomatischen Versuche mit einem Verweis aus dem Rallyebüro und den abschliessenden Worten des ADAC: "Wenn wir Teil der grossen Rallyefamilie werden möchten, müssen wir noch viel lernen!" Wir stiegen konsequenterweise aus der Deutschen Rallye Meisterschaft aus und konzentrierten uns auf die Deutsche Rallye Serie, die wir schliesslich als Meister beendeten...

Dass sich unser Verhältnis zum ADAC im Laufe der letzten Jahre verbesserte, ist wohl in erster Linie unseren Erfolgen zuzuschreiben. Es waren schliesslich die selben Leute, die sich um unser Wohlergehen während der Sport Gala kümmerten, die uns noch zweieinhalb Jahre zuvor des Rallyebüros verwiesen! Beide Seiten scheinen erkannt zu haben, dass sie Teil des Sports sind und dass der Sport im Vordergrund stehen muss. Nur durch ein Umdenken auf dieser Ebene können bestehende Mauern überwunden und eine gemeinsame Basis der Zusammenarbeit geschaffen werden.

Daher würde ich mir für die Zukunft ein solches Vorgehen auch für die deutsche Motorsporthoheit und deren einzelne Verbände wünschen... für den Rallyesport und für ein Miteinander.

It ain't over till it's over

Als Führende im ADAC Junior Cup und zweite in der HJS Diesel Rallye Masters reisten wir zum letzten Meisterschaftslauf nach Niederbayern, zum Herbstklassiker "3-Städte-Rallye". Ganz nebenbei sei erwähnt, dass wir sogar noch Chancen auf den ADAC Masters Titel hatten. Diese waren allerdings rein rechnerischer Natur und wurden deshalb auch nicht in unsere Strategie mit eingebunden (bei der Thomas und ich uns im Übrigen mal nicht ganz einig waren). Thomas wollte eigentlich nur den Junior Cup gewinnen. Ich dagegen fand es auch noch ganz wichtig die Vizemeisterschaft bei dem Dieseln abzusichern. Um beide Ziele zu erreichen, mussten wir mindestens fünfte werden, während der HJS-Meister des Vorjahres und Junior Cup Gewinner von 2001 Holger Knöbel nicht siegen durfte. Auf dem Papier eine einfache Rechnung, auf den Wertungsprüfungen (WPs) der 3-Städte-Rallye eine echte Zitterpartie.

Viel zu zaghaft gingen wir auf den schmierigen WPs am Morgen zu Werke. Thomas war von seiner falschen Reifenwahl und dem nervösen Fahrverhalten des Golfs verunsichert oder zu sehr darauf bedacht lediglich auf Ankommen zu fahren. Ich wusste nicht genau, was mit ihm los war, aber am Ziel der ersten WP entnahm ich dem Gesicht meines Vaters und den Zeiten Böses. Satte 29 Sekunden verloren wir auf Knöbel... und es sollten nicht die Letzten sein. Nach 3 WPs betrug unser Rückstand auf die Spitze knapp 2 Minuten! Man kann da ganz selbstkritisch ruhig einmal von einer echten "Packung" reden.

Glücklicherweise war Alois Scheidhammer bei seiner Heimveranstaltung sehr gut aufgelegt und als einziger der Dieselmannen in der Lage Knöbels Tempo an der Spitze mitzugehen oder sogar schneller zu sein. Wir dagegen mussten zusehen, dass wir unsere Reifenprobleme und vor allem Psyche in den Griff bekamen.

Mit leicht verändertem Fahrwerk und besser bereift gingen wir in die zweite Schleife, um Florian Wacha im Opel den von uns angestrebten 5. Platz streitig zu machen. Doch so richtig wollte es uns nicht gelingen den Vorsprung zu reduzieren, nicht zuletzt weil Sohn und Vater Wacha erstaunlich gut dagegen hielten und wir noch immer nicht bereit waren alles zu riskieren. Trotz der ersten Top 3 Zeiten pendelte sich unser Rückstand auf die Beiden bis zur letzten Schleife auf 25 Sekunden ein. Holger Knöbel schien derweil den Willen Scheidhammers gebrochen und immer die passendere Antwort auf die Angriffe des Bayern gehabt zu haben. Es sah also ganz danach aus, als ob wir lediglich das Minimalziel Junior Cup erreichen sollten. Doch dann erwachte unser Kampfgeist...

Auf dem langem Rundkurs "Tillbach II" nahmen wir Wacha mit einer famosen Bestzeit 6,5 Sekunden ab, auf der folgenden längsten WP des Tages weitere 20! Unerklärlich und faszinierend zugleich empfand ich unser Zusammenspiel auf den letzten drei WPs. Ganz besonders, wie wir uns auf den Punkt konzentrieren und explodieren konnten und uns so zu dieser Leistung antrieben. Mit einer weiteren klaren Bestzeit erreichten wir das Ziel der letzten WP und fuhren mit dem Gewissen den Junior Cup gewonnen, die Diesel-Vizemeisterschaft jedoch vergeigt zu haben, halb zufrieden Richtung Haslinger Hof - dem Ziel der Veranstaltung.

Doch wie besang es einst Lenny Kravitz in einem seiner Lieder - "It ain't over till its over".

Auf dem besagtem Weg zum Ziel, klingelte mein Telefon. Ich wusste, dass es mein Vater war, der noch immer am Ziel der letzten WP stand, und war gespannt, was er zu berichten hatte. Er vermeldete den Ausfall des Führenden Holger Knöbel auf der letzten WP. Ungläubig schauten Thomas und ich uns an... dann war es still im Auto, weil wir beide wussten was es für uns bedeutet...

Das ist Rallye.

Titelentscheidungen gefallen


Wir waren das einzige Team in der HJS-Diesel Rallye Masters, das die Titelvergabe noch hätte verhindern können. 30 Punkte betrug der Vorsprung von Björn Mohr und Oliver Becker. Ein 6. Platz bei der 3. ADAC Ostsee Rallye am letzten Wochenende hätte ihnen genügt, um den Kampf um den Titel vorzeitig für sich zu entscheiden. In Anbetracht der Tatsache, dass wir dafür hätten gewinnen müssen, sahen wir unsere Chancen mit einer gesunden Portion kämpferischen Realismus. Realistisch, weil wir wussten, wie schwierig es werden würde diese Rallye zu gewinnen. Kämpferisch, weil wir es dem Team Mohr/Becker dann doch nicht ganz so einfach machen wollten...

Eigentlich versprach der Wetterbericht schönes Wetter für den Veranstaltungstag. Allerdings vernahmen meine Augen eher ein "Grau in Grau" mit Aussicht auf Regen, als sie morgens aus dem Schlafsack schauten und meine Stimmung etwas in den Keller sinken liessen. Thomas hingegen war schon das ganze Wochenende gut drauf und beschloss, wie alle anderen HJS-Teilnehmer auch, die Rallye auf Slicks zu beginnen. Unerwarteterweise überzog die hohe Luftfeuchtigkeit der Ostsee die glatte Asphaltoberfläche mit einem Film, und machte die ersten beiden Wertungsprüfungen "Heiligenhafen" und "Klingstein" zu einer schmierigen Angelegenheit. Wir riskierten nicht allzu viel und fuhren mit kontrolliertem Schaum zweimal die drittbeste Zeit. Anschliessend ging es für uns auf den Truppenübungsplatz "Putlos". Mit 19 km, war sie die längste WP der gesamten Rallye und ein großer Spielplatz für Rallyefahrer zugleich. Ganz so unübersichtlich, wie mir im Vorfeld der Rallye berichtet wurde, empfand ich sie persönlich dann aber nicht... schön war sie trotzdem. Wir fuhren Bestzeit! 0,2 Sekunden schneller als der Führende Holger Knöbel im Opel, setzten wir uns damit auf dem 2. Platz fest.

Vor dem Regrouping des ersten Service dann eine Schrecksekunde. Beim Rangieren blockierte plötzlich der Rückwärtsgang und konnte nicht mehr in den Leerlauf gebracht werden. Während wir uns rückwärts in die wartende Fahrzeugschlange vor der Zeitkontrolle (ZK) einordnen mussten, versuchte Thomas wie verrückt die Ursache zu finden. Nach fünf hektischen Minuten stellte er fest, dass sich eine Schraube im Getriebegehäuse verkeilte und löste das Problem schliesslich mit dem mitgeführten Bordwerkzeug. Guter Junge...

Während des anschliessenden 20 minütigen Service fing es an zu regnen. Reifenlotterie. Wir setzten auf den weichen Intermediate vorne und härteren Slick hinten und fuhren neubereift in die zweite Schleife, sprich die selben WPs vom Morgen. Obwohl wir deutlich schneller als beim ersten mal waren, konnten wir auf allen drei WPs nur die viertbeste Zeit erzielen. Vorjahresmeister Holger Knöbel vergrösserte seinen Vorsprung nach sechs gefahrenen WPs auf bereits 21 Sekunden. Mit 5 Sekunden Vorsprung auf Björn Mohr konnten wir uns jedoch noch auf dem 2. Platz liegend in den Mittagsservice retten. Mohr selbst war zu diesem Zeitpunkt klar auf Titelkurs.

Mit einsetzendem Sonnenschein wurde unser Diesel-Golf lediglich auf Slicks umgerüstet, die Scheiben geputzt und... ja das war es schon. Klassischer Service bei Toro-Motorsport, weil es überhaupt keine Probleme gab. Nach einem Jahr geht der Golf inzwischen richtig gut und Thomas kommt spürbar immer besser mit ihm zurecht. Auf der Zufahrt zur nächsten WP beriet ich mit ihm die weiterführende Strategie. Er meinte, dass ihm die Nachmittagsprüfungen besser liegen würden und wenn er das Gefühl hat sicher attackieren zu können, dann wolle er dies auch tun. Während wir diskutierten sahen wir am Strassenrand den Opel von Mohr/Becker stehen. Probleme mit der Antriebswelle sollten das Unternehmen Titelgewinn für die beiden von nun an sehr schwierig gestalten, da sie nur noch vorsichtig weiterfahren konnten. Wir schöpften Hoffnung...

Wegen kurzfristiger Bedenken der Anwohner musste die WP "Bekkate" vom Veranstalter in zwei Abschnitte geteilt werden. In der Summe verloren wir weitere 8 Sekunden auf Knöbel, während Mohr auf den 7. Platz abrutschte. Nach diesem Stand hätte der Titel vertagt werden müssen. Neuer dritter war unser Markenkollege Konstantin Keil, der mit zweitbesten Zeiten versuchte seinen Rückstand nach zwei Drehern aufzuholen.

Auf die folgende WP 8 in "Sandfeld" freute sich Thomas ganz besonders. Ein Rundkurs ganz nach seinem Geschmack und von dem er schon beim Recce schwärmte. Wir attackierten und waren uns ziemlich sicher, dass dies zu einer weiteren Bestzeit gereicht haben muss. 5 Sekunden schneller als Keil und sogar 8 schneller als Knöbel. Allerdings gaben wir von diesem Bonus auf der folgenden WP "Testorf" erneut wieder 4,5 Sekunden ab. Bevor es nach einem weiteren Service auf den Zuschauerrundkurs im Hafen von Neustadt ging, betrug unser Rückstand auf Knöbel 25 Sekunden. Björn Mohr hatte inzwischen eine neue Antriebswelle und konnte mit neu gespitzter Waffe wieder aktiv in den Titelkampf eingreifen. Das alles änderte aber nichts daran, dass es sehr hektisch für uns auf dem Rundkurs werden sollte.

Thomas war noch nicht einmal richtig angeschnallt, geschweige denn fertig vorbereitet, da wurden wir schon ohne echte Startzeit auf die Strecke geschickt. Die Fenster mussten dann eben in der ersten von fünf Runden geschlossen werden, die Gurte in der zweiten. Dass man so nicht wirklich konzentriert einen Angriff auf die Spitze wagen kann, ist denke ich selbsterklärend. Zu unserer Überraschung fuhren wir trotzdem eine deutliche Bestzeit und reduzierten unseren Rückstand auf 15,2 Sekunden. Doch selbst die aufzuholen schien uns nicht mehr möglich zu sein. Zwar konnten wir auf dem bereits erwähnten Rundkurs "Sandfeld" mit der 8. Gesamtzeit erneut ein echtes Highlight setzen; ansonsten war der 2. Platz das maximale was an diesem Tag für uns zu erreichen war. Bleibt die Frage der Titelentscheidung.

Durch den Ausfall von Konstantin Keil auf WP 12 rückte Björn Mohr auf den 6. Platz vor und sicherte sich verdient den diesjährigen Meistertitel der HJS-DRM. Herzlichen Glückwunsch Björn und Oliver zu dieser feinen Leistung. Gerne hätten wir die Titelentscheidung auf die 3-Städte-Rallye vertagt, doch dem Ausfall bei der Erzgebirge Rallye zu Beginn des Jahres fuhren wir vergeblich hinterher. Trotzalledem hatten wir aber auch ein bisschen was zu feiern. Wir sicherten uns vorzeitig den Titel in der HJS-Juniorwertung und festigten unseren 2. Platz in der HJS-DRM und dem ADAC Junior Cup.

Bei der nächsten Veranstaltung der Saar-Pfalz Rallye werde ich Thomas leider nicht den Weg weisen können, da ich beruflich verhindert bin. Ich werde jedoch in Gedanken bei meinem Team sein und ihnen feste die Daumen drücken. Hals und Beinbruch.

Lehrauftrag mit Erfolg

... oder wie ich lernte "Aha-Erlebnisse" zu zählen.
Anfang der letzten Woche erhielt ich einen Anruf, ob ich nicht Lust hätte einen 20-jährigen Bayern in die Welt des Rallyesports einzuführen. Markus Hackenberg aus Steinhöring ist noch nie zuvor in seinem Leben mit einem Beifahrer gefahren, hat noch nie eigenverantwortlich einen Aufschrieb erstellt und auch sonst keinerlei Erfahrung im Alltagsprozedere einer Rallyeveranstaltung. Ursprünglich aus dem Kartsport kommend und eine Art Ziehsohn des mehrmaligen Deutschen Meisters und Beifahrers Siggi Schrankl, hatte es jedoch im Vorfeld den Anschein, als ob er ein gewisses Talent für den Rallyesport mitbringen würde. Und so sollte seine erste grosse Veranstaltung die 51. Rallye Wartburg in Eisenach sein. Das Auto; ein angemieteter Suzuki Swift Sport. Der Beifahrer; ich - da Siggi Schrankl verletzungsbedingt ausgefallen ist.

Mein Gefühl sagte mir im Vorfeld, dass dies seit langer Zeit eine etwas andere Rallye für mich werden wird. Zum einen wegen der steten Ungewissheit und des fehlenden Vertrauens sich neben jemanden zu setzen, den man praktisch nicht kennt. Zudem noch bei einer so anspruchsvollen Veranstaltung wie der Rallye Wartburg. Zum anderen weil dem Copiloten im Anlernen eines Neulings viele zusätzliche Aufgaben und Verantwortung übertragen werden, die in einem eingespielten und erfahrenen Team geteilt werden und klar definiert sind. Es war mir von vornherein klar, dass dies diesmal nicht der Fall sein wird. Und so ging es eigentlich nur darum die Anzahl der "Aha-Erlebnisse" so gering wie möglich zu halten. Nach meiner Rechnung gab es davon lediglich 5.

#1: Man konnte schon beim Training der Wertungsprüfungen (WP) erkennen, dass die Fahrzeuge, die vor uns über die Strecken fuhren durch konsequentes "cutten" der Kurven sehr viel Dreck auf die Strasse bringen würden. Wenn man dies nicht in irgendeiner Art und Weise beachtet und im Aufschrieb vermerkt, kann es dort sehr gefährlich werden. Und obwohl ich im Aufschrieb eine Recht 3 in Links 3 Kombination mir einem "rollt" versah, tappten wir in diese Falle, rutschten untersteuernd in die linke Grasnarbe direkt auf einen Strommast zu und mit übersteuerndem Heck in die anschliessende Links - ebenfalls nicht auf der Straße, wie ursprünglich vorgesehen. Markus hat diese Situation aber sehr gut gemeistert, während ich mich kurzzeitig schon mit dem Gedanken anfreundete dem Strommast in der Mittelkonsole "Guten Tag" zu sagen.

#2: Zeitkontrolle (ZK) Serviceausfahrt am Sonntag Morgen. Wir standen am gelben Schild, das die ZK ankündigt. Markus dreht sich kurz nach hinten und in dem Moment dämmerte es uns gleichzeitig: Die Helme! - Die lagen über Nacht im Servicefahrzeug und wurden am Morgenservice schlichtweg vergessen. Nach der ZK rannte ich schnell zurück zum Service, holte die Helme während Markus kurz hinter der ZK auf mich wartete. Das hätte böse ins Auge gehen können. Von der ersparten Peinlichkeit ganz zu schweigen.

#3: Der Suzuki besitzt eine Einschweisszelle, die im Bereich hinter den Sitzen über ein Doppelkreuz verfügt. Die Helme liegen in einem Netz zwischen diesen beiden Kreuzen, an dass man nur über die Heckklappe Zugang erhält. Will man sich seinen Helm nun aufsetzen, muss man zuerst aus dem Fahrzeug aussteigen, die Schnellverschlüsse der Heckklappe öffnen, die Helme heraus nehmen und die bereits erwähnten Schnellverschlüsse wieder schliessen. Ich denke es ist klar was passiert, wenn man den letzten Punkt in diesem Arbeitsablauf vergisst... Es fiel uns erst auf als wir nach dem Ziel der WP unsere Helme wieder verstauen wollten, und eine geöffnete Heckklappe vorfanden, die während der WP ein augenscheinliches Eigenleben führte.

#4: Notausgänge sind da, um sie im Notfall zu benutzen. Auch wenn sie manchmal nicht als solche zu identifizieren sind. Der Zeitverlust beim zu späten Anbremsen einer "Links 3 rollt" waren lediglich 7 Sekunden. Ein Baum oder Graben hätte an dieser Stelle aber nicht nicht sein dürfen.

#5: Wenn man vor der letzten WP mit über 3 Minuten Vorsprung in Führung liegt, dann sagt einem eigentlich der gesunde Rallyeverstand, wir schaukeln das Ding nach Hause und minimieren das Risiko damit das Auto auf keinen Fall Schaden nimmt. Wenn man allerdings einem vorausfahrenden Fahrzeug ins Heck fährt, um ihm zu signalisieren dass man vorbei will und anschliessend noch immer aufgebracht und ungezügelt über einen hohen Bordstein fährt, dann muss derjenige noch viel über den Rallysport lernen.

Aber dafür waren wir ja da. Um Erfahrung zu sammeln. Und die sind, was das fahrerische Potential von Markus betrifft, als durchaus positiv zu bewerten. Seine Zeiten steigerten sich zusehends. So war er zum Beispiel in der Nachtetappe gerade einmal 3-6 Sekunden langsamer als bei Tageslicht, konnte am Sonntag erste klare Bestzeiten setzen und sich im Gesamtklassement stetig nach vorne arbeiten. Am Ende gewannen wir bei unserer Premiere die Klasse N2 und belegten den 27. Gesamtplatz.

Im Regen ohne Chance

Die Geschichte ist kurz erzählt... Der Himmel öffnete seine Schleusen und wir wurden nass. Ohne jede Chance auf den Gesamtsieg beim 5. Lauf der HJS Diesel Rallye Masters in und um Laichingen/Baden-Württemberg erreichten Thomas und ich den 4. Platz, verteidigten damit unseren 2. Platz in der Gesamtwertung und sind weiterhin beste HJS-Junioren.

Zu verhalten und vorsichtig gingen wir am Vormittag auf die ersten 4 Wertungsprüfungen (WP) und konnten bei Niederschlagsmengen von bis zu 40 Liter pro Quadratmeter das Tempo der Spitze nicht mitgehen. Auf der anderen Seite gingen wir, zur Freude unserer arg gebeutelten Kriegskasse, unter diesen schwierigen Bedingungen auch kein unnötiges Risiko ein und machten nichts am Diesel-Golf kaputt. Da alle anderen, die deutlich schneller als wir fuhren, aber auch keine Fehler machten, sollte uns dies für die Zukunft zu denken geben!

In Führung lagen zu diesem Zeitpunkt der Meisterschaftsführende Björn Mohr, vor Vorjahresmeister Holger Knöbel (beide Opel) und Konstantin Keil im VW Golf. Wir lagen auf dem 5. Platz hinter unserem Hauptkonkurrenten um den Titel Bester HJS-Junior Johannes Fürst, den ich mit seinem Allrad-Subaru unter diesen widrigen Bedingungen eigentlich als unschlagbar eingestuft hätte. Zum Mittag deuteten sich jedoch Elektronikprobleme am Subaru an, die schliesslich in der Aufgabe endeten. Damit war der Weg für uns zu einem glücklichen aber auch undankbaren 4. Platz frei - von hinten drohte zu diesem Zeitpunkt bereits keinerlei Gefahr mehr.

Am Nachmittag lief es für uns bei weniger Regen beziehungsweise abtrocknenden Bedingungen etwas besser und wir konnten uns auf 4 WPs unter den Top 3 Dieselfahrzeugen platzieren. Schliesslich half aber auch dies nichts mehr, um noch etwas nach vorne ausrichten zu können.

Für mich bleibt als selbstkritisches Fazit:
Wir können mit unserer gezeigten Leistung nicht zufrieden sein. Ich sehe dies jedoch als Chance und durchaus auch als gutes Zeichen wieder einmal zu wissen, in welchen Bereichen wir uns noch verbessern müssen, um den hohen Anspruch den wir an uns haben in allen Belangen gerecht zu werden.

Kühle Köpfe

Heiss war es gewesen... nicht nur bei Aussentemperaturen von über 35°C, sondern auch um den Gesamtsieg beim 4. Lauf zur HJS Diesel Rallye Masters der Rallye Niedersachsen im beschaulichen Osterode am Fusse des Harzes. Die erste Rallye in diesem Jahr mit konstanten Wetter, bewahrte für alle Teilnehmer gleiche und faire Bedingungen. Mochte also der Schnellste von ihnen gewinnen.

Wir kannten zwei von fünf verschiedenen Wertungsprüfungen (WP) noch aus dem Jahr 2007 und nutzten das Training am Freitag Nachmittag, um unseren Aufschrieb an Thomas fahrerische Entwicklung anzupassen. Viele Kurven schreibt er inzwischen schneller und auch unser System hat sich in den letzten Jahren immer weiter verbessert. Interessanterweise fällt das einem aber erst dann auf, wenn man den Vergleich mit der Gegenwart hat. Zudem glichen zwei für uns neue WPs ein wenig dem Charakter, wie man ihn bei Thomas' geliebter Wartburg Rallye vorfindet. In der Summe waren wir alle bei Toro-Motorsport eigentlich sehr optimistisch gestimmt. Aber ohne Kampf geht es in der HJS-DRM schliesslich nie aus, dass wissen wir inzwischen alle sehr genau.

Samstag morgen am Start der WP 1. Ich erinnerte Thomas an seine feinen Leistungen auf diversen WPs, die er in diesem Jahr schon zeigte. Und dann ging es auch schon los. Wir fuhren die vierte Zeit, verloren aber fast 10 Sekunden auf unseren Markenkollegen Konstantin Keil, der mit einer klaren Bestzeit seine Ambitionen mehr als deutlich machte. Auf WP 2 verloren wir etwas Zeit beim Anbremsen zweier Schikanen, fuhren auf den kurzen Schotterabschnitten zu verhalten und erzielten somit lediglich die achte Zeit. Allerdings immer noch in Reichweite der Spitze. Die bestand zu diesem Zeitpunkt aus dem bereits erwähnten Keil und dem derzeit Führenden im Diesel-Masters Björn Mohr. Wir mussten also weiter reinhalten, um unsere Chance zu wahren und den Kontakt zur Spitze nicht zu verlieren. Auf WP 3 konnten wir mit der zweitbesten Zeit ein wenig vom Vorsprung Keils abknabbern. Mit 15 Sekunden Rückstand kamen wir auf dem 4. Platz in den ersten Service, wo wir keinerlei Probleme am Fahrzeug melden konnten. Nur kühlen Diesel für den Golf... und Wasser für uns.

Nach dem Service ging es auf die WP Lerbach. Einem nur 1,9 km langem Sprint bei dem vom Start bis zum Ziel 400 Höhenmeter bewältigt werden mussten. Im Ziel trennten die ersten drei auf der WP lediglich 0,4 Sekunden und wir als zweite wieder vorne mit dabei. Nach technischen Problemen an Keils Golf, kam der bis dato Führende zu spät an eine Zeitkontrolle und musste 80 Strafsekunden hinnehmen. Beim anschliessenden 20 km langen Rundkurs verabschiedete sich Vorfahresmeister Holger Knöbel aus dem Kampf um den Sieg, nachdem Copilot Harald Brock ihn eine Runde zuviel fahren liess. Damit wurde es ein Zweikampf zwischen dem Team Mohr/Becker im Opel und uns. Beim zweiten Service trennte uns lediglich 5,9 Sekunden. Volle Attacke am Nachmittag, gab ich als Devise aus und trotzte damit allen Beschwichtigungen von Teamchef Heinz-Uwe Robel, die Position zu halten. Wenn sich einem die Erfolgstür öffnet, man bewusst seine Möglichkeiten abschätzt, dann muss man seine Chance nutzen und kämpfen. Das sah ich schon immer so.

Gesagt - getan. Wir fuhren Bestzeit auf WP 6, die zweite Zeit auf WP 7 und die dritte Zeit auf WP 8 und übernahmen vor dem letzten Service mit 1,9 Sekunden Vorsprung die Führung von Mohr/Becker, die plötzlich Leistungsprobleme bemängelten. Es schien uns also alles in die Hände zu spielen, wo noch drei WPs zu fahren waren.

Das zweite Bergrennen bei Lerbach krönten wir mit unserer zweiten Bestzeit und bauten unseren Vorsprung auf 7,1 Sekunden aus. Das müssen wir eigentlich jetzt nur noch verwalten, dachte ich, da der Leistungsverlust an Mohrs Opel echter Natur zu sein schien. Zwei WPs noch zu fahren. Doch Björn Mohr schien noch einmal zurückschlagen zu wollen, nahm uns auf WP 10 4 Zehntel ab und reduzierte seinen Rückstand auf 6,7 Sekunden. Volle Konzentration auf die letzte WP. Wir brannten eine weitere Diesel-Bestzeit und 8. Gesamtzeit in den Asphalt, behielten einen kühlen Kopf, und holten unseren ersten Sieg in der HJS-DRM seit dem Beginn unseres VW Diesel-Projektes vor einem dreiviertel Jahr.

In der HJS-DRM konnten wir mit dem Sieg unseren 2. Platz festigen und schauen frohen Mutes auf die nächste Veranstaltung, der Rallye Baden-Württemberg.

An dieser Stelle möchte ich allen danken, die uns auf unserem bisherigen Weg zu diesem Erfolg unterstützten und, trotz aller Skepsis von aussen, immer an uns glaubten. Wir beweisen stets aufs Neue, wie man mit bescheidenen Mitteln, kontrolliertem Gasfuss, und gutem Teamwork, die etablierte Rallyewelt ins Wanken bringen kann und werden uns weiterhin darum Bemühen an dieser Philosophie festzuhalten.

Pflicht ohne Kür

Durch unsere Erfolge im HJS Diesel Rallye Masters sammelten wir parallel fleissig Punkte für zwei weitere Meisterschaften, dem ADAC Rallye Masters und dem ADAC Rallye Junior Cup. Spontan entschieden wir uns daher für eine Teilnahme ausserhalb der HJS-DRM, der Rallye Stemweder Berg, um für die letztgenannten zwei Meisterschaften erneut wichtige Punkte einzufahren. Als einzige Teilnehmer in unserer Division war die Ausgangslage klar. Es gab maximal 10 Punkte zu gewinnen. Dafür mussten wir lediglich das Ziel erreichen - soviel zum Thema Pflicht. Damit wollten wir es jedoch nicht belassen. Es bestand nämlich durchaus die Möglichkeit mit einer guten Leistung auch in der Gesamtwertung unter die Top 10 zu kommen und damit zusätzliche Punkte zu holen.

Während des gesamten Wochenendes fühlte ich mich ein bisschen in die Anfangszeit bei Toro-Motorsport zurückversetzt. Mit dem Robel Gespann und mir bestand die anwesende Fraktion lediglich aus drei Teammitgliedern und bedeutete im Detail: Nachtanreise im Servicefahrzeug, kaum Schlaf, wenig Essen und eigene Servicearbeiten am Diesel-Golf. So auch am morgen, als es darum ging, mit welchen Reifen wir fahren sollten. Dunkle Regenwolken und warmer Sonnenschein begleiteten einen konstanten Wind und machten die Entscheidung sehr schwierig. Letztendlich lagen wir mit unserer Wahl immer daneben. Wenn es regnete, wechselten wir im Service auf den Intermediate Reifen, um am Start der nächsten WP staubtrockene Strassenbedingungen vorzufinden - scheinte die Sonne, wählten wir den Trockenreifen, damit Petrus schliesslich extra für uns seine Schleusen öffnen konnte. Trotzdem fuhren wir konstant Zeiten in den Top 15. Mit dem Verlust des Rückwärtsganges endeten jedoch unsere Ambitionen weiter zu attakieren. Das Risiko war einfach zu gross sich bei einem der vielen Abzweigen zu verbremsen, nicht mehr zurücksetzen zu können und damit unsere sicheren Punkte aufs Spiel zu setzen. Mit dieser Vorgabe spulten wir unser Nachmittagsprogramm ab und starteten nach dem letzten Service zum abschliessenden Zuschauerrundkurs - Thomas' Spezialität. Nach der ersten Runde hatten wir den 10 Sekunden vor uns gestarteten Teilnehmer bereits eingeholt, als es komische Geräusche aus der Getriebeeinheit gab. Thomas konnte keinen Gang mehr einlegen. Das war es dann wohl, dachte ich. Nachdem wir langsam Richtung Rundkursausfahrt rollten, fand Thomas doch noch einen funktionierenden Gang, den dritten. Ich wies ihn sofort an, die Ausfahrt zu nehmen und dafür die Maximalzeit einzustreichen. Mit einem maroden Golf erreichten wir schließlich das Ziel, stellten den Golf im Parc Ferme ab und nahmen die angepeilten 10 Punkte mit nach Hause. Als Fazit bleibt für mich, dass es durch die Probleme am Ende doch noch recht aufregend gewesen ist, ich solche Szenarien aber nicht noch einmal erleben möchte. Auszuschliessen ist es aber nicht - that's rally.

Glücklicherweise kam der Getriebeschaden bei dieser Rallye und nicht erst in zwei Wochen beim nächsten HJS-DRM Lauf in Niedersachsen. Das hätte uns mit Sicherheit mehr weh getan. Die Mechaniker von Toro-Motorsport haben das Getriebe schon längst ausgebaut und den Komplettverlust vom 4. und 5. Gang diagnostiziert. Drücken sie uns die Daumen, damit der Golf rechtzeitig wieder fährt.

Schadensbegrenzung

Eine weite Anreise hatten wir am Wochenende von Berlin, beziehungsweise Laubusch, nach Saarwellingen. Die Litermont Rallye ist eine von drei großen Rallyes im Saarland und bekannt für ihre Kompaktheit, schnellen Wertungsprüfungen (WP) und einer traditionell hohen Ausfallquote. Da es für Thomas und mich die erste gemeinsame Rallye in dieser Region war, wollten wir unbedingt ins Ziel kommen, nicht allzu viel riskieren und abwarten, wo wir am Ende stehen, auch schon in Hinblick auf die HJS-DRM. Eine unerwartet schwierige Mission sollte es werden.

Kurz nach dem Start auf dem Rathausplatz ging es für uns bei hochsommerlichen Temperaturen auf die erste WP, den Schotterrundkurs "Blechenhänsch". Nachdem wir zwei Runden problemlos absolvierten, startete der Skoda von Daniel Schmidt direkt vor uns in die WP. An ein Vorbeikommen vor dem beginnenden Schotterstück war nicht zu denken. Was folgte war ein Blindflug im aufgewirbelten Staub des Skodas bis zur Ausfahrt aus dem Rundkurs. Dem Daniel Schmidt konnten wir für den Zeitverlust keinen Vorwurf machen. Der Unfähigkeit des WP-Starters aber sehr wohl, da wir nicht die einzigen waren, die durch ein solches Malheur viel Zeit verloren.

Nach der übervorsichtigen elfbesten Zeit unter den Dieseln auf der WP 2, würgten wir am Start der längsten WP "Hoxberg" den Motor ab. Nach einer gefühlten Ewigkeit brachte Thomas den Motor zwar wieder zum Laufen, aber eine gute Zeit kann man so natürlich nicht erzielen. Verständlich, dass meine Stimmung beim ersten Service auf dem Nullpunkt war. Die Spitze war schon 41 Sekunden weg. Wir lagen auf dem 8. Platz und waren schlechteste Junioren. Das einzige positive war, dass unsere defensive Strategie durch selbstverschuldete Fehler und Pech perfekt umgesetzt wurde...

Daher blieb uns nichts anderes übrig, als mit mehr Aggressivität in die zweite Schleife und dem bereits erwähnten Schotterrundkurs "Blechenhänsch" zu gehen. Mein Hinweis an den Starter, die Teilnehmer diesmal mit etwas mehr "Weitsicht" in die WP starten zu lassen, wurde erhört. Wir fuhren die drittbeste Zeit und konnten unseren Rückstand etwas in Grenzen halten. Nach WP 7 waren wir zwar immer noch auf dem 8. Platz, allerdings lagen zwischen Josef Wecker im Opel auf Platz 4 und uns nur noch 13 Sekunden. Unglücklicherweise wurde die folgende WP vom schweren Unfall des Teams Moufang/de Fries im 1er BMW überschattet. Die junge Beifahrerin Sophie de Fries musste mit Wirbelsäulenproblemen daraufhin leider ins Krankenhaus transportiert werden.

Begünstigt durch den Ausfall von Josef Wecker und einem verbogenen Querlenker am Opel von Vorjahresmeister Holger Knöbel konnten wir uns bis zum zweiten Service auf den 6. Platz verbessern. Mit unserer Leistung waren wir aber noch immer nicht zufrieden. Durch einem Verbremser hier und kleineren Getriebeproblemen da, gestaltete sich unsere Aufholjagd als äußerst schwierig. Und so mussten wir eine weitere Schippe nachlegen. Zum dritten mal stand der Schotterrundkurs "Blechenhänsch" an und erneut wurde uns ein Strich durch die Rechnung gemacht. Nach einem Fahrfehler tauchte urplötzlich der Skoda von Dominik Fischer vor uns auf. 13 Sekunden verloren wir bei der langsamen Fahrt im stehenden Staub auf unsere VW Markenkollegen und direkten Konkurrenten Konstantin Keil auf Platz 3, vier weitere auf der folgenden WP. Ein Platz auf dem Podium, schien damit ausser Reichweite, aber auf den 4. Platz wollten wir noch. Unser Rückstand betrug 14 Sekunden und zwei WP's waren noch zu fahren. "Maximum Attack" gab ich als Devise aus. Und tatsächlich: mit zwei zweitbesten Zeiten waren wir zuerst 2 und kurz darauf 14! Sekunden schneller als Dominik Fischer und konnten damit schließlich den 4. Platz doch noch erkämpfen. Wie eng es zwischen Platz 4 und 6 wirklich war, zeigt ein Zeitunterschied nach 14 WP's von lediglich 2,4 Sekunden, den wir zu unseren Gunsten gewinnen konnten.

In der HJS-DRM liegen wir nun nach 3 von 7 Veranstaltungen punktgleich mit Johannes Fürst auf dem 2. Platz und teilen uns die Spitzenposition in der internen Juniorwertung.

Ausrufezeichen gesetzt

Ausgeschlafen und bestens vorbereitet starteten wir am letzten Wochenende bei der 23. Rallye Sulinger Land zum 2. Lauf der HJS-DRM - müde und glücklich fuhren wir wieder nach Hause. Doch der Reihe nach.

Der Charakter der diesjährigen Rallye Sulingen lässt sich auf folgende Eckpunkte zusammenfassen: perfekte Organisation, volles Starterfeld und 13 anspruchsvolle Wertungsprüfungen (WP). Vier am Vormittag, zwei davon auf dem berühmt berüchtigten IVG Gelände, und zwei lange Kanten am Nachmittag mit harten Schotterabschnitten und endlosen Abzweigen; allesamt zweimal zu absolvieren. Den Abschluss bildete ein Rundkurs direkt in der Stadt Sulingen.
Da es am Vortag regnete, erwiesen sich, trotz strahlenden Sonnenscheins, die weicheren Intermediate Reifen von Hankook als die eindeutig bessere Wahl unter den zwei Reifentypen, speziell für die "Schiedsrichter WPs" in den Wäldern des rutschigen IVG Geländes. Mit zwei Bestzeiten und trotz eines Verbremsers setzten wir uns in der ersten Runde hinter Daniel Schmidt und Björn Mohr auf dem 3. Platz fest. Zurück im Service konnten wir lediglich von unserem ersten Karosserieschaden seit 4 Jahren (!) berichten. In einem ausgefahrenen "Cut" löste sich ein Teil der Heckverkleidung. Ansonsten lief der Golf während der gesamten Rallye wie ein Uhrwerk.

Mit den selben Reifen ging es in die zweite Vormittagsrunde. Mit Kopf und Platz für Reserven hielten wir Platz 3. Björn Mohr konnte sich inzwischen an der Spitze behaupten, während sich zwischen Daniel Schmidt und uns ein Kampf um Platz 2 anbahnte. 8 Sekunden Rückstand auf Schmidt reichten aus, um Thomas' Kampfgeist zu wecken. Mit Slicks fuhren wir auf der 20 km langen WP "Dillenberg" 10 Sekunden schneller, zwei WP's später bei einsetzendem Regen und stehendem Wasser mit kontrollierter Offensive weitere 4 beziehungsweise 6 Sekunden. Björn Mohr war an diesem Tag nicht zu halten und uns mit der besseren Reifenwahl bereits enteilt. Nachdem die WP 11 wegen eines Unfalls ohne Personenschaden neutralisiert wurde, konnten wir das Wochenende mit einer klaren Bestzeit auf dem Rundkurs Sulingen abrunden und einen 2. Platz unter den Dieselfahrzeugen feiern.

In der HJS-DRM liegen wir nach zwei Veranstaltungen auf dem 3. Platz und schauen optimistisch auf die kommenden Veranstaltungen, nicht zuletzt weil Thomas während der letzten zwei Rallyes seine Potential unter den verschiedensten Bedingungen unter Beweis stellen konnte.

Anfang vom Ende vom Anfang

Als ich das letzte Mal in einem Kart saß, fuhr ich bei einem Slalom Clubrennen auf dem Platz des früheren Avus-Fahrerlagers in Berlin. Damals noch mit einem dicken Polsterkissen im Rücken und dem alten Integralhelm meines Vaters, der wohl alle Wertungsprüfungen der DDR-Meisterschaft gesehen hat, mir viel zu gross war und sogar noch mit den Telefonelementen der selbstgebauten Gegensprechanlage ausgerüstet war, natürlich ohne Visier, war ja ein Rallyehelm.

Meine damalige Konkurrenz hatte durchweg schon Erfahrung und teilweise sogar eigene Karts gehabt. Meine ersten Erlebnisse mit Gas und Bremse machte ich auf einer Simson S50 in den Wäldern bei Bernau, übrigends mit dem selben Helm. Im Kartsport war ich aber absoluter Rookie und wurde während der ersten beiden Durchgänge auch glatt wegen Auslassens diverser Pylonentore disqualifiziert. Beim dritten Durchgang hat aber schließlich alles gepasst. Gut genug für einen 3. Platz, einen kleinen Pokal und einen stolzen Vater. Und das war es dann erst einmal... Fortan konzentrierte ich mich auf die Leichtathletik und den Langstreckenlauf, nicht weniger erfolgreich aber bedeutend strapaziöser und vor allem preiswerter.

Genau 20 Jahre später sass ich an diesem Wochenende wieder einmal in einem Kart. Als Erinnerung an diesen Tag bleiben eine Pole Position, die schnellste Rennrunde, ein Start-Ziel Sieg, eine kleine Selbstreflektion in die Vergangenheit und die kurze Frage: "Was wäre wenn?"

Ich möchte mich auf diesem Wege bei allen Freunden bedanken, die dieses Rennerlebnis möglich machten. Es war ein wirklich tolles Geburtstagsgeschenk. Mein Dank gilt außerdem dem
Kartland in Reinickendorf für die perfekte Organisation.

Klassiker im Erzgebirge

Eine klare Zielsetzung hatten wir zur 47. Erzgebirgsrallye, dem ersten Lauf der HJS Diesel Rallye Masters. Ein Platz unter den ersten fünf bei den Dieseln sollte her und um den Sieg bei den Junioren wollten wir mitkämpfen. Ein Seuchenjahr wie 2009 möchten wir nicht noch einmal erleben und so gingen wir mit dieser Zielsetzung hochmotiviert in Stollberg an den Start. Schon beim Recce fiel mir auf wie fokussiert Thomas den Aufschrieb erstellte und wie er meine Ratschläge mit offenen Ohren einarbeitete. Ich hatte die Vorahnung, dass er sich auf diese Veranstaltung sehr gut vorbereitet hat, um unbedingt vorne mitzumischen.

Die HJS-DRM hat mit Hankook für die nächsten drei Jahre einen neuen Reifenausrüster. Unsere Erfahrungen mit diesem Reifen lagen bei Null. Im Servicepark brach kurz vor dem Start bei allen Teams hektisches Treiben aus. Das Wetter war sehr instabil und die richtige Reifenwahl ein Lotteriespiel. Wir entschieden uns als eines von zwei Teams für den härteren Trockenreifen. Am Start von WP 1 fing es pünktlich leicht zu regnen an. Wir fuhren trotzdem überraschend hinter Johannes Fürst und Vorjahresmeister Holger Knöbel die drittbeste Zeit, wussten aber um unsere völlig falschen Reifen für den Klassiker der Erzgebirgsrallye, dem Rundkurs in Grünhain. Auf der Strasse stand das Wasser, Schnee von oben tat sein Übriges dazu. "Hier werden uns alle richtig eine einschenken", dachte ich kurz vor dem Start. Unglücklicherweise kamen wir nur eine halbe Runde weit. Der Subaru von Roland Bracht, ebenfalls mit Trockenreifen ausgerüstet, drehte sich bei hoher Geschwindigkeit in eine Böschung und kam auf der anderen Strassenseite an einem Baum zum Stehen. Als erste am Unfallort, befahl ich Thomas sofort anzuhalten, da es keine Reaktionen der beiden Piloten im Auto gab. Wir hielten an, stiegen aus und baten die folgenden HJS-Teilnehmer es uns gleich zu tun. Beide Subaru Fahrer konnten sich schliesslich eigenhändig aus dem Fahrzeugwrack befreien und ging es bis auf ein paar Prellungen gut. Alle HJS-Teilnehmer entschieden sich geschlossen die WP zu verlassen und nicht zu Ende zu fahren. Dies unterstreicht den beispielhaften Zusammenhalt in der HJS-DRM.
Der erste Tag endete mit den richtigen Reifen ausgerüstet und der verhaltenen siebtbesten Zeit auf WP 3. Übernachten konnten wir aber in der Summe trotzdem auf einem hervorragenden 3. Platz, als zweitbeste Junioren.

Die Prämisse für Tag 2 der Erzgebirgsrallye lag in der Verwaltung der bestehenden Platzierung. Wir fuhren kontrolliert erneut die 3. Zeit auf der längsten WP des Wochenendes, dem 17 km langen Rundkurs in Jahnsdorf. Es folgte unser Highlight des Wochenendes: die erste WP-Bestzeit innerhalb der HJS Diesel Wertung seit unserem Engagement 2009. Beim anschliessendem Service wurden wir vom gesamten Team zur Ruhe gemahnt. Meiner Meinung nach ungerechtfertigt, da es dafür keinen Grund gab und die herausgefahrene Bestzeit für uns selbst überraschend kam. Sie wurde absolut sicher und ohne grosses Risiko umgesetzt. Wir verbesserten unseren Aufschrieb sogar noch während der WP. Trotzdem ein schönes Gefühl und die Gewissheit, dass mit uns in diesem Jahr zu rechnen ist.

Auf der zum zweiten Mal zu fahrenen WP Jahnsdorf kam dann unser unspektakuläres Aus. Nach einer tief ausgefahrenen Furche auf einem Schotterstück gab es einen heftigen Schlag im Auto und Thomas beklagte fortan keine Leistung mehr. Nach zweimaligen Anhalten konnten wir die Quelle nicht finden und vermuteten ein altes technisches Problem mit dem Dieselpartikelfilter.

Die heutige Untersuchung des VW Golfes ergab jedoch, dass durch den erwähnten Schlag die Halterung am Ladeluftkühlers abriss und es somit kein Ladedruck mehr gab. Ein lösbare Aufgabe für die Jungs von Toro-Motorsport bis zur Rallye Sulingen in drei Wochen...